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Wirtschaft: Wegert will den Marktführer angreifen

Im Gespräch mit Michael Wegert geht es schnell um die Frage des Überlebens."Wenn man in dieser Branche nicht untergehen will, muß man schneller sein als die Konkurrenz und Marktanteile gewinnen", sagt der 49jährige Unternehmer - Worte, die auf den ersten Blick so gar nicht zu seinem freundlich-ruhigen Äußeren passen wollen.

Im Gespräch mit Michael Wegert geht es schnell um die Frage des Überlebens."Wenn man in dieser Branche nicht untergehen will, muß man schneller sein als die Konkurrenz und Marktanteile gewinnen", sagt der 49jährige Unternehmer - Worte, die auf den ersten Blick so gar nicht zu seinem freundlich-ruhigen Äußeren passen wollen.Wachstum ist eine Strategie, die Wegert in den vergangenen Jahren konsequent verfolgt hat: 32 Filialen zählte der Berliner Traditionsbetrieb unmittelbar vor der Wende.Heute umfaßt die Wegert Verwaltungs-GmbH & Co.Beteiligungs-KG 110 Fotoläden in Berlin und dem Umland sowie 77 große Fachmärkte für Unterhaltungselektronik in Nord-, Ost- und Süddeutschland, Österreich und Luxemburg, erzielt einen Umsatz von rund zwei Mrd.DM und beschäftigt gut 3000 Mitarbeiter.Die Pläne bleiben ehrgeizig: "200 bis 250 Fachmärkte im deutschsprachigen Raum, das wollen wir erreichen", sagt Michael Wegert.Allein 18 sollen in diesem Jahr hinzukommen.

Die Zielrichtung ist klar: Die Berliner wollen dem bisherigen Marktführer in Deutschland, der zum Metro-Konzern gehörenden Media Markt/Saturn-Gruppe, den Rang streitig machen.Ein Kraftakt ist das zweifellos, denn mit 168 Märkten in Deutschland und 220 europaweit, knapp 13 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 9,1 Mrd.DM ist Media Markt/Saturn dem Verfolger noch ein gutes Stück voraus.Doch Wegert kann sich mittlerweile auf eine finanzstarke Muttergesellschaft verlassen.Seit Anfang 1998 ist der britische Handelskonzern Kingfisher, einer der größten Betreiber von Bau- und Unterhaltungselektronikmärkten in Europa, mit 60 Prozent an dem Berliner Familienunternehmen beteiligt.

Der Verkauf eines Mehrheitsanteils, zudem verbunden mit der Option, die restlichen 40 Prozent im Jahr 2008 an Kingfisher abzutreten, sei nicht leicht gewesen, räumt Wegert ein, der seit Anfang der 80er Jahre gemeinsam mit seinem Bruder Matthias den vom Vater 1930 gegründeten Familienbetrieb leitet.Doch für Traditionsdenken gebe es in der Branche keinen Platz mehr.Der Trend gehe zu großen Fachmärkten.Wer da als Familienbetrieb nicht untergehen wolle, müsse sich Partner suchen."Über die Banken allein läßt sich die nötige Expansion nicht finanzieren", sagt Wegert.Kingfisher ist nicht der erste Verbündete.1989 hatten die Wegert-Brüder zunächst der schweizerischen Interdiscount-Gruppe eine Beteiligung von 45 Prozent verkauft.Doch dann rutschte die Interdiscount-Gruppe in den Konkurs, die beiden Wegert-Brüder mußten ihren Anteil durch Rückkauf retten.Als Flop erwies sich auch der Plan, gemeinsam mit der Kölner Rewe-Gruppe und dem süddeutschen Familienbetrieb Phora Wessendorf eine ProMarkt-Gruppe aufzubauen.1998 trennte sich der Verbund aufgrund "unterschiedlicher Geschäftsauffassungen".

Doch da hatte sich das Blatt für Wegert schon gewendet.Die Berliner - mittlerweile mit Kingfisher im Rücken - übernahmen nun den früheren Partner Phora Wessendorf mit 21 Märkten und 900 Beschäftigten im süddeutschen Raum.Anfang 1999 kauften sie die Bremer ProMarkt-Kette mit sieben Märkten in Deutschland und Österreich hinzu.Nur mit Rewe scheiterten die Verhandlungen bislang an der Preisfrage.Wegert läßt sich dadurch nicht beirren: Weil der Name ProMarkt im Rhein-/Ruhrgebiet durch Rewe besetzt ist, plant die Gruppe ihren Vorstoß gen Westen nun unter dem über die Bremer Tochter zugekauften Namen MakroMarkt.Die ersten Märkte sollen noch dieses Jahr eröffnet werden.Über weitere Zukaufabsichten hält sich Michael Wegert bedeckt: Nicht jeder Übernahmekandidat passe in das Firmenkonzept.Und die Integration verschiedener Unternehmenskulturen sei zudem "ein schwieriger Prozeß", sagt der Unternehmer, der den "Familiengedanken" hoch hält.Er sei bei jeder Neueröffnung dabei, für Mitarbeiter stehe die Tür offen.Rund 1,8 Mill.DM habe Wegert im vergangenen Jahr für Fortbildungsmaßnahmen ausgegeben.Das macht sich offenbar bezahlt: Stolz verweist der Firmenchef darauf, daß die Fehlzeitenquote bei 2,3 Prozent liege - "einschließlich Kuren und Schwangerschaften".

An dieser Familientradition soll sich vorerst nichts ändern."Mit Kingfisher", sagt Michael Wegert, "haben wir einen guten Partner gefunden".Der Konzern hat den Brüdern freie Hand für den deutschsprachigen Raum gelassen, so wurde es im Beteiligungsvertrag vereinbart.Für die Expansion sei dies ein Vorteil: Während anderswo jeder Schritt von Gremien genehmigt werden muß, "entscheiden bei uns zwei Leute: mein Bruder und ich".In neun Jahren werde man den Partnern ein solides Unternehmen übergeben.Was er dann mache, werde sich zeigen.Nur eines sei sicher, sagt Wegert: "In die Karibik ziehe ich mich nicht zurück."

MARGARITA CHIARI

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