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Wirtschaft: Warnstreiks: Die IG Metall gibt sich kampfbereit Arbeitgeber drohen mit Produktionsverlagerung ins Ausland

(dc/na/HB). Im Tarifstreit der Metall und Elektroindustrie weitet die IG Metall ihre Warnstreiks nun deutlich aus.

(dc/na/HB). Im Tarifstreit der Metall und Elektroindustrie weitet die IG Metall ihre Warnstreiks nun deutlich aus. Am Donnerstag beteiligten sich bundesweit rund 16 000 Beschäftigte an den Aktionen. In Berlin legten rund 1200 Metallarbeiter die Arbeit zeitweise nieder, die meisten bei Osram und Daimler-Chrysler in Marienfelde. Am heutigen Freitag will die IG Metall den Arbeitskampf verstärken. Allein im Schlüsselbezirk Baden-Württemberg hat die Gewerkschaft 51000 Beschäftigte in 76 Betrieben zu Arbeitsniederlegungen von bis zu drei Stunden aufgerufen. Auch in den übrigen Bezirken sollen die jeweils befristeten Aktionen verstärkt werden.

Die Arbeitgeber bekräftigten ihre Warnung an die IG Metall, Produktionsverlagerungen ins Ausland nicht noch zu beschleunigen. Ein Abbruch der Tarifverhandlungen, verbunden mit einem unbefristeten Arbeitskampf, steht für die IG Metall allerdings vorerst nicht zur Debatte. Zwar warnte ihr Vorsitzender Jürgen Peters am Donnerstag, die Erfahrungen der Streikniederlage in Ostdeutschland würden die IG Metall nicht von Arbeitskämpfen abhalten. Zugleich sehen Funktionäre aber noch nicht, dass sich die Beratungen auf der IG-Metall-Vorstandssitzung am 10. Februar zu einer Entscheidung über einen großen Arbeitskampf zuspitzen. Bis Ende Februar werde ausgelotet, ob eine Verhandlungslösung möglich sei, sagte der Frankfurter Bezirksleiter Klaus Mehrens. Die nächste Verhandlungsrunde im Südwesten ist am 5. Februar.

Die Arbeitgeber pochen indes weiter auf eine tarifliche Öffnungsklausel, die je nach Einzelfall eine Arbeitszeitverlängerung auf bis zu 40 Stunden pro Woche ohne vollen Lohnausgleich erlaubt. Sollte sich zeigen, dass mit der IG Metall keine Flexibilisierung der Tarifverträge möglich sei, „werden die Investitionen im Inland auf den Prüfstand gestellt," sagte Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer Ulrich Brocker.

Bestätigt sehen sich die Arbeitgeber durch eine Studie über die Auslandserfahrungen der deutschen Metall- und Elektroindustrie, welche das Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Dezember 2003 abgeschlossen hat. Die deutsche Metall- und Elektroindustrie zieht es danach stärker ins Ausland als bisher. Knapp ein Drittel der Unternehmen will Produktion ins Ausland verlagern, im Durchschnitt der deutschen Industrie dagegen nur ein Viertel der Unternehmen.

Die Branche mit ihren knapp 3,5 Millionen Beschäftigten ist schon stark international ausgerichtet. Die Exportquote ist von rund 46 Prozent im Jahr 1995 auf gut 60 Prozent im Jahr 2002 gestiegen, die Importquote von 31 auf 39 Prozent. Die Fertigungstiefe in Deutschland ist dabei deutlich gefallen, im Fahrzeugbau beträgt sie nur noch 24,5 Prozent. Darin spiegeln sich steigende Zulieferungen aus Niedrigkostenstandorten.

In den Reformländern China, Polen, Tschechien und Ungarn erreichten Auslandstöchter inzwischen eine ähnliche Produktivität wie im Inland. Die Unternehmen, die vor allem wegen der Kosten ins Ausland gegangen sind, halten die Verlagerung in Billiglohnländer für unumkehrbar. Nach den Großunternehmen gingen jetzt auch viele mittelständische Betriebe verstärkt ins Ausland.

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