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VW: Machtkampf entscheidet sich im April

Nach Berichten mehrerer Medien wird am 20. April bei einer Sondersitzung des VW-Aufsichtsrates darüber abgestimmt, ob der Vertrag des derzeitigen Vorstandschefs Bernd Pischetsrieder verlängert wird.

Wolfsburg - Im Kampf um die Macht bei Volkswagen soll im kommenden Monat die Entscheidung fallen. Ein VW- Sprecher wollte die Berichte nicht kommentieren. In Konzernkreisen wurde der Termin aber bestätigt. Pischetsrieder unterstrich unterdessen, an seinem Posten festhalten zu wollen: «Ich will das, was ich vor Jahren begonnen habe, zu einem nachhaltigen Erfolg führen», sagt er der «Welt am Sonntag».

Bei der geplanten Aufsichtsratssitzung könnte es zu einer Kampfabstimmung mit einem Patt von zehn zu zehn Stimmen kommen, sollten sich die Arbeitnehmerseite geschlossen gegen Pischetsrieder aussprechen. In diesem Fall wäre die Stimme von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch entscheidend, weil sie doppeltes Gewicht hätte.

Piëch hatte sich zwar öffentlich für eine Vertragsverlängerung von Pischetsrieder ausgesprochen. Gleichzeitig hatte er den Machtkampf aber angeheizt und auf eine starke Opposition der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat gegen Pischetsrieder verwiesen. Als mögliche Alternativkandidaten werden seit längerem Audi-Vorstandschef Martin Winterkorn und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking genannt.

Pischetsrieder bleibt optimistisch

Pischetsrieder selbst sagte dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel»: «Die Frage, ob Winterkorn mich ablöst, wird uns beide noch begleiten, bis wir 65 sind.» Der VW-Chef erklärte, er gehe weiter davon aus, dass sein 2007 auslaufender Vertrag verlängert wird. In der «Welt am Sonntag» verteidigte Pischetsrieder die Pläne, die Mitarbeiterzahl bei Volkswagen zu reduzieren. Gleichzeitig sicherte er zu, es werde bis 2011 nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommen. Der Vorstand trage aber die Verantwortung dafür, dass Volkswagen wettbewerbsfähig sei. «Nur ein profitables Unternehmen sichert Arbeitsplätze.»

Indirekt kritisierte Pischetsrieder auch seinen Vorgänger Piëch: «Unsere Marken arbeiten heute nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander», sagte er. Zur Zeit werde auch geprüft, ob VW dem neuen Großaktionär Porsche Produktionskapazitäten zur Verfügung stelle.

Nach Angaben des «Focus» soll bereits im Januar ein Versuchs Piëchs gescheitert sein, Pischetsrieders Ablösung zu betreiben. Niedersachsens Regierungschef Christian Wulff und Porsche-Chef Wiedeking, die beide dem Präsidium des VW-Aufsichtsrates angehören, hätten dem nicht zugestimmt.

Konfrontationskurs unerwünscht

Der «Focus» zitierte ferner einen der Betriebsräte im Aufsichtsrat mit den Worten, momentan würden alle zehn geschlossen gegen Pischetsrieders Vertragsverlängerung stimmen, weil dieser einen Konfrontationskurs gegen die Beschäftigten fahre. Falls er seinen Sanierungskurs aber abmildere, wäre «ein neuer Vertrag kein Problem mehr».

VW-Chefsanierer Wolfgang Bernhard soll unterdessen am Rande des Genfer Autosalons mit seinem Abgang gedroht haben, falls Winterkorn neuer Spitzenmann werden würde, meldete «Focus».

Die «WirtschaftsWoche» berichtete über Porsche-Chef Wiedeking, dieser laufe sich weiter «für den Chefsessel in Wolfsburg warm». Wiedeking hatte aber stets betont, er wolle weiter bei Porsche bleiben. Porsche-Finanzvorstand Holger Härter, der demnächst in den VW-Aufsichtsrat einzieht, sagte der «Welt am Sonntag»: «Mit Herrn Pischetsrieder ist ein sehr erfahrener Autoexperte an der Spitze von VW. Wir können uns auf ihn verlassen, was sehr wichtig ist.» (tso/dpa)

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