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Wirtschaft: VW will Autoteile in Abu Dhabi bauen

Gegengeschäft für die geplante Beteiligung der Scheichs an dem deutschen Autokonzern

Berlin - Volkswagen will bald auch in Abu Dhabi produzieren. Der Automobilkonzern plant, in dem zu den Vereinigten Arabischen Emiraten gehörenden Fürstentum Vorprodukte fertigen lassen. Außerdem sollen in dem Ölstaat Lkw montiert werden, die in Brasilien vorgefertigt wurden. Volkswagen und Abu Dhabi haben dazu eine gemeinsame Holding gegründet, teilte ein VW-Sprecher am Dienstag mit. „Geplant ist die Produktion von Vorprodukten aus Aluminium, Kunststoffen und Gummi“, sagte der Sprecher. Es gehe um Investitionen von 1,13 Milliarden Euro. Der Großteil der Summe stamme aus Abu Dhabi, hieß es.

Details will der Konzern erst nach Abschluss einer Machbarkeitsstudie vorlegen, die seit Mai erarbeitet wird. Damals hatten beide Seiten den gemeinsamen Einstieg bei der niederländischen Leasinggesellschaft Leaseplan vereinbart. Analysten sehen die neue Vereinbarung als Teil einer strategischen Kooperation von VW mit dem Emirat. „Abu Dhabi investiert Geld aus dem Ölgeschäft in Volkswagen, dafür hilft der Konzern beim Aufbau einer Zulieferindustrie“, sagt Automobil-Analyst Fabian Kania vom Helaba-Trust dem Tagesspiegel. „So will das Emirat langfristig die Abhängigkeit vom Öl reduzieren.“

„Wir gehen davon aus, dass der Standort Abu Dhabi für die Produktion von Teilen aus Aluminium, Kunststoff und Gummi besonders gut geeignet ist“, sagte VW-Sprecher Frank Gaube dieser Zeitung. Denn die Produktion dieser Teile sei energieintensiv – und in dem Ölstaat seien die Energiepreise besonders niedrig. Für welche Fahrzeuge Teile in Abu Dhabi produziert werden, könne man aber erst nach Abschluss der Machbarkeitsstudie sagen. Konkret geplant sei die Endmontage von Lkw aus Brasilien. Arbeitsplätze würden dabei nicht verlagert. „Wir rechnen mit mehr Aufträgen für Brasilien, da die Lkw dort ja produziert werden“, sagte Glaube. Mit den Projekten würden die Vereinigten Arabischen Emirate zu dem wichtigsten VW-Standort in der Region.

VW-Chef Bernd Pischetsrieder hatte schon im April mitgeteilt, dass das Emirat an einer engen Zusammenarbeit mit dem Wolfsburger Autokonzern interessiert sei. Auch die Montage schwerer Lkw, die VW bislang nur in Mexiko baut, war von Anfang an im Gespräch. Das Fürstentum will neben dem Land Niedersachsen und dem US-Fonds Brandes in den Kreis der VW-Großaktionäre aufsteigen. Dazu soll Abu Dhabi einen Teil des zehnprozentigen VW-Aktienpakets erhalten, das der Konzern derzeit in Eigenbesitz hält.

Am 16. September will der VW-Aufsichtsrat darüber entscheiden, ob Abu Dhabi als Großaktionär in das Unternehmen einsteigen wird. Der Konzern hat die Option, seinen Anteil am Kaufpreis für Leaseplan in Höhe von einer Milliarde Euro in Aktien zu begleichen. Abu Dhabi könnte zunächst den vollständigen Preis für die Übernahme begleichen und sich den VW-Anteil dann in Form von Aktien ausbezahlen lassen.

Diese Regelung hätte für die Wolfsburger einen „angenehmen Nebeneffekt“ mit Blick auf Brüssel, glaubt Helaba-Analyst Kania. Denn die europäischen Wettbewerbshüter kritisieren seit langem das VW-Gesetz, das dem Land Niedersachsen dauerhaft Einfluss beim Autokonzern sichert. Dies schrecke internationale Investoren von einer Beteiligung ab. Der mögliche Einstieg Abu Dhabis könnte den Wolfsburgern Argumente gegen Brüssel liefern. Allerdings ist noch nicht klar, ob die Finanzierung über den Kauf von Leaseplan funktionieren wird. Auf Grund des zuletzt deutlich gesunkenen VW-Aktienkurses prüft der Konzern zurzeit ob er zumindest einen Teil des Kaufpreises in bar zahlt.

Der Vorsitzende des Wirtschaftsbüros von Abu Dhabi, Scheich Hamed bin Sajed Al-Nahajan, sagte der staatlichen Nachrichtenagentur WAM, die gemeinsame Holding-Gesellschaft werde Anfang des kommenden Jahres mit fünf Projekten beginnen. Aktionäre der neuen Holding-Gesellschaft sollen demnach Abu Dhabis staatliche Entwicklungsgesellschaft Mubadala Development Company, die General Holding Company der Vereinigten Arabischen Emirate sowie Volkswagen werden.

Die Vereinigten Arabischen Staaten sind das wichtigste Importland für deutsche Autos im arabischen Raum. Im Jahr 2002 wurden Fahrzeuge und Autoteile im Wert von 850 Millionen Euro eingeführt, mehr als von dem wesentlich größeren Nachbarn Saudi-Arabien. Als Zulieferer der Automobilindustrie trat der Wüstenstaat bisher nicht in Erscheinung.

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