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Wirtschaft: Walter Bau kann hoffen

Banken verlängern Bürgschaften und finanzieren Sanierungsplan/Fusion mit Strabag denkbar

München - Nach der Zustimmung der Banken zur Verlängerung der Bürgschaften für Walter Bau ist der drittgrößte deutsche Baukonzern vorläufig gerettet. Bankenkreise betonten am Freitag aber, dies sei nur der erste von drei wichtigen Schritten, um die Existenz von Walter Bau langfristig zu sichern. Die Bauholding Strabag wollte keine Stellungnahme zu einem möglichen Einstieg als Investor abgeben. In Unternehmenskreisen hieß es aber, sogar ein kompletter Zusammenschluss sei möglich.

Da Walter Bau auch eine knappe Mehrheit am Stuttgarter Konkurrenten Züblin hält, wäre auch das Stuttgarter Unternehmen mittelfristig in der ein oder anderen Form mit einbezogen. Ein mit dem Vorgang vertrauter Manager ergänzte: „Wir wollen einen neuen schlagkräftigen deutschen Baukonzern bilden.“ Zunächst müsse aber abgewartet werden, bis die Zwischenfinanzierung stehe, alles andere sei derzeit Spekulation.

Branchenkreisen zufolge werden der Baukonzern und der Poolführer des Bankenkonsortiums, die Deutsche Bank, spätestens Anfang kommender Woche offiziell bekannt geben, dass die Finanzierung des Sanierungsplanes stehe. Ein Sprecher der Allgemeinen Kredit Coface (AKC) bestätigte dem Tagesspiegel, dass AKC dem Sanierungskonzept am Donnerstagabend unter Konsortialvorbehalt zugestimmt hat. AKC sehe ihr Engagement im Bausektor seit der Neuausrichtung des Portfolios zwar „sehr kritisch“. Aufgrund der Poolvereinbarung der Banken sei AKC aber „über ihren eigenen Schatten gesprungen, um eine Gesamtlösung nicht zu gefährden.“ Auch die ABN Amro-Bank hat dem Sanierungskonzept nach langem Zögern zugestimmt. Damit ist die Verlängerung der Bank-Bürgschaften über 1,5 Milliarden Euro, die im Sommer ausgelaufen wären, gesichert.

„Die ersten Weichen sind gestellt, aber bis zur endgültigen Rettung von Walter Bau ist es noch ein weiter Weg“, hieß es am Freitag in Bankenkreisen. Mit Hilfe der Bürgschaften könne Walter Bau zunächst in „ruhiges Fahrwasser“ gebracht werden. Anschließend sind nach Angaben von Bankern jedoch noch zwei weitere Schritte in dem Drei-Stufen-Rettungsplan nötig: Als nächstes müssen sich die Banken noch über die geplante Zwischenfinanzierung einigen.

Nach früheren Plänen soll Walter Bau vorab eine Kapitalspritze von 150 Millionen Euro für den geplanten Verkauf der profitablen Bautechnik-Tochter Dywidag Systems International (DSI) erhalten, um kurzfristig wieder liquide zu sein. Ohne diesen Vorschuss könnte Walter Bau das operative Geschäft wohl nicht fortführen. Dass der Konzern im Januar die Rechnungen und Löhne der 10000 Mitarbeiter habe auszahlen können, habe er der Bayerischen Landesbank zu verdanken, die kurzfristig und ohne das Wissen der anderen Banken für Walter Bau in die Bresche gesprungen sei, heißt es. Die BayernLB ist mit gut zehn Prozent an Walter Bau beteiligt und hat daher großes Interesse an der Rettung des Unternehmens.

In einem dritten Schritt wollen die Banken ein neues Konzept entwickeln, mit dessen Hilfe die Existenz von Walter Bau langfristig gesichert werden soll. Dabei reicht den Banken der ursprüngliche Sanierungsplan, der das Gesundschrumpfen des defizitären Inlandsgeschäfts, Kostenersparnisse von 40 Millionen bis 60 Millionen Euro und den Verkauf von DSI vorsah, nicht aus. Sie verlangen, das Sparprogramm zu verschärfen. Zudem gebe es die Forderung, dass Hauptaktionär Ignaz Walter seine Mehrheit von knapp 57 Prozent abgeben und sein Aufsichtsratsmandat niederlegen solle, bestätigten Banker.

Nicole Huss

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