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Wirtschaft: Weichenstellung für den deutschen Panzerbau

MÜNCHEN (tmh).Am Mittwoch werden die Weichen für die Zukunft des Panzerbaus in Deutschland gestellt.

MÜNCHEN (tmh).Am Mittwoch werden die Weichen für die Zukunft des Panzerbaus in Deutschland gestellt.Denn der Verteidigungsausschuß des Bundestages entscheidet an diesem Tag über den Großauftrag für ein gepanzertes Transport-Kraftfahrzeug (GTK).Damit ist nach Einschätzung beteiligter Unternehmen so viel "Ordnungskraft" verbunden, daß der Zuschlag einem industriepolitischen Votum zur Neuordnung der Heeresindustrie gleichkommt.

Nach der Auftragsvergabe "müssen von der Industrie Konsequenzen gezogen werden", räumte ein Sprecher der Hardthöhe im Vorfeld der Entscheidung ein.Den Verdacht, das Verteidigungsministeruim betreibe über das GTK-Projekt aktiv Rüstungspolitik, wies er zugleich vehement zurück.In den Entscheidungskriterien gebe es keine industriepolitischen Dimensionen.Die Hardthöhe will den sechs Mrd.DM umfassenden Auftrag für rund 3000 Transportpanzer an ein Konsortium unter Führung der Münchner Krauss-Maffei AG vergeben.

Damit würde das Konkurrenz-Konsortium leer ausgehen, das von der Karlsruher IWKA-Gruppe geführt wird.Wenn die Krauss-Maffei-Gruppierung zum Zug kommt, "werden sich die Mitglieder des Konsortiums an einen Tisch setzen und die Frage diskutieren: Was machen wir nun?" Diese Einschätzung vertritt der Chef der Düsseldorfer Rheinmetall AG, Hans Brauner.Sein Konzern kooperiert bei GTK mit der Mannesmann-Tochter Krauss-Maffei und der Kasseler Wegmann-Gruppe.Der Transportpanzer gilt als Keimzelle zur Bildung eines großen Panzerbaukonzerns.Krauss-Maffei und Wegmann haben bereits die Fusion ihrer Wehrtechnik eingeleitet.Das Vorhaben wird derzeit vom Kartellamt geprüft.Es würde eine panzerbauende Einheit mit 1,2 Mrd.DM Umsatz und 2000 Mitarbeitern entstehen.

"Es ist möglich, daß noch ein Dritter dazu kommt", heißt es bei Krauss-Maffei.Als Partner bietet sich Rheinmetall an."Wir arbeiten schon so zusammen, als ob wir eine Firma wären", urteilt Brauner.Wo die Führung bei einer Fusion der drei Panzerbauer liegen würde, ist Rheinmetall auch klar."Natürlich bei uns", heißt es in Düsseldorf."Wir sind die Größten", lautet die Begründung.Hinsichtlich rund 2,5 Mrd.DM Wehrtechnik-Umsatz und knapp 7000 Beschäftigten in diesem Bereich, stimmt das.Dennoch ist die Führungsfrage wohl der Knackpunkt jeder Panzerfusion in Deutschland."Jeder will die industrielle Führung haben", räumte Brauner ein.

Es könne auch ein Ausländer sein, der das Duo mit Wegmann ergänzt, meinen die Münchner.Beim GTK-Projekt sind auch die britische GKN und Frankreichs staatliche Giat-Gruppe mit von der Partie.Von derartigen Planspielen an den Rand gedrängt fühlt sich IWKA.Mit zuletzt 306 Mill.DM Umsatz und 1350 Beschäftigten im Rüstungsgeschäft sind die Karlsruher die kleinste unter den deutschen Panzerschmieden."Das ist eine politische Entscheidung gegen uns, um die Heeresausrüster nach dem Vorbild der Luftfahrtindustrie zusammenzuschließen", wertete IWKA-Chef Hans Fahr die GTK-Vorentscheidung zugunsten des Krauss-Maffei-Konsortiums.Um nicht unterzugehen, werde IWKA seine Panzerproduktion notfalls mit europäischen oder US-Konzernen vereinen, droht der Manager.Um GTK bewerben sich die IWKA-Töchter Henschel/Kuka zusammen mit der britischen Vickers und Panhard aus Frankreich.Ein Zusammenrücken der Panzerbauer auf europäischer Ebene sei ohnehin der nächste Schritt, schätzt Rheinmetall-Chef Ernst-Otto Krämer.Spätestens nach 2002, wenn die letzten großen Beschaffungsprogramme des Heeres auslaufen, müsse Deutschland eine neu geordnete Heeresindustrie haben.Dabei wird einer der drei Großen wohl auf der Strecke bleiben.

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