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Wirtschaft: Was Japan jetzt tun muß

Der Kampf gegen die DeflationJapan schlittert nicht nur in eine Rezession: Es besteht auch die Gefahr, daß das Land das Wachstum der Weltwirtschaft bremst. Dabei ist besonders schlimm, daß sich Japan auf wirtschaftlich unbekanntes und feindliches Gebiet begibt.

Der Kampf gegen die DeflationJapan schlittert nicht nur in eine Rezession: Es besteht auch die Gefahr, daß das Land das Wachstum der Weltwirtschaft bremst. Dabei ist besonders schlimm, daß sich Japan auf wirtschaftlich unbekanntes und feindliches Gebiet begibt.Früher einmal war es die "Seifenblasen-Wirtschaft", heute kämpft sie mit Deflation.Die Finanzminister wissen zwar, was Inflation ist.Aber ein auf breiter Front fallendes Preisniveau hat diese Generation bislang noch nicht erlebt.Was heißt das, und was könnte man tun? Die offizielle Seite in Japan scheint besonders ahnungslos.Die japanische Notenbank wollte die Seifenblase früher ausdrücklich zum Platzen bringen.Jetzt hat sie vergeblich versucht, das fallende Preisniveau zu stabilisieren.Vergangenes Jahr hat Premierminister Hashimoto die Steuern erhöht, um den Abschwung durch ein geringeres Defizit abzumildern.Vorige Woche murmelte der Premier etwas von Steuersenkungen; seine Initiative ließ den Yen weiter trudeln und veranlaßte die Bank von Japan, fünf bis 15 Mrd.Dollar in den Markt zu pumpen, um die Währung zu stützen. Der Rat aus den USA war allerdings ebenso widersprüchlich.Das US-Finanzministerium und sein Ableger, der Internationale Währungsfonds (IWF), wollen, daß Japan seine Wirtschaft ankurbelt.Das würde allerdings höhere Defizite bedeuten - und die Staatsschuld liegt heute schon bei über 100 Prozent des Bruttosozialprodukts.US-Finanzminister Rubin hat die Märkte jüngst verstört, als er Japans Bemühungen gegen einen schwachen Yen unterstützte - wenn sich das mit einem starken Dollar vertrage. Es scheint also ein Spiel für Amateure zu sein, und deshalb wollen auch wir uns heranwagen.Japan braucht etwas, um die Deflationsgefahr einzudämmen.Die Lösung kann deshalb nicht entweder bei der Geld- oder der Ausgabenpolitik liegen, sondern muß eine Mischung aus beiden sein. Fallende Preise verlangen geradezu nach einer Lockerung der Geldversorgung, und die Bank von Japan hat deshalb ihre Wertpapierbestände erhöht und dafür Yen ausbezahlt.Doch Reserven in das Bankensystem zu pumpen, stimuliert nicht unbedingt die Wirtschaft.Dazu müßten die Geschäftsbanken das Geld auch noch ausleihen.Gerade das tun sie aber nicht.Denn sie sind daran interessiert, Reserven aufzubauen.Das Problem mit den Banken muß angegangen werden - hauptsächlich über Schließungen und Zusammenlegungen.Das muß solange fortgesetzt werden, bis die effizienten Banken genug Vertrauen gewonnen haben, um Kredite zu vergeben. Bislang war die Geldpolitik widersprüchlich.Die jüngsten Interventionen zur Stützung des Yen waren nur das letzte Beispiel dafür.Am Karfreitag stoppte die Nationalbank dann den Wertpapierkauf zur Deflationsbekämpfung, verkaufte stattdessen Dollars und nahm Yen aus dem Markt, um den Wechselkurs zu stützen.Die Geldpolitik kann freilich immer nur ein Ziel haben.Die Zentralbank muß signalisieren, daß dieses Ziel ist, die Preisdeflation zu beenden. Auf der finanzpolitischen Seite liegt das Problem bei den Verbrauchern.Sie kaufen immer weniger Verbrauchsgüter.Wenn Sie bei Deflation etwas kaufen wollen, brauchen Sie nur zu warten.Denn der Preis sinkt ja ständig.Daher lohnt es sich für keinen, einen Kredit aufzunehmen. Am wichtigsten wäre jetzt, die Anreize in der Wirtschaft zu erhöhen.Das heißt vor allem eines: die Steuersätze langfristig zu senken.Existenzgründer und einfache Arbeiter müssen wissen, daß sich ihr Einsatz lohnt.

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