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Wirtschaft: Wasser-Aktien versprechen den Anlegern Gewinne

BERLIN . Während sich weltweit immer mehr Staaten und Kommunen um private Investoren bemühen, die ihre Wasser- und Abwassersysteme sanieren, betreiben und finanzieren sollen, sind die Möglichkeiten für den privaten Anleger, sich im boomenden Wassermarkt zu engagieren, überschaubar.

BERLIN . Während sich weltweit immer mehr Staaten und Kommunen um private Investoren bemühen, die ihre Wasser- und Abwassersysteme sanieren, betreiben und finanzieren sollen, sind die Möglichkeiten für den privaten Anleger, sich im boomenden Wassermarkt zu engagieren, überschaubar. Das gilt vor allem in Deutschland, wo die Versorger erst dabei sind, diesen Geschäftszweig für sich zu entdecken. Anlegern, die die Aktien eines deutschen Wasserversorgers kaufen wollen, bleibt derzeit als "reiner" Wasserwert nur die Gelsenwasser AG. Die 50-DM-Aktie legte von Ende Januar bis Ende Mai um satte 23 Prozent auf 220 Euro zu und liegt derzeit immer noch gut. Doch nur fünf Prozent werden frei gehandelt - der Rest liegt bei Veba, VEW und einigen Kommunen. Da empfiehlt sich der Blick ins Ausland. Investitionen von 600 Mrd. Dollar erwartet allein die Weltbank in den nächsten 10 Jahren. Das weltweite Bevölkerungswachstum und die rapide zunehmende Zahl von Mega-Metropolen vor allem in Entwicklungsländern stellt Regierungen und internationale Organisationen vor Probleme, die sie nur zusammen mit großen, erfahrenen und finanzstarken Partnern lösen können. Bislang sind es nicht viel mehr als fünf börsennotierte Gesellschaften, die weltweit am Wassergeschäft partizipieren, allen voran die beiden französischen Mischkonzerne Vivendi und Suez Lyonnaise des Eaux.

Die Vivendi-Tochter Générale des Eaux beispielsweise bekam nicht nur in Berlin zusammen mit RWE den Zuschlag bei den Wasserbetrieben, sondern will sich mit der 6,2 Mrd. Dollar teuren Übernahme von US Filters die Position als weltweit führender Wasserversorger und Anbieter von Wassertechnik sichern. Zusammen werden sie einen weltweiten Wasser-Umsatz von gut 12 Mrd. Euro erreichen. Betont expansiv ist auch der Kurs im Medien- und Telekommunikationsgeschäft. Zur Finanzierung der Milliarden-Käufe dient eine Kapitalerhöhung in Höhe von 6,4 Mrd. DM. Vivendi ist dabei zu einem Liebling der Analysten geworden. Kaum eine Bank, die die Aktien nicht auf die Kaufliste genommen hat.

Ein wenig im Schatten bewegt sich dabei der große Vivendi-Rivale und zweite große französische Wasserversorger und Abwasserentsorger Suez Lyonnaise des Eaux. Auch Lyonnaise ist ein Mischkonzern mit Aktivitäten im Wasser-, Energie- und Entsorgungs- und Baugeschäft sowie der Kommunikation. Bei einem Jahresumsatz von zuletzt 31,4 Mrd. Euro entfiel rund ein Sechstel auf das Wassergeschäft, das aber mit 212 Mill. Euro mehr als ein Viertel zum Betriebsergebnis von 760 Mill. Euro beitrug. Die Ziele sind klar: Der Umsatz im profitablen Wassergeschäft außerhalb von Frankreich soll verdoppelt werden, die Position als Weltmarktführer durch Engagements über den gesamten Globus wiedergewonnen oder verteidigt werden.

Ausbau des internationalen Geschäftes, Akquisitionen und Fusionen und die Erschließung neuer Geschäftsfelder sind auch die Stichworte, die die Anlegerphantasie bei den börsennotierten sieben Wasserunternehmen jenseits des Ärmelkanals in Schwung halten - was auch an den Kurszuwächsen der letzten Monate abzulesen ist. Die meisten Analysten erwarten, daß das Ende der Fahnenstange damit noch nicht erreicht ist. Allerdings besteht noch ein Risiko: Die staatliche Regulierungsbehörde OFWAT (Office of Water Services) wird am 20. Juli ihre neuen Preisvorschläge bekanntgeben. Nachdem die 1989 privatisierten britischen Wassergesellschaften ihren Aktionären in den letzten Jahren enorme Gewinne eingefahren und den Aktienkurs vervielfacht haben, wird allgemein mit einer deutlichen Preissenkung gerechnet. Im Ergebnis stellen sich alle Analysten auf sinkende Gewinne und teils auch auf fallende Dividenden ein.

ANDREAS MIHM (HB)

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