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Wirtschaft: VW-Betriebsrat fordert Tarifkompromiss

Verhandlungen vor der Entscheidung/Gute Chancen für Opel-Standort Rüsselsheim gegen Trollhättan

Berlin – Vor der entscheidenden Verhandlungsrunde bei Volkswagen hat Betriebsratschef Klaus Volkert eine Einigung gefordert. „Jetzt muss ernst gemacht und ein Kompromiss zur Sicherung der Arbeitsplätze gefunden werden“, appellierte Volkert am Sonntag am Konzernsitz in Wolfsburg. Die IG Metall hat vor der inzwischen sechsten Verhandlungsrunde am heutigen Montag einen Teil der VW-Beschäftigten zu befristeten Warnstreiks aufgefordert.

Unterdessen berichtete die schwedische Zeitung „Dagens Nyheter“ unter Berufung auf eine „zentral platzierte Quelle bei GM“, im Standortwettbewerb zwischen den beiden General-Motors-Töchter Opel (Rüsselsheim) und Saab (im schwedischen Trollhättan) hätten sich die Deutschen durchgesetzt. Demnach soll die Produktion der Mittelklassemodelle Opel Vectra und Saab 9.3 in Rüsselsheim konzentriert werden. Ausschlaggebend sei schließlich die geografische Lage von Rüsselsheim in der Mitte Europas, schreibt die schwedische Zeitung. Rüsselsheim und Saab mussten bis Sonntag ihre Standortkonzepte für die künftige Fertigung der Mittelklassewagen in der GM-Zentrale in Detroit einreichen. Mit einer Entscheidung wird aber erst im kommenden Frühjahr gerechnet. GM schreibt seit Jahren Verlust in Europa und will deshalb Kapazitäten und Arbeitsplätze abbauen. Am Opel-Stammsitz in Rüsselsheim und im Bochumer Opel-Werk sollen jeweils rund 4000 Stellen gestrichen werden.

Bei VW hatten die Parteien in den vergangenen Wochen immer wieder betont, die Situation dürfe nicht so dramatisch werden wie bei Opel. Allerdings schreibt der Konzern mit seiner Konzernmarke VW Verluste und beklagt die hohen Produktionskosten in den sechs westdeutschen Werken. Bis 2011 will Personalvorstand Peter Hartz deshalb die Arbeitskosten um 30 Prozent oder zwei Milliarden Euro reduzieren.

Betriebsratschef Volkert sagte am Sonntag, die 103000 VW-Beschäftigten im Westen erwarteten eine „dauerhafte und nachhaltige Sicherung“ der Arbeitsplätze. Dafür seien sie zu Zugeständnissen bereit. Volkert erinnerte an innovative Tariflösungen wie die Vier-Tage- Woche und das Arbeitsmodell 5000 mal 5000, mit denen sich VW einen guten Namen gemacht habe. „Ein derartiges Gut darf nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden“, sagte Volkert.

Nach Einschätzung des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) in Geislingen sind die Arbeitsplätze in der deutschen Autoindustrie relativ sicher. Zwar könnten bei den Herstellern bis zum Jahr 2010 knapp 35000 Stellen verloren gehen. Gleichzeitig würden jedoch bei den Zulieferern rund 19000 Stellen zusätzlich geschaffen. Insgesamt erwartet das Institut daher einen moderaten Rückgang der Zahl der Arbeitsplätze von heute 772500 auf 755400 im Jahr 2010. Da die Produktivität in den nächsten Jahren schneller steige als der Absatz, bauten die Hersteller Stellen ab. Durch die weitere Verlagerung von Fertigungsschritten auf die Zulieferer entstünde bei diesen zusätzlicher Arbeitskräftebedarf. Bereits zwischen 1995 und 2003 haben die Zulieferer laut IFA die Zahl der Arbeitsplätze um mehr als 75000 erhöht.

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