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Wirtschaft: Waschmittel-Konzern Henkel will Wella kaufen

Übernahmegerüchte beflügeln den Kurs der Wella-Aktie – Marktbeobachter bleiben skeptisch

Berlin (pet). Spekulationen über eine mögliche Übernahme des Haarpflegeherstellers Wella durch den Waschmittelkonzern Henkel („Persil“) haben den Kurs der WellaAktie am Montag kräftig nach oben getrieben. Das „Wall Street Journal Europa“ und die Nachrichtenagentur Reuters hatten am Montag übereinstimmend von den Übernahmeplänen berichtet. Nur die Angaben über den Kaufpreis variieren: zwischen 4,5 und 5,3 Milliarden Euro. Sollte das Gerücht stimmen, stünde Deutschland die größte Übernahme seit der feindlichen Übernahme des deutschen Telekom-Konzerns Mannesmann durch Vodafone bevor. Eine Wella-Sprecherin sagte am Montag, dem Vorstand liege kein Übernahmeangebot von Henkel vor. Henkel selbst wollte das Gerücht nicht kommentieren.

Spekulationen, wonach der Henkel-Konzern Wella übernehmen will, gibt es immer wieder, zuletzt tauchten sie vor zwei Jahren auf. Damals hatte der damalige Wella-Chef Jörg von Craushaar Verkaufsgerüchte klar dementiert: „Ein Verkauf von Wella steht nicht zur Diskussion.“ Stattdessen kündigte Wella an, selbst Unternehmen hinzuzukaufen.

Marktbeobachter gehen davon aus, dass auch diesmal an den Übernahmegerüchten nichts dran ist. „Wir halten eine Übernahme für eher unwahrscheinlich“, sagte Petra Meyer vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Das liegt weniger an Henkel – dessen Interesse an einer Übernahme im Kosmetikbereich ist unbestritten – als an Wella. Der Darmstädter Konzern ist klar auf die Haarpflege fokussiert und sehr gut aufgestellt. Größtes Geschäftsfeld sind die Haarpflegemittel für Friseure, die etwa die Hälfte zum Konzernumsatz beitragen. Dazu kommen Produkte für den Einzelhandel und das Geschäft mit Kosmetikartikeln und Parfümen. Kreisen zufolge deutet nichts darauf hin, dass sich die Eigentümerfamilie Ströher von ihren Anteilen trennen will. Das aber wäre Voraussetzung für eine Übernahme: Knapp 80 Prozent der Stammaktien sind im Familienbesitz – und mit ihnen mehrheitlich die Stimmrechte. Frei handelbar sind nur die rund 20 Prozent Vorzugsaktien.

Die Familie überlässt das Management des Konzerns zwar externen Kandidaten – seit zwei Jahren steht Heiner Gürtler an der Spitze – übt im Hintergrund aber starken Einfluss aus. Zudem sind die Ziele des Haarpflegekonzerns langfristig abgesteckt – auch das spricht gegen einen Verkauf: Bis 2005 will der Darmstädter Konzern durch Zukäufe Weltmarktführer im Friseurgeschäft werden - noch vor dem französischen L’Oréal-Konzern.

Aus Henkel-Perspektive spricht derzeit dagegen viel für eine Übernahme: Der Waschmittelkonzern ist im Geschäftsbereich Kosmetik, der nur 16 Prozent zum Umsatz beiträgt und einen Weltmarktanteil von gerade einmal sechs Prozent hat, schwach aufgestellt. Henkel könnten eine starke Marke wie Wella gut gebrauchen. Zudem sind die Henkel-Kassen nach dem Verkauf der Spezialchemiesparte Cognis im vergangenen Jahr gut gefüllt. Der Kauf von Wella, das weltweit 20 Prozent Marktanteil bei den Haarpflegemitteln hält, würde Henkel näher an den Marktführer L’Oréal heranbringen, der ein Drittel des Marktes besetzt. Die mögliche Annäherung von Henkel an Wella könnte aber den Ehrgeiz der Franzosen hervorrufen – und ihr Interesse an der Hamburger Nivea-Firma Beiersdorf erneut wecken.

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