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Wirtschaft: VW: Eine gerechte Strafe (Kommentar)

Damit der größte Autohersteller Europas überhaupt etwas merkt, muss schon kräftiger zugelangt werden. Dieser Einschätzung der EU-Kommission hat sich der Europäische Gerichtshof angeschlossen und eine Strafe verhängt, die nur marginal unter der von der Kommission geforderten Summe liegt.

Damit der größte Autohersteller Europas überhaupt etwas merkt, muss schon kräftiger zugelangt werden. Dieser Einschätzung der EU-Kommission hat sich der Europäische Gerichtshof angeschlossen und eine Strafe verhängt, die nur marginal unter der von der Kommission geforderten Summe liegt. Recht so, denn VW hat sich regelwidrig und obendrein ziemlich dreist verhalten. Bereits vor fünf Jahren forderte die Kommission die Wolfsburger auf, die Gängelei der VW-Händler nicht zu übertreiben. Mit der Macht eines Marktführers war erpresst worden: Damit italienische VW-Verkäufer nach der Lira-Abwertung nicht massenhaft Autos ins benachbarte Österreich oder nach Deutschland lieferten, mussten sie sich verpflichten, 85 Prozent ihrer Pkw in Italien abzusetzen. Mit Marktwirtschaft und Wettwerb hat das nicht viel zu tun. Und ein Einzelfall ist das auch nicht: Vermutlich werdendemnächst ähnliche Strafen unter anderem gegen Daimler-Chrysler und Opel verhängt. Die Sitten in der Branche fußen nicht zuletzt auf der so genannten Gruppenfreistellungsverordnung (GVO). Dort ist festgeschrieben, dass die Hersteller ihre Neuwagen ausschließlich über das eigene Händlernetz verkaufen und die Händler ihrerseits nur Autos einer Marke vertreiben dürfen. Die Erfinder der GVO meinten, dass Autos von Experten gewartet werden müssen; exklusive Händler und ihre Werkstätten schienen das am ehesten zu gewährleisten. Doch die Verordnung hat sich überlebt, in zwei Jahren läuft sie in ihrer jetzigen Form aus. Der Umgang mit dem Fall VW lässt hoffen, dass die Kommissare im Jahr 2002 die GVO richtig einstufen. Und dann wird womöglich irgendwann auch der Kunde vom Wettbewerb auf dem Automarkt profitieren.

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