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Wirtschaft: Was von Bretton Woods übrig blieb

Ob der römische Denar, der niederländische Gulden oder das britische Pfund – sie alle dienten einst als Leitwährung, bevor sie ihren Status verloren. Droht dem US-Dollar bald ein ähnliches Schicksal?

Ob der römische Denar, der niederländische Gulden oder das britische Pfund – sie alle dienten einst als Leitwährung, bevor sie ihren Status verloren. Droht dem US-Dollar bald ein ähnliches Schicksal?

Das britische Pfund Sterling

Als erste Nation führten die Briten im Jahr 1816 den Goldstandard ein – die Deckung der Währung durch Goldreserven. Der Besitzer eines Geldscheins hatte damit Anspruch auf eine bestimmte Menge Gold. Andere Länder orientierten ihre Wechselkurse am britischen Pfund Sterling, das damals einen festen Wert von 4,886 US-Dollar hatte. Das Pfund war damit Leitwährung. Ähnlich wie heute die meisten Staaten Dollar-Reserven besitzen, legten sie damals ihr Vermögen in Pfund an. Als der erste Weltkrieg kam, gerieten die Briten aber derart in Geldnot, dass sie ihren Goldstandard kündigen mussten. Die einstige imperiale Supermacht wurde vom Gläubiger zum Schuldner: Allein den Amerikanern schuldeten die Briten nach dem Krieg 850 Millionen Pfund. Der Zweite Weltkrieg stürzte die Finanzmärkte schließlich ins inflationäre Chaos, was den Weg frei machte für die Leitwährung US-Dollar.

Bretton Woods und der US-Dollar

Geburtsort war das amerikanische Bretton Woods. Dort traf sich die Welt im Sommer 1944. 730 Delegierte, 44 Nationen und ein Ziel: ein geordneter, krisenfester Welthandel. Für das Finanzsystem gab es zwei Ideen. Der britische Ökonom John Maynard Keynes schlug ein internationales Kunstgeld vor, die Amerikaner plädierten für den Dollar – und setzten sich durch. Wieder gab es feste Wechselkurse, diesmal gekoppelt an den Dollar. Die Amerikaner konnten nun nach Belieben auf der Welt einkaufen; wurde der Dollar knapp, druckte die amerikanische Notenbank eben nach. Im Gegenzug versprach sie, internationale Dollar-Guthaben jederzeit in Gold umzutauschen. Das funktionierte nur, solange sie ihre Geldpolitik nicht an nationalen Interessen ausrichteten. Wieder war es ein Krieg, der die Leitwährung fast zu Fall brachte. Zur Finanzierung des Vietnamkrieges hatten die Amerikaner zu viele Dollar-Noten nachgedruckt. 1971 verkündeten sie, Dollar nicht mehr in Gold einzulösen; die EG-Regierungen stiegen 1973 aus dem Pakt aus und gaben ihre Wechselkurse frei. Nach 25 Jahren war Bretton Woods tot. Übrig blieben Institutionen wie der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank.

Der Stärkere gewinnt

Seitdem herrscht Anarchie auf den weltweiten Finanzmärkten, sprich: freier Wettbewerb der Währungen. Dennoch ist der US-Dollar bis heute führend geblieben. Auch, weil viele Staaten ihre Währungen an ihn gekoppelt haben und so von der amerikanischen Geldpolitik mitgelenkt werden. Die D–Mark und der japanische Yen konnten dem Dollar nicht gefährlich werden, weil ihr Verbreitungsraum einfach zu klein war. Mit dem Euro hat sich die Situation geändert. 1999 wurde er als Buchgeld eingeführt, seit dem 1. Januar 2002 bezahlen die meisten Europäer auch bar mit dem neuen Geld. Viele osteuropäische Länder, die nicht am Euro-System teilnehmen, haben ihre Währung an den Euro gekoppelt. Er gilt als zweitstärkste Währung der Welt.Lisa Wandt

Lisa Wandt

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