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Welternährungsgipfel: Große Worte, wenig Taten

Der Welternährungsgipfel geht zu Ende und die Teilnehmerstaaten sind sich einig: Die aktuelle Hungerkrise soll mit "allen zur Verfügung stehenden Mitteln" gelindert werden. Weiter ging die Einigkeit offenbar nicht - viele Stellen und Maßnahmen bleiben unkonkret.

Bis zum Schluss haben die 193 Teilnehmerstaaten des Welternährungsgipfels in Rom um eine Kompromissformel für den Umgang mit der Hungerkrise gerungen. Die "aktuelle Krise" müsse "mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln" gelindert werden, heißt es im Entwurf des "Globalen Aktionsrahmens", über den am Donnerstag verhandelt wurde. Das Dokument bleibt an vielen Stellen ungenau und erläutert nicht, welche "Mittel" gemeint sind. Die Auswirkungen der Biospritproduktion auf die Nahrungsmittelkrise sollen näher erforscht werden. Scharfe Kritik kam von Organisationen wie der Welthungerhilfe und Brot für die Welt.

Der Globale Aktionsrahmen unterscheidet zwischen Dringlichkeitsmaßnahmen und langfristigen Maßnahmen, mit denen die Nahrungsmittelknappheit überwunden werden kann. Zu den Dringlichkeitsmaßnahmen zählen Nahrungsmittellieferungen in Hungergebiete, die Förderung der Produktion und die Verringerung von Einfuhrzöllen oder Steuern. Als langfristige Maßnahmen werden Förderprogramme für Kleinproduzenten, Forschungsförderung und Handelsabkommen angesehen. Weltweit leiden derzeit rund 850 Millionen Menschen an Unterernährung, bis 2030 müsste die Nahrungsmittelproduktion um 50 Prozent gesteigert werden.

Strukturelle Ursachchen für Lebensmittelkrise finden

EU-Entwicklungskommissar Louis Michel warnte davor, sich unter dem Eindruck der aktuellen Krise zu sehr auf kurzfristige Maßnahmen zu verlegen. "Man darf nicht panisch werden, es gibt menschliche und technische Ressourcen", erklärte Michel. "Dringlichkeitshilfe hat ihre Grenzen und muss auf kurze Fristen begrenzt werden." Auf Dauer sei es wichtiger, die "strukturellen Ursachen" der Lebensmittelknappheit zu überwinden, etwa die Landnutzungsrechte, die Infrastruktur und die Handelsbedingungen.

Angesichts der widersprüchlichen Ansichten der Teilnehmerstaaten zur Biosprit-Produktion wurde laut Fao-Mitarbeitern ein Beschluss vorbereitet, die Auswirkungen dieser Produktion auf die Lebensmittelversorgung näher zu untersuchen. Bei den Biotreibstoffen vertreten die Hauptproduzenten - wie die USA und Brasilien - die Ansicht, dass sie nicht als direkte Ursache von Hunger und Unterernährung anzusehen sind. Im Schlussdokument des Ernährungsgipfels soll es lediglich heißen, die "Herausforderungen" und "Möglichkeiten", die mit den Biotreibstoffen einhergingen, sollten "offen angegangen" werden.

Roter Teppich für Agragindustrie, wenig Raum für Kleinbauern

Die Welthungerhilfe (WHH) bedauerte, dass in Rom nicht über die "entwicklungshemmenden Zoll- und Handelsbestimmungen der Industrienationen" diskutiert wurde. Dies sei "eine wichtige Ursache der Hungerkrise", sagte WHH-Ernährungsexperte Rafael Schneider. "Wir verlangen von den Entwicklungsländern eine Öffnung ihrer Märkte - und schotten gleichzeitig unsere eigenen ab." Auf internationaler Ebene werde "mit zweierlei Maß gemessen".

"Die Fao konnte nicht beantworten, was getan werden muss, damit Klimawandel und Agrarkraftstoffe die Hungerkrise nicht noch weiter verschärfen", sagte Thomas Hirsch von Brot für die Welt. Anstatt den angereisten Kleinbauern, Fischern und Hirten zuzuhören, habe man sie "weitgehend ignoriert und statt dessen der Agrarindustrie breiten Raum geboten". Auch die Vertreter von rund hundert Organisationen der Fischer und Landwirte in Rom beklagten, sie seien "an den Rand gedrängt" worden. (saw/AFP)

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