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Wasser-Messe in Berlin: Volkswirte halten Wasserpreise für zu niedrig

Volkswirte machen zu niedrige Preise für die Verschwendung von Trinkwasser verantwortlich und fordern ein Ende der staatlichen Subventionen. In Berlin hat sich der Wasserverbrauch seit der Wende halbiert.

Wer Leitungswasser trinkt, vermeidet das Kistenschleppen. Und er produziert auch weniger von dem Klimakiller Kohlendioxid (CO2). „Jeder Deutsche trinkt im Schnitt 138 Liter Mineralwasser pro Jahr – Wasser, das verpackt, transportiert und gekühlt werden muss“, sagte Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe, bei der Vorstellung der Messe „Wasser Berlin International 2011“ , die demnächst in Berlin stattfindet. Allein in Berlin entspräche das jährlich getrunkene Mineralwasser einer CO2-Belastung von 99 000 Tonnen.

Eric Heymann, Volkswirt bei der Deutschen Bank, machte fehlende Preissignale für viele Wasserprobleme auf der Erde verantwortlich. Die zum Teil subventionierten Wasserpreise führten dazu, dass Investitionen in die Wasserbranche unrentabel seien. Denn trotz des Wachstums der Nachfrage auf der Erde um jährlich drei Prozent gäbe es rein rechnerisch genug Wasser für die wachsende Weltbevölkerung. Doch die Wasservorkommen seien regional und saisonal unterschiedlich verteilt. Zudem würden Verschwendung und Verschmutzung von Trinkwasser vielerorts die Versorgungssituation verschlimmern.

Der globale Investitionsbedarf in die Wasserbranche liegt bei 400 bis 500 Milliarden Euro pro Jahr. „Gemessen an diesem Bedarf ist die Branche von massiven Unterinvestitionen geprägt“, sagte Heymann. „Für Anbieter von Wassertechnologien stehen die Chancen sehr gut.“ Effiziente Bewässerungstechnologien, Meerwasserentsalzungs- und Kläranlagen böten große Absatzpotenziale.

Besonders in der Landwirtschaft ist der Handlungsbedarf Heymann zufolge enorm. Etwa 70 Prozent der Wassernachfrage stammen weltweit aus der Agrarbranche. Dabei betrügen die Wasserverluste teilweise über 50 Prozent. Als Gegenmaßnahmen schlug Heymann effizientere Bewässerungstechnologien, mehr internationalen Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen und eine standortgerechte Landwirtschaft vor – etwa Tomaten, die viel Wasser brauchen, sollten nicht in wasserarmen Regionen angebaut werden.

Vor allem aber forderte Heymann höhere Wasserpreise. Denn wenn eine knappe Ressource einen zu niedrigen Preis habe, gehe man nicht verantwortungsvoll damit um.

Jörg Simon von den Berliner Wasserbetrieben beruhigte in diesem Zusammenhang die Verbraucher. Man habe nicht vor, die Wasserpreise zu erhöhen. Im Gegenteil: „Berlin hat keinen Wassermangel, sondern zu viel Wasser“, sagte Simon. In Berlin habe sich der Wasserverbrauch seit der Wende halbiert – 70 Prozent machte dabei die geschrumpfte Industrie aus. Auch wassersparende Haushaltsgeräte trugen zum Rückgang des Wasserverbrauchs bei.

Simon Poelchau

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