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Hoch hinaus. Der Volkswagen-Konzern will mit seinen zahlreichen Marken schon 2015 der größte Autohersteller der Welt werden – vor General Motors und Toyota. Foto: dapd

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Wirtschaft: VW hängt Mercedes ab

Beide Konzerne fahren Rekordgewinne ein, doch Daimler zeigt erste Schwächen

Berlin - Wenn die Aktienkäufer richtigliegen, dann kann es keinen Zweifel geben: VW schlägt Daimler. Am Donnerstag veröffentlichten beide Konzerne ihre neuesten Geschäftszahlen, und der Aktienkurs schoss nach oben – bei VW. Die Anteilsscheine der Wolfsburger verteuerten sich bis Börsenschluss um 10,5Prozent. Daimler dagegen blieb mit einem Plus von gut drei Prozent deutlich unter dem Niveau der 30 Dax-Werte insgesamt. „Mercedes hinkt Wettbewerbern hinterher“, kommentierte die Citigroup die Situation auf dem Automarkt. Und die NordLB sieht VW unterwegs nach ganz oben. In diesem Jahr werde der Konzern mit rund 8,3 Millionen verkauften Fahrzeugen hinter General Motors, aber vor Toyota „zur weltweiten Nr. 2 aufsteigen“. Und spätestens 2015 dürfte Volkswagen mit zehn Millionen Autos der größte Hersteller sein, erwartet die Bank.

VW-Chef Martin Winterkorn peilt bislang das Jahr 2018 für dieses Ziel an und bekräftigte das auch am Donnerstag. „Ökonomisch und ökologisch“ wolle man dann an der Spitze der Automobilindustrie stehen. Nach einem operativen Gewinn von neun Milliarden Euro in den ersten neun Monaten 2011 – das waren 1,9 Milliarden mehr als im Gesamtjahr 2010 – fiel es Winterkorn nicht schwer, den Ausbau der „starken Position des Volkswagen-Konzerns auf den Weltmärkten“ anzukündigen. Tatsächlich stieg der weltweite Marktanteil der Wolfsburger in diesem Jahr von 11,6 auf 12,4 Prozent, indem VW 6,2 Millionen (plus 14,1 Prozent) Fahrzeuge verkaufte.

Dagegen ist Daimler fast ein Nischenhersteller. Im Vorjahr verkauften die Stuttgarter rund 1,9 Millionen Pkw und Lkw, in diesem Jahr werden es deutlich mehr als zwei Millionen sein. „Alle Geschäftsfelder liegen voll auf Kurs“, sagte Vorstandschef Dieter Zetsche am Donnerstag. Doch Finanzvorstand Bodo Uebber spürt bereits „kräftigen Gegenwind“ auf dem Markt. Tatsächlich verkaufte Daimler auch im dritten Quartal mehr Autos als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, in der Pkw-Sparte gab es ein Plus von sechs Prozent. Doch der Quartalsgewinn nach Steuern fiel um ein paar hundert Millionen Euro auf 1,36 Milliarden Euro. Dass die Geschäfte nicht mehr ganz so gut laufen, zeigt sich beim Blick auf die ersten neun Monate insgesamt: In diesem Zeitraum stieg der Überschuss nämlich noch um 20 Prozent auf gut 4,2 Milliarden Euro. Und Zetsches Prognose für das Gesamtjahr – „sehr deutlich über dem Niveau von 2010“ – dürfte trotz der kleinen Schwäche im dritten Quartal realistisch sein. Zumal das Quartal von Sonderfaktoren belastet war. Wegen gesunkener Aktienkurse belastete allein die Abwertung der Beteiligung an Renault das Daimler-Ergebnis um 110 Millionen Euro.

Bei der Belegschaftsstärke sind die Stuttgarter mit zuletzt 270 000 Mitarbeitern fast wieder auf Vorkrisenniveau (273 000). Volkswagen hat inzwischen fast 450 000 Beschäftigte unter Vertrag – und strotzt vor Kraft. Das operative Ergebnis stieg in den ersten neun Monaten um fast 90 Prozent. Damit kommt der Mehrmarkenkonzern (unter anderem VW, Audi, Skoda, Seat und Bentley) auf eine operative Umsatzrendite von 7,7 Prozent – ein Rekordwert. Mehr als 21 Milliarden Euro hat Volkswagen inzwischen in der Kasse. Da sind die Investitionen von 8,6 (6,3) Milliarden Euro im bisherigen Jahresverlauf gut zu verkraften.

Unter anderem erhöhten Winterkorn und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch die Anteile an MAN und SGL Carbon. Beide Projekte sind nicht unumstritten: Die von Piëch seit vielen Jahren betriebene Lkw-Allianz von MAN mit der schwedischen VW-Tochter Scania rumpelt vor sich hin. Und bei SGL kommt sich VW mit einem anderen Anteilseigner in die Quere: Auch BMW ist eingestiegen, um Zugriff auf den Zukunftswerkstoff Carbon zu haben.

Noch komplizierter ist die Beteiligung von Volkswagen am Kleinwagenhersteller Suzuki. Die Japaner möchten den 20-Prozent-Aktionär VW gern wieder loswerden. Doch Winterkorn und Piëch haben Zeit und betrachten Suzuki „weiterhin als attraktives Investment“.

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