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Wirtschaft: VW-Lehrlinge lernen anders

BERLIN (kvo). Wenn im kommenden September die neuen Lehrlinge bei der Volkswagen AG in Deutschland antreten, schreibt das Unternehmen ein neues Kapitel in Sachen Lehrlingsausbildung: Volkswagen beginnt mit der "Geschäfts- und arbeitsprozessbezogenen Ausbildung (GAB)".

BERLIN (kvo). Wenn im kommenden September die neuen Lehrlinge bei der Volkswagen AG in Deutschland antreten, schreibt das Unternehmen ein neues Kapitel in Sachen Lehrlingsausbildung: Volkswagen beginnt mit der "Geschäfts- und arbeitsprozessbezogenen Ausbildung (GAB)". An allen sechs deutschen Standorten des Unternehmens werden rund 1200 Lehrlinge die neue Ausbildung testen. "Wir wollen eine wettbewerbsfähige Berufsausbildung", beschreibt Peter Haase von der Volkswagen Coaching Gesellschaft die Ziele des Modellversuches gegenüber dem Tagesspiegel. "Zur Zeit bilden Betrieb und Berufsschule mehr nebeneinander als miteinander aus - das muß anders werden", fordert er. Außerdem müsse die Ausbildung weg von strengen Hierarchien und Fächertrennungen. "Die Ausbildung muß schneller werden, die verschiedenen Fächer müssen besser miteinander verknüpft sein." In Zeiten, in denen gelerntes Wissen teilweise eine Halbwertszeit von einem halben Jahr habe, müsse die Ausbildung weniger auf Wissensvermittlung als vielmehr auf schnelle Aufnahme und Anwendung setzen.

Für die künftigen Azubis heißt das, daß sie in der Berufschule in Zukunft "Fachaufgaben" lösen müssen, für die Kenntnisse aus den unterschiedlichen Fächern gefordert sind. "Dann wird an Hand der einzelnen Aufgaben zum Beispiel technisches Zeichnen, Fachkunde und Fachmathematik gleichzeitig vermittelt", schildert Dorothea Schemme vom Bundesinstitut für berufliche Bildung (Bibb), das zusammen mit dem Institut Technik und Bildung in Bremen, den Modellversuch begleitet. Und damit die Zusammenarbeit mit den Berufschulen in den verschiedenen Bundesländern auch klappt, ist das GAB-Modell in zwei verschiedene Modellprojekte - eines für die Berufsschulen und eines für die Ausbildung im Betrieb - aufgeteilt. Beide Projekte werden von den Bundesländern Niedersachsen, Hessen und Sachsen, in denen VW Standorte hat, unterstützt.

Zu dem Modellversuch gehört auch, daß die zunehmende Spezialisierung bei den Ausbildungsberufen beendet wird. 17 von 31 Ausbildungsberufen, in denen das Unternehmen zur Zeit rund 4000 Lehrlinge ausbildet, werden deshalb VW-intern zu fünf Berufe zusammengeschmolzen. So werden zum Beispiel der Industriemechaniker und der Anlagenmechaniker in dem Unternehmen nur noch als Mechaniker geführt, der Automobil-, der Speditions- und der Bürokommunikationskaufmann werden zum einfachen Kaufmann. "Wir wollen weg vom heiteren Berufebasteln", sagt Haase "weg vom Spezialwissen, hin zu einer Grundlagenausbildung, auf der dann flexibel aufgebaut werden kann".

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