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Wirtschaft: VW-Gewinn schrumpft auf ein Drittel

Ergebnisrückgang im ersten Quartal deutlich stärker als erwartet/Das zweite Halbjahr soll wieder besser werden

Berlin (vis/hof/HB). Europas größter Autokonzern hat im ersten Quartal diesen Jahres deutlich weniger verdient als erwartet. Zwar hatte Volkswagen bereits vor einem Gewinnrückgang in den ersten drei Monaten gewarnt. Der Rückgang des Ergebnisses vor Steuern auf 331 Millionen Euro fiel aber mit einem Minus von rund 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal stärker aus, als von Analysten prognostiziert. Gleichzeitig bestätigte Volkswagen aber seine Prognose, dass sich das operative Ergebnis im weiteren Jahresverlauf „erheblich verbessern“ werde. Dann sollen nämlich die neuen Modelle verkauft werden, die bisher nur Kosten produzieren.

Insgesamt blieb der Konzern bei der bereits im März gegebenen Einschätzung, dass Volkswagen das operative Ergebnis des Vorjahres von 4,76 Milliarden Euro nicht werde erreichen können. VWVorstandschef Bernd Pischetsrieder hatte die Anleger bereits bei der Vorlage der Bilanz 2002 in Dresden auf ein äußerst schwaches erstes Quartal vorbereitet. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten aber im Schnitt nur mit einem Rückgang des Ergebnisses vor Steuern um 50 Prozent gerechnet.

Auch wenn es nun noch schlechter als befürchtet ausfiel, konnte die VW-Aktie zunächst zulegen. Der Markt gehe davon aus, dass im ersten und zweiten Quartal der Tiefpunkt erreicht sei und „dass danach der neue Golf und der Touran frischen Wind bringen“, sagte ein Analyst. Bis zum Handelsschluss verlor das VW-Papier jedoch im negativen Umfeld 0,65 Prozent auf 32,12 Euro.

VW nannte gleich mehrere Gründe für den Umsatzrückgang (minus 2,7 Prozent auf 20,7 Milliarden Euro) und den Gewinneinbruch im Vergleich zum ersten Quartal 2002: Da ist zum einen die anhaltend schwache Autokonjunktur im schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld. In Europa (minus 4,9 Prozent) und Nordamerika (minus vier Prozent) gingen die Auslieferungen von VW zurück. In den USA war der Rückgang sogar mit einem Minus von 10,8 Prozent noch dramatischer. Das erklärte VW damit, dass der Konzern auf dem insgesamt weiter rückläufigen US-Pkw-Markt weniger Verkaufsförderungsmaßnahmen betreibe als dort üblich. Insgesamt konnte VW aber im ersten Quartal 1,4 Prozent mehr Fahrzeuge ausliefern. Der Anstieg resultiert im Wesentlichen aus dem kräftigen Verkaufszuwachs in China (plus 94,1 Prozent auf 162033 Fahrzeuge).

Ein weiterer Grund für die schwache Ergebnisentwicklung seien die hohen Anlaufkosten (300 Millionen Euro) für die mehr als 20 neuen Modelle, die in diesem Jahr konzernweit auf den Markt kommen sollen. Den Kosten stehen aber noch keine Umsatzerlöse gegenüber. So rechnet VW-Markenvertriebsvorstand Detlef Wittig in diesem Jahr sogar nur noch mit 700000 verkauften Golf nach 785000 vor einem Jahr. Erst nach der Einführung des neuen Golf in diesem Herbst rechnet Wittig für 2004 wieder mit 800000 verkauften Wagen. Der Golf ist mit Abstand das wichtigste Modell des Konzerns.

Schließlich hat auch der starke Euro das VW-Ergebnis belastet. Der künftige VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch sagte, die Währungsprobleme hätten sich mit 400 Millionen Euro beim Ergebnis vor Steuern niedergeschlagen. VW soll nach Medienberichten mit jedem Cent, den der Euro gegenüber dem Dollar gewinnt, 38 Millionen Euro beim Ergebnis vor Steuern verlieren. Zur Frage, wie sich der Konzern gegen Wechselkursrisiken absichert, wollte Pötsch keine konkreten Angaben machen.

Brüssel verlängert Frist

Im Verfahren um das deutsche VW-Gesetz hat die EU der Bundesregierung eine neue Frist bis Mitte Juni eingeräumt. Bis dahin müsse Berlin auf die Vorwürfe antworten, sagte Binnenmarktkommissar Frits Bolkestein in Brüssel. Ursprünglich sollte der Brief aus Berlin schon Mitte Mai in Brüssel sein. Die EU-Kommission hatte das Gesetz aus dem Jahr 1960 im März beanstandet. Es gibt dem Land Niedersachsen eine starke Stellung bei VW, mit der eine feindliche Übernahme des Konzerns verhindert werden soll.

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