zum Hauptinhalt
Selfmademan. Economou stammt nicht aus einer der traditionellen Reederfamilien, sein Konzern zählt aber heute zu den drei größten Reedereien Griechenlands.

© Cardiff Marine

Warenhaus in der Krise: Benko zählt bei Karstadt-Rettung auf den Reeder Economou

Der Reeder George Economou ist der wichtigste Partner von René Benko: Bald gehört dem Griechen auch ein Teil von Karstadt. Ein Porträt.

„Durch das KaDeWe zu schlendern und zu wissen, es gehört Dir, ist schon ein gutes Gefühl“, sagt George Economou. Demnächst wird dem Griechen wohl noch viel mehr vom Karstadt-Konzern gehören – als wichtigstem Partner des österreichischen Immobilien-Entwicklers René Benko. Seit 2009 ist Economou mit 49,99 Prozent an Benkos Signa-Holding beteiligt. Die übernahm bereits 2012 das Berliner Karstadt-Flaggschiff und weitere 24 Warenhäuser. Jetzt will Signa Karstadt offenbar komplett übernehmen. Aus dem operativen Geschäft von Signa hält sich Economou nach eigenen Worten zwar heraus, aber bei einem Geschäft dieser Tragweite dürfte er mitgeredet haben.

Mit dem Einstieg bei Benkos Immobilien-Holding wollte Economou sein Unternehmensimperium breiter aufstellen. Eigentlich ist er Reeder, und zwar einer der ganz großen. Manche Griechen betreiben die Schifffahrt in vierter und fünfter Generation. Aber der Kaufmannssohn Economou ist ein Seiteneinsteiger. „Als ich aufwuchs, war Griechenland ein Entwicklungsland“, sagt er. „Wer nach Höherem strebte, wurde Arzt oder Anwalt. Aber wirklich gut ging es nur den Reedern. Deshalb beschloss ich, Reeder zu werden.“

1986 kaufte der Grieche seinen ersten Frachter

Economou studierte am renommierten MIT in den USA Schiffbau, arbeitete bei verschiedenen Reedereien, bevor er 1986 seinen ersten Frachter kaufte. Heute gehören seinen Firmen Cardiff Marine, Ocean Rig  und Dryships, die seit 2005 an der New Yorker Nasdaq notiert ist, über 100 Schiffe. Weitere 22 Schiffe hat Economou bei ausländischen Werften in Bau. Lloyd’s List führt ihn als drittgrößten griechischen Reeder und die globale Nummer neun. „Ich weiß nicht, wie diese Rankings zustande kommen“, sagt Economou lachend. „Sie dienen vor allem der Eitelkeit – jeder bekommt gern Anerkennung.“

Im Büro eines griechischen Reeders erwartet man einen imponierenden Schreibtisch und gediegene Ledergarnituren. Aber George Economou sitzt in seinem Chefzimmer am Kopfende eines langen Konferenztisches auf einem ergonomischen Aeron-Bürostuhl des Designers Herman Miller. Vor ihm türmen sich Aktenberge. Hier wird offensichtlich gearbeitet, nicht repräsentiert.

Zuletzt hat Economou sich auf Bohrschiffe spezialisiert

Economou betreibt die weltweit zweitgrößte Flotte von Panamax-Frachtern, also Schiffen, die gerade noch durch den Panamakanal passen. In den vergangenen Jahren hat er sich auf Bohrschiffe spezialisiert, vor allem auf solche, die in großen Wassertiefen nach Öl und Gas bohren können. Seiner Firma Ocean Rig gehören zwei Bohrinseln und neun Bohrschiffe. „Das Geschäft ist sehr anspruchsvoll, erfordert viel Arbeit und Konzentrationen. Aber die Margen sind viel besser als bei den Massengutfrachtern, in der Tankschifffahrt oder im Containergeschäft, wo es große Überkapazitäten gibt“, erklärt Economou.

Zu seiner Rechten steht ein mächtiger Kompass, daneben in einem großen Glaskasten die prachtvolle Nachbildung eines Bohrschiffs und ein Modell des Firmenjets. Die linke Seite des Büros ist dagegen der Kunst vorbehalten. Hier reihen sich Bilder und Skulpturen aneinander. Sie repräsentieren den Sammler Economou. Er hat auch in Deutschland einen Namen, seit er 2010 rund 500 graphische Arbeiten von Otto Dix der Staatlichen Graphischen Sammlung München als Dauerleihgabe überließ. Economous besondere Vorliebe gilt Werken deutscher und österreichischer Expressionisten aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Es sind oft düstere Bilder einer dunklen Epoche. „Aber sie reflektieren nicht meinen Gemütszustand“, versichert Economou. „Ich bin eher ein heiterer Menschen, ein Optimist.“ Das glaubt man dem blonden, blauäugigen Griechen mit dem sonoren Lachen sofort.

"Risiken sind relativ", sagt der Geschäftsmann

Als Reeder sei Economou ein Spieler, der große Risiken eingehe, heißt es in der Branche. Das könnte auch für die Karstadt-Übernahme gelten. Der 61-Jährige lacht selbstbewusst. „Risiken sind relativ“, sagt er. „Ich gehe Risiken ein, wenn ich sie abschätzen kann. Wer Angst hat, Fehler zu machen, sollte lieber morgens gar nicht erst aufstehen. Fehler sind nötig, denn wir lernen aus ihnen.“

Zur Startseite