zum Hauptinhalt

Wirtschaft: VW will wieder Volkswagen bauen

Konzern plant Billigwagen für weniger als 10000 Euro – kommt der Fox aus Brasilien nach Europa?

Berlin - VW will im kommenden Jahr ein Auto für weniger als 10000 Euro auf den europäischen Markt bringen. Bislang sind die preiswertesten Modelle des VW-Konzerns der VW Lupo und der Seat Arosa; beide Autos sind für gut 10000 Euro zu haben. Spekulationen, bei dem Kleinwagen handle es sich um den in Brasilien gebauten Kleinwagen „Fox“ wollte ein VW-Sprecher nicht kommentieren. Eine Produktion des „Fox“ in Deutschland werde es aber nicht geben: „Der Fox wird in Brasilien gebaut und so wird es auch bleiben“, sagte der Sprecher auf Anfrage. Fraglich ist, ob ein Auto wie der „Fox“ auf dem europäischen Markt Erfolg haben könnte. „Der Fox ist in seiner jetzigen Form eine Seifenkiste und für die Ansprüche europäischer Autofahrer sicher nicht geeignet“, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center of Automotive Research dem Tagesspiegel. Besonders die Sicherheitsausstattung müsse verbessert werden.

Die Pläne Volkswagens, ein Billigauto auf den Markt zu bringen hält Dudenhöffer grundsätzlich für „nicht geeignet, ein ganz große Renner zu werden“. Zwar könne ein solches Auto mit der Marke Volkswagen attraktiv sein. Es gebe jedoch bereits zahlreiche Anbieter von Billigautos und die Modellpolitik von Volkswagen, die sich zwischen der Limousine Phaeton und dem 10000-Euro-Auto bewege, sei „zunehmend verwirrend“, so Dudenhöffer. Eine Fertigung des geplanten Billig-VW in Deutschland hält Dudenhöffer für wenig wahrscheinlich: „In Deutschland kostet die Arbeitsstunde 33 Euro, in Belgien 26 Euro und in Bratislava noch weniger. Es ist unwahrscheinlich, dass der Konzern mehr Geld ausgibt als nötig“, sagte Dudenhöffer.

Die Kostenfrage rückt bei Europas größtem Autohersteller immer mehr in den Blickpunkt. Ein Konzernsprecher verwies auf das Ziel von VW, „Kosten zu senken um möglichst viele Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten“. Nach Milliardeninvestitionen in neue Modelle wie die bisher wenig erfolgreiche Luxuslimousine Phaeton macht sich VW-Chef Bernd Pischetsrieder zunehmend Sorgen um sinkende Konzerngewinne. Kurzfristig könne man über seine Verhältnisse leben. Bei Volkswagen sei dieser Spielraum aber „jetzt ausgeschöpft“, sagte Pischetsrieder der Mitarbeiterzeitung „Autogramm“. VW hatte im Juli seine Prognose für den operativen Gewinn 2004 von 2,5 Milliarden auf 1,9 Milliarden Euro abgesenkt.

Ungeachtet des schwachen Absatzes sieht der VW-Chef keinen Bedarf für weitere Produktionskürzungen. „Im Moment sehen unsere Programmplanungen keine weiteren Kürzungen vor“, sagte Pischetsrieder. Allerdings seien Prognosen wegen der unsicheren Konjunkturlage nicht möglich. Im Vorfeld der am kommenden Mittwoch beginnenden Tarifverhandlungen sagte Pischetsrieder: „Ich hoffe für alle auf ein Ergebnis, das finanziellen Erfolg und damit Arbeitsplätze nachhaltig sichert.“ Die IG Metall zeigte sich weiter unnachgiebig gegenüber den Forderungen des Konzerns. VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch hatte vor kurzem angedeutet, rund 30000 Arbeitskräfte seien in Gefahr, wenn sich die IG Metall nicht auf eine zweijährige Nullrunde einließe.

Fritz Niemann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false