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Wirtschaft: Wannsee statt Waikiki Beach

Reisebüroinhaber haben für die diesjährige Sommersaison nur noch ein Wort übrig: „katastrophal“. Der 11.

Reisebüroinhaber haben für die diesjährige Sommersaison nur noch ein Wort übrig: „katastrophal“. Der 11. September , die Konjunkturflaute und die Sorge um den Arbeitsplatz verderben der Urlaubsbranche gehörig das Geschäft. Die großen Anbieter von Pauschalreisen melden ein Minus von 15 Prozent und mehr. Dreimal so viele Spätbucher wie üblich müssen bedient werden; immerhin 40 Prozent der Kundschaft. Und wer sich für Ferien von zu Hause entscheidet, fährt in die preiswerteren Länder wie Bulgarien, Rumänien, Kroatien oder in die Türkei – oder bleibt direkt lieber in Deutschland.

Ob und wann sich das Blatt wieder zum Guten wendet, ist ungewiss. Dabei spielen die Terroranschläge aber offenbar immer weniger eine Rolle, wie Umfragen der Forschungsgemeinschaft Urlaub & Reisen ergaben. Maßgeblicher für die Planung der schönsten Wochen im Jahr scheinen inzwischen Konjunkturflaute und Zukunftsangst. „Den Leuten sitzt das Geld nicht mehr so locker in der Tasche“, sagt Michael Pries vom BAT-Freizeitforschungsinstitut und ist unsicher, ob sich die Zurückhaltung so bald wieder gibt. Felicitas Romeiß-Stracke, Chefin vom Münchner Büro für Sozial- und Freizeitforschung, denkt in längeren Zeiträumen. Der Soziologin und Stadtplanerin erscheint der Streik der Urlauber nicht nur als Folgeerscheinung von Anschlägen und Pleitewelle: „Das Grundvertrauen ist erschüttert, das Ausmaß der Verunsicherung ohne Vergleich.“ Doch die neue Bescheidenheit gilt ihr auch als Antwort auf die Spaßgesellschaft und den Hedonismus der 80er und 90er Jahre: „Jetzt offenbart sich, dass der Massentourismus ein Produkt der Industriegesellschaft ist.“ Wie aber sieht der Tourismus einer Dienstleistungsgesellschaft aus, in der Verzichten wieder zum guten Ton gehört?mo

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