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Wirtschaft: VW sieht kein Ende beim Sparen

Pischetsrieder: Druck auf die Branche steigt

Berlin - Der Volkswagen-Vorstand drängt weiter auf spürbare Kostensenkungen. „Der Druck auf die Autobranche wird weiter zunehmen“, sagte Konzernchef Bernd Pischetsrieder am Montag bei einer Telefonkonferenz in London. Er rechne damit, dass bei den Tarifverhandlungen mit der IG Metall für die Werke in Westdeutschland bis Ende November eine Einigung erzielt werde. Konkrete Forderungen nannte Pischetsrieder noch nicht. Er wolle die am Freitag beginnenden Gespräche nicht belasten. Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch betonte jedoch, die Diskussion über wettbewerbsfähige Lohnkosten sei unvermeidlich.

Die Börse reagierte verhalten. Bis kurz vor der Konferenz war der Kurs der VW-Aktie stark angestiegen (siehe Grafik). Danach rutschte er ab und pendelte sich wieder auf Vortagesniveau ein. Nach Börsenschluss blieb ein kleines Plus von 0,06 Prozent auf 63,35 Euro.

Volkswagen hatte im vergangenen Jahr in seinen westdeutschen Werken einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe gemacht. Der Konzern will deshalb die Produktivität steigern – über niedrigere Kosten und Stellenabbau. Bisher haben 9400 Mitarbeiter einer Frühverrentung zugestimmt und 3500 einer Abfindung. Nach früheren Angaben sind insgesamt bis zu 20 000 Stellen betroffen.

Pischetsrieder versprach nun, dass der Konzern nicht jedes Jahr neue Sparrunden für das Personal anstreben werde. „Natürlich werden wir mit den Arbeitskosten nie zufrieden sein, solange innerhalb Europas die Kosten in einem Land zehnmal höher sind als in einem anderen“, sagte der VW-Chef. Aber man versuche weiter, die Produktivität zu erhöhen, und andere Kosten – etwa im Teileeinkauf – zu senken. Ein Abkommen mit der Belegschaft, um etwa die Arbeitsabläufe in den Werken effektiver zu machen, wurde bereits unterschrieben.

Erklärtes Ziel von VW ist es, 2008 einen Gewinn vor Steuern von 5,1 Milliarden Euro zu erwirtschaften und damit die Kapitalkosten wieder hereinzuholen. „Das ist aber nicht nur eine Spitze nach oben“, sagte Pischetsrieder. Es gehe um Nachhaltigkeit. Die Autosparte solle wieder eine Kapitalrendite von neun Prozent einfahren. Davon ist der Konzern, zu dem auch Marken wie Audi und Seat gehören, noch weit entfernt. Seit 2001 hat VW dieses Niveau nicht mehr erreicht. 2005 lag die Rendite bei lediglich 2,6 Prozent. Die westdeutschen Werke sind nicht das einzige Problem, das Volkswagen hat. Der Autoabsatz in Europa werde stagnieren, schätzt Pischetsrieder. VW könne sich nicht darauf verlassen, dass der Konzern wie in diesem Jahr Marktanteile gewinnt. In den USA arbeitet der Konzern wiederum mit Verlust, weil die Preise stark unter Druck sind. Die einzigen Märkte, in denen VW längerfristig mit Wachstum rechnen könne, seien China, Indien, Russland und südostasiatische Staaten, sagte der Konzernchef. Deshalb habe man sich auch für ein neues Werk bei Moskau entschieden, Indien stehe in nächster Zeit auf der Agenda. Dieser Ausbau sei nötig, auch wenn in Deutschland gleichzeitig über Einschnitte verhandelt werde. In China habe es beim Absatz – nach dem Einbruch der vergangenen Jahre – „eine signifikante Erholung gegeben“, sagte Finanzvorstand Pötsch. Durch ein Sparprogramm sollen die Kosten bis 2008 um 40 Prozent sinken. Außerdem sollen neue Modelle die Nachfrage ankurbeln.

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