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Wo geht’s lang? Die Stiftung Warentest stellt vielen MBA-Anbietern ein schlechtes Zeugnis in Sachen Beratung aus. Immer wieder stießen sie auf Mitarbeiter, die Interessenten abwimmelten und auf die Webseiten verwiesen.

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Weiterbildung: Suche nach dem Masterplan

Ein Master of Business Administration neben dem Job gehört zu den beliebtesten Weiterbildungsangeboten. Aber welchen wählen? Es gibt verwirrend viele unterschiedliche MBA-Studiengänge. Eine ausführliche individuelle Beratung ist wichtig.

Nennen wir sie Julia: Sie ist Anfang 30, hat BWL studiert und mit einem Bachelor abgeschlossen. Fünf Jahre hat sie in einer PR-Agentur als Assistentin des Chefs gearbeitet, Überstunden geschoben, Konferenzen und Vorträge der Führungsetage gemanagt. Viel Freizeit hat sie eigentlich nicht neben Familie und Beruf. Trotzdem denkt sie über eine Weiterbildung nach, um ihr Wirtschaftswissen auszubauen. Schließlich soll der Job in der PR-Agentur nicht das Ende ihrer beruflichen Laufbahn bedeuten. Der Chef ist angetan von ihrem Plan per Fernstudium einen Master of Business Administration (MBA) anzugehen. Seine Bedingung: Die Arbeit soll unter der Weiterbildung nicht leiden. Nach ihrem Abschluss kann er sich durchaus vorstellen, Julia für andere Jobs einzusetzen.

Julias Geschichte ist relativ typisch für einen Bewerberin für einen MBA-Studiengang. Die meisten Bewerber haben bereits Wirtschaftswissenschaften, Volkswirtschaft, Jura oder Politikwissenschaften studiert und einige Jahre Berufserfahrung gesammelt. Um sich für die Führungsetage zu qualifizieren, setzen sie auf ein weiteres Studium. Zu den beliebtesten Angeboten gehört laut Experten der MBA neben dem Job. Ein Vollzeit-Studium können – und wollen – sich viele nicht leisten. Zu groß ist die Angst vor finanziellen Einschränkungen und den Wiedereinstieg in den Joballtag nicht mehr zu schaffen. Zwei bis drei Jahre neben der eigentlichen Arbeit an Vorlesungen und Seminaren teilzunehmen und Klausuren zu schreiben, erscheint vielen eine erfolgversprechende Entscheidung. Die Angebote umfassen meist ein Fernstudium mit Präsenzphasen, Online-Seminare oder Kurse am Abend und am Wochenende.

Entscheidend sind Inhalte, Image und Netzwerk

Ein Trend den auch Universitäten und Weiterbilder erkannt haben. Verlässliche Zahlen über die MBA-Angebote im In - und Ausland gibt es nicht. Experten- und Beratungsportale gehen von rund 300 Angeboten allein in Deutschland aus. Das Konzept kommt aus den USA, einen der ersten MBAs in Deutschland initiierte 1990 die Universität des Saarlandes. Während am Anfang ein eher allgemeines Management-Studium im Vordergrund stand, gibt es heute Spezialisierungen beispielsweise für den Bereich Gesundheit oder für internationale Führungsaufgaben. Vor allem private Hochschulen und Business Schools haben den MBA in ihrem Studienangebot. Hinzu kommen Fernstudien-Anbieter und Weiterbildern.

Bildungsexperte und Leiter der Studienberatung der MBA-Lounge, Sebastian Horndasch, rät dazu bei der Auswahl eines MBA-Angebots drei Kriterien zu prüfen. Entscheidend sollten Inhalt, Image und das Netzwerk sein, zu dem die Bewerber über das Studium Zugang bekommen. „Es kommt stark auf die Interessen der Studierenden an“, sagt Horndasch. Steht ein Wechsel in eine andere Branche an? Welchen akademischen Hintergrund hat der Bewerber? Wie sinnvoll ist das Erlernte für den Job, der ganz oben auf der Wunschliste steht? Soll es während oder nach dem Studium ins Ausland gehen? Bevor die Bewerbung für ein meist kostspieliges Studium eingereicht wird, sollten diese Punkte beachtet werden.

Die Anforderungen sind hoch

Der MBA ist kein alltägliches Studium. Die Anforderungen und Erwartungen der Bewerber an den vermeintlichen Karriereturbo sind hoch. Zudem können die Kosten bei über 20 000 Euro liegen. Wichtig sind laut Horndasch auch die Mitstudierenden. Ein Angebot, das vor allem Experten und Führungskräfte aus dem Ausland anlockt, kann für den MBA-Studenten, der bei einer mittelständischen Firma in Deutschland unterkommen möchte, die falsche Wahl sein. Eine Business School in der Region, die mit Unternehmen aus der Nähe zusammenarbeitet, kann dann sinnvoller sein. Wer sich für einen berufsbegleitenden MBA entscheidet, trifft zwangsläufig auf Gleichgesinnte. Für ein Vollzeit-Studium an der Uni haben sich deutlich häufiger junge Studierende mit weniger Berufserfahrung eingeschrieben. Laut Horndasch ist der Ruf der MBA-Schule ebenso wichtig für die weitere Karriere. Auch das wiederum hängt vom zukünftigen Arbeitgeber ab. Um herauszufinden, was in der Branche ankommt, hilft ein Gespräch mit der Personalabteilung, der Besuch einer Messe, auf der die MBA-Anbieter sich vorstellen oder eine Beratung bei den Industrie-und Handelskammern.

Das richtige Angebot im Dschungel der Anbieter zu finden, erfordert Geduld und Ausdauer. Oft bekommt der Interessent bei der ersten Anfrage nicht die gewünschte Antwort. Eine gute Beratung braucht vor allem Zeit, heißt es in einer Erhebung der Stiftung Warentest. Doch bei ihrer Umfrage stellten die Tester vielen Anbietern ein schlechtes Zeugnis aus. Immer wieder stießen sie auf Mitarbeiter, die Interessenten lieber mit schnellen Einschätzungen abwimmelten und auf die Webseiten verwiesen. Auch die vielgepriesenen Hotlines hielten nicht das, was sie versprachen. Die Experten empfehlen für eine persönliche Beratung ein Gespräch zwischen 30 und 60 Minuten. Für eine Telefonberatung sollten mindestens 20 Minuten drin sein.

Rankings sind nicht immer hilfreich

Bleiben die Uni-Rankings. Doch auch hier sollten Interessenten die Ergebnisse mit Vorsicht einschätzen. Zu den renommiertesten MBA-Hitparaden gehören die Rankings der britischen Tageszeitung „Financial Times“ und des Wirtschaftsmagazins „The Economist“. Topadressen in Deutschland sind etwa die Mannheim Business School, die Otto-Beisheim School of Management oder die ESMT European School of Management and Technology in Berlin. Abgefragt werden Inhalte, Internationalität oder Absolventenquote. Doch nicht immer sind die Bewertungskriterien nachvollziehbar. Selbst wenn der Anbieter in mehreren Rankings auftaucht.

Andreas Keller, Leiter des Vorstandsbereichs Hochschule und Forschung bei der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), bescheinigt vielen MBA-Angeboten einen Transparenzmangel. Häufig handele es sich nicht um Studiengänge im eigentlichen Sinne, die einen wissenschaftlichen Anspruch haben, sondern um reine Weiterbildungsangebote. „Es geht aber tatsächlich nicht nur darum, Managementfähigkeiten zu erlernen, sondern auch darum die berufliche Praxis kritisch zu reflektieren“, sagt Keller. „Der wissenschaftliche Hintergrund fehlt bei vielen Angeboten.“ Er rät Interessenten nachzuprüfen, ob die Weiterbildung im Sinne eines Studiengangs akkreditiert ist. Auskunft darüber gibt der Akkreditierungsrat. „Nicht nur der Name des MBA-Anbieters garantiert später einen guten Job“, sagt Keller. Auch die Qualität des Angebots entscheide, ob sich der finanzielle, persönliche und zeitliche Einsatz gelohnt hätte. Die öffentlichen Hochschulen könnten genau mit diesem Anspruch punkten. Die Einschätzung die praxisbezogeneren Business Schools könnten eher Türöffner für Spitzenjobs sein, lässt er nicht gelten.

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