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© dpa

Weihnachtsgeschäft: Einzelhandel erwartet passables Fest

Die Branche rechnet im Weihnachtsgeschäft mit einem Minus von 1,5 Prozent – die bessere Stimmung soll es richten.

Berlin - Lebkuchen und Lichterketten haben sie schon eingeläutet: die Weihnachtszeit. Da leuchten nicht nur Kinderaugen, auch der Einzelhandel schwelgt schon in Vorfreude – trotz der Wirtschaftskrise. Sechs Wochen vor Heiligabend sieht der Einzelhandel dem Jahresende zuversichtlich entgegen. Für die wichtigsten Monate November und Dezember rechnet die Branche mit einem Umsatzrückgang von 1,5 Prozent auf rund 73 Milliarden Euro. Dies teilte der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) am Donnerstag in Berlin mit. Zwar stand das Weihnachtsgeschäft 2008 mit einem Umsatz von 74,2 Milliarden noch besser da, doch das diesjährige Minus sei viel kleiner als die Einbrüche in anderen Branchen, sagte Josef Sanktjohanser. Der Präsident des HDE betonte allerdings, dies dürfe nicht darüber hinweg täuschen, dass diese Umsatzeinbußen für viele Händler schmerzhaft seien. Trotz der Niedergänge von Traditionshäusern wie Hertie, Quelle und Karstadt setzt der Handel nun auf die Konsumlaune der Verbraucher. „Im Weihnachtsgeschäft zählt eines ganz besonders: die Stimmung“, sagte Sanktjohanser.

Es war ein schwieriges Jahr für den Einzelhandel, die Wirtschaftskrise hat die Konsumlaune der Verbraucher nicht gerade verstärkt. Angst vor Arbeitslosigkeit und düstere Wachstumsprognosen steckten in den Köpfen. Die Branche musste die ersten drei Quartale 2009 einen Umsatzrückgang von zwei Prozent hinnehmen. Auch für das Gesamtjahr erwartet der Einzelhandel mit 2,6 Millionen Beschäftigten ein Umsatzminus von zwei Prozent auf 390 Milliarden Euro. So war die Prognose für das Jahresende ursprünglich wesentlich düsterer als die jetzigen 1,5 Prozent Umsatzeinbußen – obwohl der Einzelhandel mit seinem Jahresgeschäft noch besser da steht als andere Wirtschaftszweige. Stabile und teilweise gesunkene Preise haben Schlimmeres abgewendet, meint der HDI. Auch war der Arbeitsmarkt robuster als gedacht. Viele Mode- und Schuhläden hätten regelrecht einen goldenen Oktober erlebt. Tatsächlich setzt der Einzelhandel nun auf eine gestiegene Konsumlaune für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft.

Auch das Beratungsunternehmen Deloitte sieht laut einer am Montag veröffentlichten Studie das Weihnachtsgeschäft 2009 unter keinem schlechten Stern. Die Deutschen geben sich demnach optimistischer als im Vorjahr. Danach plant jeder Bürger im Schnitt 485 Euro für das Fest ein: 300 Euro für Geschenke und 185 Euro für die Feierlichkeiten. Das sind insgesamt mehr als 80 Euro mehr als 2008.

Ein gutes Weihnachtsgeschäft ist vor allem im Hinblick auf das Gesamtjahr bedeutend – es macht für den Einzelhandel ein Fünftel des Jahresumsatzes aus. „Ein ordentliches Geschäft in den Weihnachtsmonaten könnten wir sehr gut gebrauchen“, sagte Sanktjohanser.

Andere Wirtschafts- und Handelsexperten sind zurückhaltender beim Aufstellen von Prognosen für das Weihnachtsgeschäft. Rolf Bürkl von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) wollte erst die Zahlen für November abwarten. Vorher könne man keine sicheren Prognosen abgeben. „Jetzt schon Zahlen für das Geschäft um Heiligabend zu nennen, ist wie eine Glaskugel zu befragen“, sagte auch Werner Altenschmidt, Warenhausexperte bei dem Beratungsunternehmen Kemper’s Jones Lang LaSalle. Die Angst vor einer Verschlimmerung der Krise im nächsten Jahr und vor Arbeitslosigkeit könne die Konsumlust sogar weiter bremsen.

Auch HDI-Präsident Sanktjohanser rechnet mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation 2010. Schuld sei eine absehbare steigende Arbeitslosigkeit und die unverändert hohe Sparquote bei Verbrauchern. Allerdings schließt er den Abbau von Arbeitsplätzen in der Branche aus.

Große Sorgen für das derzeitige Weihnachtsgeschäft macht Sanktjohanser die Klage der Kirchen gegen die Berliner Sonntagsregelung. Am 1. Dezember will das Bundesverfassungsgericht entscheiden, ob die zehn verkaufsoffenen Sonntage in Berlin – auch jene im Advent – rechtens sind. Der HDE befürchtet Umsatzeinbußen und eine Wettbewerbsverzerrung gegenüber den sonntags geöffneten Weihnachtsmärkten. Schließlich werde in Berlin rund ein Viertel des Sonntagsumsatzes im Advent mit Touristen erzielt.

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