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Wirtschaft: Weltbörsen erleiden Technologie-Schock

Berlin (nad/mot). Die Serie der Hiobsbotschaften aus der Technologiebranche reißt nicht ab.

Berlin (nad/mot). Die Serie der Hiobsbotschaften aus der Technologiebranche reißt nicht ab. Am Freitag versetzte der deutsche Bauelemente-Hersteller Epcos der Börse einen Schock: Der Konzern wird in diesem Geschäftsjahr überraschend Verluste schreiben und muss mehr als die bisher geplanten 1000 Arbeitsplätze abbauen. Die Aktie des Siemens-Ablegers stürzte um 15 Prozent ab. Mitgerissen wurden auch Siemens und deren Chip-Tochter Infineon. Der Dax rutschte um fast vier Prozent auf 3891 Zähler ab.

„Jeden Tag gehen wir in den Handel und suchen nach Unterstützung“, sagte Bryan Piskorowski von Prudential Securities mit Blick auf die ebenfalls schwächer eröffnende Wall Street. „Wir sind aber mit nichts anderem beschäftigt, als mit dem totalen Ausverkauf am Markt“, fügte er mit Blick auf die anhaltende Verkaufsstimmung an der New Yorker Börse hinzu. Technologieaktien standen am Freitag zusätzlich unter Druck, nachdem Microsoft und der Handy-Hersteller Ericsson den Markt mit aktuellen Prognosen enttäuscht hatten. Zudem wuchs nach Berichten über Unregelmäßigkeiten in den Büchern des Medienkonzerns AOL Time Warner die Angst vor einem neuen Bilanzskandal.

Epcos, weltweit zweitgrößter Hersteller von passiven Bauelementen, kündigte einen unerwarteten Verlust für das dritte Quartal an und schraubte seine Ergebnisprognose für das gesamte Geschäftsjahr 2001/2002 massiv nach unten. Wegen eines überraschenden Nachfrageeinbruchs sei im dritten Quartal nach vorläufigen Berechnungen ein Fehlbetrag von 16 Millionen Euro entstanden, sagte Epcos-Chef Gerhard Pegam. Im Vorquartal hatte Epcos noch einen Gewinn von drei Millionen Euro erzielt. Der Umsatz im dritten Quartal ist Pegam zufolge um drei Prozent auf 329 Millionen Euro zurückgegangen. Für das schlechtere Ergebnis hätten neben dem Nachfrageeinbruch auch der Preisverfall bei Bauelementen, Währungsverluste sowie höhere Kosten für Produktionsverlagerungen beigetragen.

Im Mai hatte Pegam noch verkündet, dass sich die Nachfrage allmählich belebe. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern anstatt des geplanten Gewinns in zweistelliger Millionenhöhe nun einen operativen Verlust in derselben Höhe. Beim Umsatz rechnet der Siemens-Ableger mit einem Rückgang um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 1,9 Milliarden Euro. Angesichts fehlender Wachstumsimpulse sollen noch mehr als die bislang angekündigten 1000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Konkrete Zahlen will Epcos Ende Juli nennen. Die angekündigten Restrukturierungsmaßnahmen werden Pegam zufolge das Ergebnis im laufenden Quartal mit rund 30 Millionen Euro belasten.

Bessere Nachrichten kamen von Infineon, auch wenn der Münchener Chiphersteller immer noch tief in den roten Zahlen steckt. Dank eines strikten Sparkurses und dem Abbau von 5000 Arbeitsplätzen hat das Unternehmen den Verlust vor Zinsen und Steuern im dritten Quartal immerhin auf 107 Millionen Euro verringert; im Vorquartal waren es noch 178 Millionen Euro. Damit übertraf Infineon die Schätzungen vieler Analysten, die zum Teil mit höheren Verlusten gerechnet hatten. In der schwer angeschlagenen Sparte Speicherchips ging der Verlust vor Zinsen und Steuern um 11 auf 17 Millionen Euro zurück. Der Konzernumsatz betrug im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres nahezu unverändert zum Vorquartal 1,4 Milliarden Euro. Dieses Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr sei vor allem der höheren Nachfrage bei Kommunikation und Automobilelektronik zu verdanken, sagte Infineon-Vorstand Ulrich Schumacher. In den meisten Geschäftsbereichen sei die Nachfrage relativ stabil geblieben. Für die Marktentwicklung in der zweiten Jahreshälfte sieht der Siemens-Ableger Anzeichen einer moderaten Nachfragesteigerung. Der Preisdruck werde jedoch anhalten. Dennoch will das Unternehmen seine Marktanteile in allen Sparten weiter ausbauen.

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