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Porsche VW

© dpa

VW-Übernahme: Porsche strebt "kollegiale Partnerschaft" an

Der Automobilkonzern Porsche will Volkswagen übernehmen. Europas größter Autohersteller soll aber eigenständig bleiben. Ob alles so klappt, wie sich Porsche das vorstellt, ist jedoch keineswegs sicher - und das, obwohl sich die Stuttgarter den Deal einiges kosten lassen.

Porsche-Chef Wendelin Wiedeking steht bei VW kurz vor der Machtübernahme: Der Aufsichtsrat des Stuttgarter Sportwagenbauers gibt grünes Licht für die Aufstockung der VW-Anteile auf mehr als 50 Prozent. "Unser Ziel ist die Schaffung einer der innovativsten und leistungsstärksten Automobil-Allianzen der Welt, die dem verschärften internationalen Wettbewerb gerecht wird“, erklärt Wiedeking nach der außerordentlichen Sitzung des Kontrollgremiums seine Strategie. Mit der Entscheidung werde der Weg dafür geebnet, dass VW und Porsche künftig "gemeinsam in einer fairen und kollegialen Partnerschaft ein neues Kapitel Automobilgeschichte schreiben können“.

Aktuell halten die Stuttgarter knapp 31 Prozent an den Wolfsburgern. Die Aufstockung der Anteile ist Porsche nun knapp zehn Milliarden Euro wert: Das ist der Preis für weitere 20 Prozent der Anteile an VW bei einem aktuellen Börsenkurs von rund 150 Euro je Stammaktie.

VW-Chef Winterkorn ist zufrieden

Bevor die Mehrheitsübernahme unter Dach und Fach ist, muss Porsche allerdings alle erforderlichen kartellrechtlichen Schritte weltweit einleiten. Alleine in 15 außereuropäischen Ländern sei das erforderlich, sagte ein Sprecher. Die Prüfung dauert voraussichtlich bis zu einem halben Jahr. Erst danach kann Porsche die Aktienmehrheit an Volkswagen erwerben.

Eine Fusion der beiden Unternehmen ist jedoch nicht geplant, wie Porsche-Vorstandschef Wiedeking beteuert. Dennoch wollen sich die Unternehmen weiter verzahnen. "Die Zusammenarbeit mit Porsche wird weiter intensiviert werden", sagt VW-Chef Martin Winterkorn am Rand des Automobilsalons in Genf. Er ist froh über die Übernahme. Der geplante Schritt zeige, wie viel Vertrauen Porsche in Volkswagen habe.

Die Ankündigung zur Aufstockung der VW-Anteile kommt nicht unerwartet: Erst vor wenigen Tagen hatte Porsche seine Kreditlinie von zehn Milliarden Euro voll ausgeschöpft. Zunächst umfasste die von einem Bankenkonsortium bereitgestellte Kreditlinie 35 Milliarden Euro. Nach Ablauf des Pflichtangebots reduzierte Porsche den Kreditrahmen auf zehn Milliarden Euro.

Furcht in der VW-Belegschaft

Gegen die Pläne, aus denen Porsche nie einen Hehl gemacht hatte, gibt es scharfen Widerstand in der VW-Belegschaft. Die Arbeitnehmervertreter fürchten, nach einer Übernahme im Aufsichtsrat nicht mehr angemessen repräsentiert zu sein. Volkswagen hat derzeit rund 330.000 Mitarbeiter, Porsche nur 11.400. Im VW-Aufsichtsrat ist eine Zweidrittel-Mehrheit für Entscheidungen notwendig. Deshalb kann die Arbeitnehmerseite wichtige Entscheidungen blockieren.

Künftig sollten Volkswagen und Porsche als jeweils selbstständige Töchter unter der neuen Porsche-Holding angesiedelt werden, heißt es. In den Aufsichtsrat von Porsche zögen anschließend Arbeitnehmervertreter beider Unternehmen ein. In dem Gremium sollen dann mehr Volkswagen- als Porsche-Vertreter sitzen.

Neues VW-Gesetz kann Deal gefährden

Ob Porsche mit seinem Vorhaben zum Ziel kommt, hängt auch von der Neufassung des VW-Gesetzes ab, die derzeit erarbeitet wird. Vize-Regierungssprecher Thomas Steg sagte in Berlin, in der Bundesregierung gebe es das Bestreben, das alte VW-Gesetz durch ein neues zu ersetzen.

Der Europäische Gerichtshof hatte vor wenigen Monaten das seit 1960 geltende VW-Gesetz gekippt. Es räumt dem Land Niedersachsen eine Sperrminorität bei wichtigen Entscheidungen ein, etwa bei einer Übernahme. In einem ersten von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) vorgelegten Entwurf ist die Sonderstellung des Bundeslandes auch weiterhin gewährleistet. Porsche wehrt sich vehement gegen eine derartige Neufassung des Gesetzes: Es könnte die VW-Übernahme behindern. (sf/dpa/AFP)

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