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Währungskurs: Trotz der Regierungskrise steigt der Euro

Die Märkte scheren sich nicht um die Krise in Portugal und den EU-Gipfel und bescheren dem Euro stattdessen einen Kursanstieg. Die Börsianer spekulieren offenbar auf eine baldige Zinserhöhung im Euro-Raum.

Die Regierungskrise in Portugal und der EU-Gipfel haben die Aktien- und Devisenmärkte am Donnerstag unbeeindruckt gelassen. Der Dax legte kräftig um 1,9 Prozent auf 6934 Punkte zu. Auch der Euro gewann nach einem schwachen Handelsstart an Wert: Am Abend kostete die Gemeinschaftswährung knapp 1,42 Dollar – 0,6 Prozent mehr als am Vortag. Analysten begründeten dies mit der verbreiteten Hoffnung auf eine baldige Zinserhöhung im Euro-Raum. Zugleich stand der Dollar wegen schwacher Konjunkturdaten unter Druck. Die US-Industrie hatte im Februar weniger Aufträge bekommen, als Analysten vorausgesagt hatten.

„Man kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Europäische Zentralbank eine Zinserhöhung liefert. Damit stiege der Zinsvorsprung des Euro zum Dollar an“, sagte Unicredit- Analyst Michael Rottmann. Die Stimmung gegenüber dem Dollar sei „so vergiftet, dass in Europa schon fast kommen kann, was will“. Derzeit liegt der Euro- Leitzins bei 1,0 Prozent, in den USA notiert der Leitzins in einer Spanne von null bis 0,25 Prozent. Die US-Notenbanker hatten in der vergangenen Woche den Märkten signalisiert, den Leitzins noch geraume Zeit außergewöhnlich niedrig zu halten, um die US-Wirtschaft anzukurbeln. Führende EZB-Vertreter hatten hingegen zuletzt einen bevorstehenden Zinsschritt angedeutet. Jürgen Stark, Chefvolkswirt der Notenbank, sagte dem „Wall Street Journal“, man könne die Zinsen nicht zu lange zu niedrig lassen.

Angesichts der unterschiedlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa steht die EZB allerdings vor einem Dilemma: „Während in Portugal, Griechenland und Irland Inflation partout kein Thema ist, braucht Deutschland dringend eine Zinserhöhung“, sagte Steen Jakobsen Chefvolkswirt bei der Saxo-Bank. Es sei damit zu rechnen, dass die Notenbank diesem deutschen Bedürfnis auch in Kürze nachkommen werde. „Gleichzeitig zeigt diese Entwicklung einmal mehr, dass wir uns in einem Europa der zwei Geschwindigkeiten befinden“, sagte Jakobsen.

Nicht nur das Schuldenland Portugal sorgt unterdessen für weitere Unruhe am Finanzmarkt. Die Ratingagentur Moody’s stufte die Kreditwürdigkeit von 30 spanischen Banken herab. Die Agentur verringerte die Bewertungen der Institute um eine oder mehrere Stufen. An der negativen Einschätzung dürfte sich vorerst nichts ändern. Moody’s teilte mit, der Ausblick bleibe schwach und es seien keine größeren Verbesserungen in naher Zukunft zu erwarten. Von den Herabstufungen nicht betroffen sind indes die größten Banken des Landes, Santander und BBVA, sowie die größte Sparkasse La Caixa.

Die griechische Regierung beschloss unterdessen nach Medienberichten, in den kommenden Jahren Staatseigentum im Wert von 50 Milliarden Euro zu versilbern. Als Erstes sollen mindestens 20 Prozent des Großflughafens „Eleftherios Venizelos“ verkauft werden. Athen besitzt 55 Prozent, der Rest liegt beim deutschen Bauriesen Hochtief. (mit dpa)

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