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Wirtschaft: Weihnachtsgeschenke fallen kleiner aus

Viele Deutsche wollen bei der Bescherung sparen – dem Einzelhandel drohen herbe Enttäuschungen

Düsseldorf - Die hohen Erwartungen des deutschen Einzelhandels an das diesjährige Weihnachtsgeschäft werden sich voraussichtlich nicht erfüllen. Nach einer vom Handelsblatt in Auftrag gegebenen Studie der Aachener Marktforschungsfirma Dialego, die 1000 Verbraucher über das Internet befragt hat, ist die Konsumstimmung derzeit schlechter als vor einem Jahr. Damals hatten die Einzelhandelsumsätze im November um 1,4 Prozent und im Dezember um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt.

Glaubt man den Befragten, werden die Weihnachtsgeschenke in diesem Jahr kleiner ausfallen. Exakt ein Drittel der Interviewten bekundete Mitte November, „eher weniger“ für Präsente ausgeben zu wollen. Nur sieben Prozent dagegen planen, ihre Ausgaben zu erhöhen. Auch die ab Januar 2007 geplante Mehrwertsteuererhöhung macht Deutschlands Verbraucher keineswegs zu Hamsterkäufern. 70 Prozent äußerten gegenüber Dialego, vorgezogene Anschaffungen werde es bei ihnen nicht geben.

Grund hierfür dürften die geringen Einkommenserwartungen sein. 42 Prozent der Verbraucher haben nach eigenen Angaben in diesem Jahr weniger in der Tasche als im Vorjahr. 40 Prozent rechnen zudem mit einem weiter schrumpfenden Nettoeinkommen. Nur 14 (Vorjahr 16) Prozent steigerten dagegen im laufenden Jahr ihr verfügbares Einkommen. 15 (Vorjahr 18) Prozent glauben an Zuwächse im kommenden Jahr.

Die überwiegend pessimistischen Aussagen der Verbraucher, die angesichts von Konjunkturaufschwung und sinkender Arbeitslosigkeit überraschen, stehen im Widerspruch zu den offiziellen Erwartungen vieler Konsumforscher und Handelsvorstände. „Wir erwarten einen Konsumschub im letzten Quartal 2006“, schrieben die Analysten der Deutschen Bank noch vor wenigen Tagen. Dank des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts, errechneten sie, werde der deutsche Einzelhandel in diesem Jahr bis Ende Dezember um ein Prozent wachsen – nach nur schwachen 0,4 Prozent in den ersten neun Monaten.

Auch die Chefs der großen Handelskonzerne zeigten sich zuletzt optimistisch. Hans-Joachim Körber, Vorstandsvorsitzender der Metro, erhofft sich einen Weihnachtsumsatz deutlich über dem Vorjahresniveau. Mit einem besseren Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr rechnet auch Karstadt-Quelle-Chef Thomas Middelhoff. Beim Douglas-Konzern sieht man „einige positive Vorzeichen für einen guten Verlauf des Weihnachtsgeschäfts“. Allein Tengelmann- Chef Karl-Erivan Haub blieb mit seiner Prognose bislang verhalten. „Der Lebensmittelhandel wird von Vorzieheffekten der bevorstehenden Mehrwertsteuererhöhung kaum profitieren“, fürchtet er.

Für die meisten Einzelhandelsbranchen entscheidet sich das Geschäft erst zum Jahresende. Spielwaren- und Schmuckgeschäfte erzielen im November und Dezember ein Drittel ihres Jahresumsatzes, Buchläden, Elektronikketten und Warenhäuser knapp ein Viertel.

Im vergangenen Dezember etwa lag der gesamte Einzelhandelsumsatz mit 38,5 Milliarden Euro mehr als 28 Prozent über den durchschnittlichen Monatseinnahmen. (HB)

Christoph Schlautmann

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