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Wirtschaft: Waigel lehnt höhere IWF-Quoten ab

Minister fordert bei USA-Besuch Reformen in Asien WASHINGTON (rvr).Deutschland ist nicht bereit, wie vom Internationalen Währungsfonds (IWF) gefordert mehr Geld für Kredite bereitzustellen.

Minister fordert bei USA-Besuch Reformen in Asien

WASHINGTON (rvr).Deutschland ist nicht bereit, wie vom Internationalen Währungsfonds (IWF) gefordert mehr Geld für Kredite bereitzustellen.Eine Quotenerhöhung der IWF-Mittel sei "nicht realistisch", sagte Bundesfinanzminister Theo Waigel am Dienstag abend in Washington.Es gebe keine Anhaltspunkte, daß die vor Monaten bei der IWF- und Weltbank-Tagung in Hongkong beschlossene Erhöhung der Quoten nicht ausreiche, so Waigel.IWF-Direktor Michel Camdessus hatte zuvor an Waigel appelliert, dem Währungsfonds erweiterte Möglichkeiten zu geben. Die Turbulenzen in Asien standen auch im Mittelpunkt der Gespräche Waigels mit Präsident Clinton am Mittwoch und mit US-Finanzminister Rubin sowie Zentralbank-Chef Greenspan am Dienstag.Vor der Presse sagte Waigel, er "hoffe sehr", daß der US-Senat der in Hongkong beschlossenen Quotenerhöhung zugunsten des IWF zustimme.Der Minister ließ erkennen, daß er eine weitere Erhöhung für politisch nicht durchsetzbar hält - vor allem in den USA.Deutschland war in Hongkong bereitgewesen, einer größeren Quotenanhebung als den beschlossenen 45 Prozent zuzustimmen.Jetzt müsse die voraussichtlich zwei Jahre dauernde Umsetzung der Hongkonger Erhöhung Vorrang haben, so Waigel. Der Minister warnte eindringlich davor, Lösungen von Finanzkrisen nur an der Höhe der vergebenen IWF-Kredite zu bemessen.Daß die "erhoffte Stabilisierung" in Thailand, Indonesien und Südkorea "bisher ausgeblieben" sei, liege daran, daß "noch nicht geklärt ist, wie wir dafür sorgen können, daß die Verantwortung nicht nur bei Institutionen" wie IWF und Weltbank liege, sagte Waigel.Er bezeichnete die 21 Mrd.Dollar für Seoul und die Kredite an Bangkok und Jakarta als "sehr hoch".Die Stützung sei zwar richtig, doch müsse man sich auch über "Probleme und Risiken" solcher Mittelvergaben im Klaren sein. Da es sich in Asien nicht um klassische Haushaltsüberschuldung, sondern um internationale Vertrauenskrisen handele, könnten Kredite nicht die einzige Antwort sein.IWF-Geld zur Stützung schüre eine "verzerrte Risikoerwartung".Waigel ließ erkennen, daß er der Ansicht ist, Anleger, Banken und Unternehmer müßten selbst in stärkerem Maße für Fehlspekulationen geradestehen. Waigel machte vor allem politische Gründe für die asiatische Krise verantwortlich."Mangelnde Transparenz und zögerliche Reformen" der staatlichen Verwaltung seien in stärkerem Maß für die Krise verantwortlich als die schwachen Finanzsysteme und die überzogene, oft kurzfristige und in Fremdwährungen verrechnete Verschuldung.

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