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Mehr drin als drin ist. Für die Produktion einer Tasse Kaffee werden bis zu 140 Liter Wasser benötigt, für einen Rindfleisch-Hamburger sogar 2400 Liter. Umweltverbände raten dazu, den Fleischverbrauch zu reduzieren. Foto: ddp

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Wasser: Versteckter Verbrauch

Kaum einer benötigt täglich mehr Wasser als die Deutschen. Umweltverbände mahnen zu mehr Umsicht.

Berlin - Die Deutschen achten auf ihren Wasserverbrauch. Gedankenlos beim Zähneputzen den Wasserhahn laufen zu lassen – das ist tabu. Viele Toiletten haben Sparspülungen, der Gang in die Dusche hat das ausgiebige Wannenbad weitgehend verdrängt. Während Ende der 80er Jahre der Pro-Kopf-Verbrauch hierzulande noch bei täglich 140 Liter lag, sind es inzwischen nur noch 120 Liter.

Doch dürfte den wenigsten bewusst sein, dass sie nicht nur beim Kochen, Trinken und Waschen Wasser verbrauchen. In Lebensmitteln, in der Kleidung und vielen Produkten des täglichen Lebens verbergen sich enorme Wassermengen, die man nicht sehen oder spüren kann. So steckt hinter der Tasse Kaffee ein langer landwirtschaftlicher Prozess, der 140 Liter Wasser verschlingt. Für jedes Frühstücksei werden rund 200 Liter gebraucht.

Diese Zahlen stammen aus einer Studie der Umweltstiftung WWF. Noch viel mehr Wasser als für eine Tasse Kaffee oder ein gekochtes Ei geht geht für einen ordinären Rindfleisch-Hamburger drauf: ganze 2400 Liter. Und die Herstellung eines T-Shirts verbraucht wegen der dafür benötigten Baumwolle sogar 4100 Liter.

Ein Großteil dieser Wassermengen wird für die Bewässerung von Pflanzen und die Futtermittelerzeugung verbraucht. So summiert sich der wahre Pro-Kopf-Verbrauch hierzulande auf 5288 Liter Wasser am Tag. Damit zählt Deutschland neben den USA und Japan zu den größten Wasserverbrauchern der Welt.

Doch nur ungefähr die Hälfte dieses virtuellen Wassers stammt aus Deutschland selbst. Der Rest wird in Produkten aus dem Ausland importiert. „Mit über 70 Prozent liegt ein besonders großer Teil davon in der Landwirtschaft“, sagt Dorothea August vom WWF. Problematisch ist dabei der hohe Verbrauch in wasserarmen Regionen: in Afrika und Asien, aber auch im Mittelmeerraum, wo ganzjährig Obst und Gemüse für den europäischen Markt angebaut werden, oder etwa beim Baumwollexporteur Türkei. „Im Gegensatz zum regenreichen Deutschland können sich die Wasserressourcen dort nicht schnell regenerieren“, sagt die Expertin.

Der WWF empfiehlt den Verbrauchern, auf die Herkunft ihrer Produkte zu achten, eher regionales und saisonales Gemüse und Obst einzukaufen sowie weniger Fleisch zu essen. Unternehmen sollten darauf achten, bei Produktion und Zulieferung ihrer Waren möglichst nachhaltig mit Wasser umzugehen, fordert der WWF. In dieser Richtung gibt es auch schon erste Ansätze. So arbeitet die Deutsche Entwicklungs- und Investitionsgesellschaft (DEG) an einer Studie, „in deren Rahmen ein Instrument zur Identifikation und Bewertung von möglichen Wasserrisiken bei Investitionen entwickelt wird“, wie Sprecherin Cordula Rinsche sagt. Schon bei der Auswahl neuer Projekte könne darauf geachtet werden, ob sie eine nachhaltige Wassernutzung verfolgen.

Schon ein Stück weiter wähnt sich der Handelskonzern Rewe. Er fordert von seinen Erdbeerbauern in Spanien die Einhaltung strenger Richtlinien bei der Bewässerung und beim Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln.

Ebenso achtet das Unternehmen nach eigenen Angaben darauf, das Sortiment von Früchten und Obst an der saisonalen Verfügbarkeit auszurichten. Doch gibt es dafür nicht nur ökologische Gründe, sondern auch ökonomische, wie Rewe-Sprecher Andreas Krämer deutlich macht. „Wenn ich Wasser spare, stelle ich sicher, dass auch in Zukunft noch ausreichend davon vorhanden ist – und es damit auch bezahlbar bleibt.“

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