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Wirtschaft: Waldmeister

Jetzt beginnt die Hauptsaison für das grüne Waldkraut

PREIS DER WOCHE

Es gab Zeiten, da wurde Waldmeister als Rattengift benutzt. Lange her. Inzwischen haben neben den Nagern auch die Feinschmecker das unscheinbare Waldkraut entdeckt. Sie würzen damit Salat und Pudding oder tunken die Waldpflanze in die Maibowle. Nicht von ungefähr heißt sie auch Maikraut oder Maiblume: In diesen Tagen beginnt die Hauptsaison. Dann fängt der Waldmeister an zu blühen und ist entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil trotzdem noch genießbar. Die Blüten schmecken sogar am intensivsten. Darum beginnt erst jetzt die Ernte. In vier bis sechs Wochen ist alles vorbei.

Die Preise für das Kraut, das wegen seiner heilenden Wirkung auch Herzfreund oder Leberkraut genannt wird, variieren deutlich. Die billigste Variante ist, in den nächsten Laubwald zu gehen, und die zehn bis 30 Zentimeter hohen, kantigen Stengel selbst zu pflücken. Inzwischen gibt es das Kraut aber auch in ausgesuchten Geschäften – entweder gepflückt oder im Topf. So verlangt das Berliner Feinkostgeschäft Lindenberg für das Bund 1,62 Euro, beim Internet-Kräuterhändler „Essbare Landschaften“ kostet eine Handvoll Waldmeister 2,50 Euro. Gärtnereien nehmen für den Topf zum Auspflanzen zwischen zwei und 2,40 Euro.

Der Preis ist nach Angaben der Händler im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben – obwohl Waldmeister immer mehr Liebhaber findet. „Die Nachfrage ist deutlich gestiegen“, sagt Ralf Hiener, Mitinhaber von „Essbare Landschaften“. Im vergangenen Jahr hat der Pflanzenhändler 150 Kilogramm an Spitzenköche und die Lebensmittelindustrie verkauft – alles selbst gepflückt im Wald. Hiener hat im Vorjahr so kräftig gerupft, dass das mehrjährige Kraut mit dem Nachwachsen kaum hinterher kommt. Er hält das wildgewachsene Kraut für geschmacksintensiver als die Nachzucht im Topf.

Für den Saisonbeginn in der kommenden Woche hat ein Kunde des Charlottenburger Feinkosthändlers Lindenberg bereits 15 Büschel Waldmeister vorbestellt. Er will daraus Sirup machen, der zusammen mit Rieslingsekt ein exquisites Frühlingsgetränk abgibt.

Doch so zart und eigentümlich der Waldmeister auch duftet, ganz ungefährlich ist das Kraut nicht. Die Pflanze enthält Cumarin, das in geringer Dosierung leicht beschwingt und auch bei Kopfschmerzen und Migräne helfen soll. In höherer Dosierung kann Cumarin aber auch selbst Kopfschmerzen verursachen – und das nicht nur beim Menschen. Weshalb der Waldmeister früher nicht nur in der Bowle, sondern auch im Rattengift zum Einsatz kam. Foto: Imago

Maren Peters

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