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Wirtschaft: Weltkonjunktur: Am Scheideweg

Die deutschen Wirtschaftsforscher blicken zuversichtlich in das kommende Jahr. Trotz im Detail unterschiedlicher Prognosen für 2001 verheißen die namhaften Institute ein leicht zurückgehendes, aber dennoch robustes Wirtschaftswachstum hierzulande.

Die deutschen Wirtschaftsforscher blicken zuversichtlich in das kommende Jahr. Trotz im Detail unterschiedlicher Prognosen für 2001 verheißen die namhaften Institute ein leicht zurückgehendes, aber dennoch robustes Wirtschaftswachstum hierzulande. Unsicherheit geht gleichwohl von den USA aus: Nimmt in einer so genannten harten Landung das Wachstum Amerikas rapide ab, könnte auch Europa in Mitleidenschaft gezogen werden.

Zwischen 2,4 und 2,8 Prozent schätzen die Forschungsinstitute den Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts - nach 3,0 Prozent in diesem Jahr. Gestützt wird es den Prognosen zufolge vor allem durch einen Anstieg der Binnennachfrage. Vor allem der Einzelhandel hofft auf das "spürbar verbesserte Konsumklima", das der Sachverständigenrat der Fünf Weisen als Folge der Steuerreform sieht, und damit auf das beste Jahr seit 1991. Allerdings geht der Großteil der Entlastung von rund 45,4 Milliarden Mark allein im nächsten Jahr mit 25,5 Milliarden direkt an die Unternehmen. Die Verbraucher haben nur 19,9 Milliarden mehr in der Tasche. Eine vierköpfige Familie mit einem durchschnittlichen Jahresbruttoverdienst von 60 000 Mark wird durch die Reform um 734 Mark entlastet, das sind 61 Mark pro Monat.

Am zuversichtlichsten gehen einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge denn auch verbrauchsnahe Branchen wie Ernährung, Einzelhandel, Textilien und Bekleidung in das neue Jahr. Die deutschen Schlüsselbranchen hingegen bekommen die leichte Abkühlung des Welthandelsklimas zu spüren - der deutsche Export wird nach Rekordzahlen im laufenden Jahr von etwa fast 13 Prozent Zuwachs auf als normal angesehene Werte von acht bis neun Prozent zurückkehren. Zudem sagen die Institute eine nachlassende Dynamik bei den Ausrüstungsinvestitionen voraus. Die befragten Firmen im Maschinenbau und in der Elektroindustrie schätzen die zukünftige Lage mithin als etwas schlechter, aber immer noch gut ein. Dagegen kommt der Bausektor offensichtlich nur schwer aus der Talsohle heraus.

Dank des anhaltenden Wachstums bewegt sich die Arbeitslosigkeit auch in den nächsten Monaten weiter deutlich nach unten. Einen Rückgang von 9,2 Prozent in diesem Jahr auf durchschnittlich 8,6 Prozent 2001 sagt etwa das Münchener ifo-Institut voraus - eine Besserung werde sich aber ausschließlich auf die westlichen Bundesländer konzentrieren, heißt es. Die Inflation hingegen soll mit etwas unter zwei Prozent leicht unter den gegenwärtigen Stand sinken. Besonders ein zurückgehender Ölpreis und ein erstarkender Euro sollen die Preisstabilität begünstigen. Wie sich der Preis für das schwarze Gold entwickeln wird, hängt entscheidend von der Taktik der Opec ab. Mitte Januar will sie entscheiden, ob sie angesichts des stark gesunkenen Ölpreises die Förderung kürzen wird.

Entscheidend für den weiteren Verlauf der Konjunktur in der Welt wird jedoch nach Meinung der Experten die Entwicklung in den Vereinigten Staaten sein. Nach einem zehn Jahre dauernden Boom deuten alle Indikatoren derzeit auf eine deutlich verlangsamte Dynamik hin - zuletzt das auf ein Zwei-Jahres-Tief gesunkene Verbrauchervertrauen, zuvor die rapide gesunkenen Quartalszahlen für das Bruttoinlandsprodukt. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) etwa rechnet mit einer Halbierung des Wachstums in den Staaten: Nach 5,1 Prozent in diesem Jahr sollen es nur noch 2,6 Prozent im kommenden sein. Vor allem dem US-Notenbankchef Alan Greenspan ist es nun vorbehalten, mit einer behutsamen Verbilligung des Geldes für die erwünschte sanfte Landung zu sorgen, nach welcher die Wirtschaft weniger rasant zulegt. Derartige Schritte hat er bereits angedeutet.

An die Stelle der USA als Konjunkturlokomotive könnte allein Europa treten - Japan, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, verzeichnet schon seit Jahren allenfalls mäßige Zuwächse. Bereits im dritten Quartal dieses Jahres verzeichnete die Euro-Zone zum ersten Mal seit drei Jahren ein höheres Plus als die Vereinigten Staaten; im gesamten Jahr waren es 3,4 Prozent. Wim Duisenberg, Präsident der Europäischen Zentralbank, rechnet mit einer um drei Prozent höheren Wirtschaftsleistung; sein Haus gibt eine mögliche Schwankung zwischen 2,6 und 3,6 Prozent vor.

brö

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