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Wirtschaft: Wachsende Kriegsangst nimmt der Wirtschaft die Luft

IfW erwartet nur noch 0,4 Prozent Wachstum – und keine Rezession

Berlin (brö/jug). Das Wirtschaftswachstum in Deutschland wird in diesem Jahr nicht über 0,4 Prozent hinauskommen. Diese abgesenkte Prognose veröffentlichte das Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Dienstag in Kiel. Von Januar bis Ende März dürfte das Bruttoinlandsprodukt sogar stagnieren, befürchten die Wissenschaftler – obwohl die Industrie im Januar 1,6 Prozent mehr Güter produzierte als im Dezember. Auch der Außenhandel meldete ein leichtes Plus. Die Talfahrt an den Börsen ging indes weiter.

Bislang hatten die IfWForscher ein Wachstum von 1,0 Prozent erwartet – von dieser Marke geht auch die Bundesregierung aus. „Der abermalige Rückgang der Aktienkurse, die Aufwertung des Euro, der Ölpreisanstieg und vor allem die Ungewissheit über den Fortgang der Ereignisse im Irak lähmen gegenwärtig die wirtschaftliche Aktivität“, analysiert das IfW die Situation. Die ungünstigen Rahmenbedingungen verhinderten auch eine Erholung auf dem Arbeitsmarkt – in diesem Jahr dürften laut IfW durchschnittlich 4,407 Millionen Menschen einen Job suchen. Eine Rezession durch eine „sich selbst verstärkende Abwärtsbewegung“ halten die Forscher jedoch für „sehr unwahrscheinlich“. Nach einem Ende des Irak-Konflikts ohne eine Destabilisierung des Mittleren Ostens sei sogar eine Belebung ab Sommer möglich.

Opec will Ölförderung nicht erhöhen

Einen Engpass bei der Ölversorgung werde es im Kriegsfall nicht geben, versicherte der saudi-arabische Ölminister Ali El Naimi auf der Konferenz der Opec in Wien. Dagegen lehnten die übrigen Länder des Kartells eine Ausweitung der Fördermenge am Dienstag ab. Grund: Sie wollen nicht den Anschein erwecken, einen US-Angriff zu unterstützen.

Trotz der bremsenden Faktoren stieg die Industrieproduktion im Januar saisonbereinigt um 1,6 Prozent, wie das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mitteilte. Im Dezember hatten die Statistiker noch ein Minus von 3,5 Prozent verzeichnet, zu dem allerdings auch die geringe Zahl der Arbeitstage an Weihnachten geführt hatte. Auch die Exporte nahmen im Januar zu – die Unternehmen führten Waren im Wert von 53,5 Milliarden Euro aus, wie das Statistische Bundesamt mitteilte, das war ein Plus von 6,7 Prozent gegenüber Januar 2002. Gleichzeitig seien Waren im Wert von 44,5 Milliarden Euro aus anderen Ländern eingeführt worden, 11,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Grund für die gestiegenen Importe ist in erster Linie der Preisanstieg bei Öl und Gas.

Die Binnennachfrage dürfte dagegen auch in den kommenden Monaten dürftig bleiben. Walter Deuss vom Handelsverband BAG rechnet für dieses Jahr in der Branche mit einer „schwarzen Null“ und einem Abbau von 30 000 Stellen. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Handel – ohne Autos, Tankstellen und Apotheken – laut BAG ein Umsatzminus von real 2,4 Prozent verzeichnet.

An den Börsen ging zugleich die Talfahrt der vergangenen Tage weiter. Bis zum Börsenschluss um 20 Uhr gab der Deutsche Aktienindex Dax in Frankfurt (Main) um rund ein Prozent auf 2305 Punkte ab. Zwischenzeitlich hatte der Dax sogar mehr als drei Prozent verloren.

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