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Allein auf schmaler Flur stellt ein sogenannter „Picker“ in Brieselang (Kreis Havelland) im Lager des Amazon-Logistikzentrums die Bestellungen zusammen. Foto: Bernd Settnik/dpa

© dpa

Weihnachten: Mehr spenden, weniger shoppen

Im Schnitt wollen die Deutschen weniger Geld für Weihnachtspräsente ausgeben als zuletzt. Geizig sind sie deswegen nicht. Im Gegenteil.

Die Bundesbürger wollen in diesem Jahr weniger Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben, dafür aber mehr spenden – vor allem für die Unterstützung von Flüchtlingen. Der traditionellen Umfrage der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zufolge werden diesmal im Schnitt 274 Euro für Geschenke ausgegeben, nach 285 Euro vor einem Jahr. Neun Prozent der Bundesbürger wollen allerdings gar keine Geschenke kaufen. „Die Deutschen spenden in diesem Jahr aber deutlich mehr, im ersten Halbjahr für die Opfer des Erdbebens in Nepal, danach vor allem für die nach Deutschland kommenden Flüchtlinge“, sagte GfK-Handelsexperte Wolfgang Adlwarth am Freitag in Frankfurt. Der Handel dürfe mit Umsätzen von 14,3 Milliarden Euro rechnen, knapp fünf Prozent weniger als im Weihnachtsgeschäft 2014.

Allein im September seien 40 Prozent mehr gespendet worden als im Vorjahresmonat. „Offenbar reduzieren die Verbraucher ihr Budget für Geschenke zugunsten von Spenden für die Flüchtlingshilfe.“ Vor allem ältere Bundesbürger, die ohnehin schon viel spendeten, legten im Schnitt, so die Daten bis Anfang November, in diesem Jahr noch einmal 37 Euro obendrauf. Allerdings ist die Veränderung bei den 30- bis 39-Jährigen noch stärker: Sie wollen im Schnitt 24 Euro weniger für Geschenke ausgeben, dafür aber 63 Euro mehr spenden als 2014. „Dieser Trend könnte sich bei Weihnachten noch verstärken“, sagt Adlwarth.

Hilfsbereitschaft trotz Furcht

Die hohe Spendenbereitschaft gerade mit Blick auf Flüchtlinge steht in gewissem Widerspruch zur wachsenden Furcht der Bundesbürger vor den Folgen der Flüchtlingszahl. Der jüngsten Umfrage der GfK zum Konsumklima zufolge schwächt sich die Stimmung der Verbraucher vor allem deshalb ab, weil 40 Prozent wegen der vielen Flüchtlinge mit steigender Arbeitslosigkeit rechnen. „Allerdings ist dies eine abstrakte Einschätzung“, sagt GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. „Denn um ihren eigenen Arbeitsplatz fürchten sie nicht. Und die Anschaffungsneigung ist leicht gestiegen, wegen der günstigen Beschäftigungslage und der erfreulichen Einkommensentwicklung.“ Die Konsumfreude bleibe hoch, ergänzt Bürkl.

Dass die Anschläge von Paris die Kauflaune der Deutschen verderben könnten, hält er auch für wenig wahrscheinlich: „Es kann zwar sein, dass der eine oder andere nicht auf den Weihnachtsmarkt geht oder das Kaufhaus in der Innenstadt meidet“, sagte Bürkl. Davon könne aber der Online-Handel profitieren. Er macht ein Viertel seines Umsatzes in den beiden letzten Monaten des Jahres.

Was die Deutschen schenken wollen

Mit Blick auf Weihnachtsgeschenke stehen auch 2015 Bücher ganz vorne. 37 Prozent aller Konsumenten wollen Lesestoff schenken und dafür im Schnitt 40 Euro ausgeben, was Umsätze für den Buchhandel von knapp 980 Millionen Euro entspricht. Dahinter rangieren Spielwaren mit einem Anteil von 33 Prozent und im Schnitt 78 Euro – was Umsätze von 1,71 Milliarden Euro ergeben sollte. 31 Prozent der Befragten verschenken Kleidung und Accessoires für im Schnitt 88 Euro. Der Handel freut sich in dieser Sparte auf einen Umsatz von etwa 1,8 Milliarden Euro.

Besonders gefragt sind der GfK zufolge in diesem Jahr Küchengeräte und dabei wiederum Kaffeemaschinen – für im Schnitt fast 600 Euro. Beliebt bleibt unter dem Weihnachtsbaum außerdem ein Umschlag mit Bargeld. 23 Prozent der Bundesbürger wollen sich dafür entscheiden und haben dafür im Schnitt 238 Euro eingeplant. Insgesamt entspricht das Adlwarth zufolge einem Betrag von 3,5 Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte der Bürger wollte mindestens ein Geschenk online bestellen. Dies gilt Adlwarth zufolge vor allem für Abos, Eintrittskarten für Konzerte und andere Veranstaltungen.

Optimistischer als die GfK schaut übrigens der Einzelhandelsverband (HDE) auf das Weihnachtsgeschäft. Der Branchenverband rechnet mit einem Umsatzanstieg von zwei Prozent, was 87 Milliarden Euro wären.

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