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Wirtschaft: Warten auf die Worldcom-Pleite

New York/Düsseldorf (HB/tas). In immer kürzeren Abständen schicken Bilanzskandale und schlechte Unternehmensdaten die Aktienbörsen auf Talfahrt.

New York/Düsseldorf (HB/tas). In immer kürzeren Abständen schicken Bilanzskandale und schlechte Unternehmensdaten die Aktienbörsen auf Talfahrt. Nachdem es am Freitag für den US-Leitindex Dow Jones (Dow) praktisch kein Halten mehr gab und auch der Deutsche Aktienindex (Dax) mit in den Abwärtsstrudel gezogen wurde, fürchten Analysten in dieser Woche neue Einbrüche. Schon jetzt ist der Dow auf einem Vierjahrestief angekommen, und der Dax konnte sich nur ganz knapp gegen das Tief aus dem vergangenen September wehren.

Die Abwärtsspirale kommt vor allem durch die trüben Ausblicke auf das kommende Halbjahr in Gang. Entgegen der bisherigen Erwartungen ist im Technologiesektor, aber auch in der traditionellen Industrie kein nachhaltiger Aufschwung in Sicht. Zur Halbzeit der Quartalszahlen-Saison in Europa und den USA gibt es zwar weniger Enttäuschungen als in den vergangenen zwei Jahren. So haben in den USA 75 Prozent aller Unternehmen die Prognosen erfüllt oder sogar übertroffen. „Doch dass die Ergebnisse in etwa den Erwartungen entsprechen, zählt jetzt nicht mehr“, sagt Chuck Hill vom Finanz-Informationsdienst Thomson First Call, „die schwachen Aussichten auf die nächsten Quartale sind maßgeblich."

Gewinnwarnungen und schlechte Prognosen gibt es vor allem in den Sparten, die von den Investitionsausgaben der Unternehmen abhängig sind. Dazu gehören der Baumaschinen-Hersteller Caterpillar oder der Chipproduzent Intel. Auch die Computerhersteller Gateway und Apple sowie der Software-Riese Microsoft nahmen ihre Erwartungen zurück. Positive Überraschungen wie bei Daimler-Chrysler und Nokia beruhen nicht auf Umsatzverbesserungen, sondern auf Kostenreduzierungen. „Diese Schraube lässt sich nicht lange weiterdrehen“, sagt Dirk Guber von der Bank HSBC.

Im abgelaufenen Quartal dürften sich die Gewinne gegenüber dem Vorjahreszeitraum um ein Prozent verbessert haben, schätzt First Call. Bislang wurde ein Plus von drei bis vier Prozent vorhergesagt. Für das dritte Quartal rechnen Marktexperten mit einer durchschnittlichen Gewinn-Verbesserung von 15,1 Prozent. „Doch dabei wird es nicht bleiben“, fürchtet Hill, „die wirtschaftliche Erholung könnte viel langsamer vonstatten gehen als gedacht.“ Vor drei Monaten war noch ein Zuwachs von 27 Prozent für das nächste Quartal erwartet worden.

Viele Ökonomen meinen, dass die Schätzungen der Analysten zu optimistisch sind. „Die Gewinne könnten erst im Jahr 2004 wieder das Niveau von 2000 erreichen“, fürchtet Steven Wieting von Salomon Smith Barney. Die Anleger seien nach Terrorismus-Attacken und den Bilanz-Skandalen übertrieben pessimistisch. Dies könnte auf die wirtschaftliche Entwicklung durchschlagen.

So bleiben nur wenige Optimisten übrig, die aus der extremen Skepsis vieler Anleger und Händler eine bevorstehende Marktwende zum Besseren ableiten. Sie schöpfen ihre Hoffnung gerade aus der schlechten Stimmung nach nun mehr als zwei Jahren Baisse. Getreu dem Motto: Pessimistische Anleger haben ihre Bestände bereits verkauft.

Am Montag dürften jedoch die Skeptiker die Oberhand behalten. Denn der erwartete Konkurs des US-Telekomkonzerns Worldcom dürfte sich belastend auswirken. Die größte Firmenpleite in der US-Geschichte würde dann den Fall Enron noch in den Schatten stellen. Große Aufmerksamkeit gilt auch den Unternehmensberichten von AT&T, Amazon, Gillette und Volvo, die am Dienstag ihre Zahlen bekannt geben werden. Einen Tag später folgen AOL Time Warner, Danone und der Pharmariese GlaxoSmithKline. Am Donnerstag geht es mit France Télécom, Fiat, Renault und Alcatel weiter.

Bei den gesamtwirtschaftlichen Daten konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die amerikanischen Auftragseingänge sowie Zahlen vom Arbeits- und Immobilienmarkt, am Donnerstag. In Deutschland wird an diesem Tag vor allem dem Ifo-Geschäftsfklimaindex entgegengefiebert.

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