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Wirtschaft: Was passiert mit den US-Töchtern des insolventen Baukonzerns?

Als "besorgniserregend und höchst problematisch" wird die Holzmann-Krise bei den US-Töchtern des Unternehmens wahrgenommen. Da ist zum Beispiel Lockwood Green Inc.

Als "besorgniserregend und höchst problematisch" wird die Holzmann-Krise bei den US-Töchtern des Unternehmens wahrgenommen. Da ist zum Beispiel Lockwood Green Inc., ein Baukonzern mit Hauptsitz in Spartanburg in South Carolina, wo auch die US-Produktion von BMW sitzt. "Ein Verkauf ist sicher eine der Optionen, über die nun diskutiert werden wird", sagte Bruce Dell, Vorstand für Unternehmensentwicklung, am Montag dem Tagesspiegel.

Dell betont zugleich, was Lockwood Green für Interessenten attraktiv machen würde. "Unsere amerikanischen Geschäfte sind finanziell solide, wir machen Profit."

Kaufinteressenten haben sich indes nach Angaben von Lockwood-Green-Vorstand Dell bislang noch nicht gemeldet. "Zumindest ist mir von Angeboten nichts bekannt." Trotzdem ist Dell gemäßigt optimistisch. "Wir sind in ständigem Kontakt mit Deutschland und müssen nun schlicht abwarten, wie es weitergeht. Das sind derzeit alles Fragen, bei denen sich stündlich neue Antworten ergeben."

Lockwood Green hat einen großen Zweit-Standort in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. Hier sitzen die Tochter für das internationale Geschäft, jene für Technologieentwicklung und US-Regierungsaufträge sowie die beiden Kernbereiche "Engineering and Construction" und "Consulting". Lockwood Green ist seit Januar 1999 zu 80 Prozent im Besitz von JA Jones Inc., einer hundertprozentigen Holzmann-Tochter. Die anderen 20 Prozent an Lockwood Green, einem Unternehmen mit 3200 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von rund 600 Millionen Dollar, so die Schätzung für 1999, werden vom Management gehalten. Gewinnziffern veröffentlicht das Unternehmen nicht.

Bei der Holzmann-Tochter JA Jones, der Mehrheitseigentümerin von Lockwood Green, und bei "Philipp Holzmann International" in New York City gab man sich am Montag extrem zugeknöpft. Die Pressesprecher beider Unternehmen waren nicht zu sprechen und riefen nicht zurück. Holzmanns Amerika-Chef Gene McGovern ließ sein Büro ausrichten, er sei nicht im Hause.

Sichtlich nervös war auch das mittlere Management. Frank Wolze von Holzmann International sagte dem Tagesspiegel: "Wir haben nichts Offizielles aus Frankfurt gehört, und wir sind strikt angewiesen worden, keinerlei Informationen zu geben." Auch andere amerikanische Holzmann-Vertreter wiederholten nur monoton den Satz: "Wir dürfen nichts sagen." Jede Information müsse aus Frankfurt kommen.

Noch auf einer Amerika-Visite vor wenigen Monaten hatte Holzmann-Chef Binder voller Zuversicht betont, er erwarte eine Rettung seines Konzerns auch durch die gutgehenden Geschäfte der US-Töchter. Amerika hat Holzmann nicht retten können. Jetzt hoffen die US-Teile des Konzerns, wenigstens nicht in den deutschen Strudel hineingerissen zu werden. Ein wenig Galgenhumor hatte Bruce Dell, der Lockwood-Green-Vorstand, sich bewahrt. "Ich heiße zwar Dell, habe mit dem gleichnamigen Computermenschen aber nichts zu tun", meinte er am Montagmittag. "Heute würde ich sagen: Leider."

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