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Wirtschaft: Was wusste Piëch?

Vertraute des Ex-VW-Chefs als Zeugen vor Gericht

Berlin/Braunschweig - Audi-Chef Rupert Stadler, Ex-VW-Finanzvorstand Bruno Adelt und der ehemalige VW-Finanzmanager Rutbert Reisch sollen als zusätzliche Zeugen im VW-Prozess vor dem Landgericht Braunschweig vernommen werden. Die Staatsanwaltschaft, die am Montag die Zeugenvernehmung beantragte, verspricht sich Informationen über die Rolle von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch. Sie hält es für möglich, dass Piëch tiefer in die Affäre um Lustreisen, Sonderboni und Vergünstigungen für Betriebsräte verstrickt ist.

Berichten sollen die Zeugen über eine angeblich von Piëch frühzeitig veranlasste interne Prüfung der Ausgaben für Betriebsratsreisen, sagte Oberstaatsanwalt Ralf Tacke am Montag vor dem Landgericht. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft soll der damalige Finanzvorstand Adelt Piëch auf das Konto angesprochen haben, über das Ex-VW-Personalmanager Gebauer in den Jahren 1997 bis 2002 seine Abrechnungen für zahlreiche Reisen, Bordellbesuche und sonstige dienstferne Ausgaben vorgenommen hatte. Der heutige Audi-Chef Stadler, der fünf Jahre lang Büroleiter des damaligen VW-Vorstandsvorsitzenden Piëch war, war mit der Überprüfung beauftragt worden. Diese habe Stadler gemeinsam mit Finanzmanager Rutbert Reisch vorgenommen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Staatsanwalt Tacke bezeichnete es als „lebensnah“, dass sich Piëch über das Ergebnis der Prüfung informiert hat.

Vom Ergebnis der Zeugenaussagen hängt ab, ob die Staatsanwaltschaft auch gegen Piëch ermittelt. Ex-VW-Personalvorstand Peter Hartz war im Januar zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und 576 000 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Er hatte eine Mitverantwortung Piëchs verneint; auch Piëch selbst hat eine Verwicklung in die Affäre stets vehement bestritten. Zum Prozessauftakt Mitte November hatte der angeklagte Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert erstmals ausgesagt, Piëch habe von den sogenannten Sonderbonuszahlungen in Millionenhöhe an ihn gewusst.

VW wies am Montag die Anschuldigungen zurück. „Die Behauptung, dass bei Volkswagen zwischen den Jahren 1997 und 2002 eine Untersuchung der Kostenstelle 1860 des Herrn Dr. Hartz stattgefunden habe und dadurch Kenntnis über die Veruntreuungen der Herren Volkert und Gebauer bestand, ist falsch“, teilte VW mit. Für eine Überprüfung habe es keine Anhaltspunkte gegeben. VW und Ex-Chef Piëch hätten „keinerlei Kenntnis von den Veruntreuungen“ gehabt. Volkswagen prüft zurzeit wegen der im Zusammenhang mit dem Verfahren aufgestellten rufschädigenden Behauptungen, Strafanzeige wegen Verleumdung zu stellen. mot

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