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Wirtschaft: Weltmeister der Gastfreundschaft

Tourismusbranche hofft auf langfristige WM-Effekte

Berlin - Die Fußballweltmeisterschaft soll Deutschland auch nach ihrem Ende noch Umsatz bescheren. Die deutsche Tourismusindustrie hofft auf die Fußballfans, die das Gastgeberland während der WM lieben gelernt haben und später zu einem Urlaub zurückkehren. Mut macht Petra Hedorfer, Chefin der Deutschen Tourismuszentrale (DZT), eine von der DTZ in Auftrag gegebene neue Umfrage unter knapp 1300 Personen aus aller Welt. Danach fühlen sich 91 Prozent in Deutschland willkommen und würden das Land als Reiseland empfehlen. Aber schon jetzt ist der Ansturm der ausländischen Gäste größer als erwartet. Statt der erwarteten eine Million seien zwei Millionen Gäste aus dem Ausland zur WM nach Deutschland gekommen, die Hälfte davon zum ersten Mal, sagte Hedorfer am Freitag in Berlin.

„Es kann nicht besser laufen“, meint auch der Chef des WM-Organisationskomitees, Franz Beckenbauer. „Alles funktioniert, wir hatten vom ersten Tag an Glück.“ Fedor Radmann, Kulturbeauftragter des Organisationskomitees, lobte vor allem die Service- und Freundlichkeitskampagnen. Lange vor der WM waren Beschäftigte in Hotels und Restaurants, Bus- und Taxifahrer auf die ausländischen Besucher vorbereitet worden. Jeder Flughafen hat einen WM-Beauftragten bekommen, an den Bahnhöfen werden mehrsprachige Betreuer eingesetzt.

Am Freitag zur Zwischenbilanz zeigten sich alle Beteiligten zufrieden. „Wir wollen Weltmeister der Gastfreundschaft werden“, sagte Ernst Fischer, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. Bisher gebe es viele Gewinner und nur ein paar Verlierer. Während sich die Erwartungen der Hotels überwiegend erfüllt haben, klagen vor allem Restaurants ohne Großleinwand über ausbleibende Gäste.

Klaus Laepple, Chef des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft, verspricht sich von der Fußball-WM einen besonderen Push für die Tourismuswirtschaft mit ihren 2,8 Millionen Beschäftigten. „Wir haben uns als offenes gastfreundliches Land dargestellt, in dem man gerne mal Urlaub macht.“ Die Deutsche Bahn hat während der WM rund 600 000 Fahrgäste mehr befördert als sonst. Außerdem hat das Unternehmen über 400 000 ihrer speziell zur WM aufgelegten und von Michael Ballack beworbenen WM-Bahncards verkauft.

Die zur WM gestartete Standortkampagne „Land der Ideen“, die je zur Hälfte von der Bundesregierung und der deutschen Industrie getragen wird, soll nach dem Willen der Initiatoren nach der Weltmeisterschaft fortgesetzt werden. „Es gäbe genügend Gründe, 2007 weiterzumachen“, sagte Michael Rogowski, früherer BDI-Präsident, am Freitag in Berlin. Rogowski sitzt im Beirat der Initiative, die im März 2005 gegründet wurde und auf die Stärken des Standorts Deutschland aufmerksam machen soll. Die Bundesregierung habe bereits signalisiert, dass sie sich an einer Finanzierung beteiligen würde. Auch in der Wirtschaft werde das Projekt sehr wohl wollend bewertet. „Die Initiative soll ein Gemeinschaftsprojekt bleiben“, sagte Rogowski. Künftig sollten aber mehr Mittelständler einbezogen werden. Die mit rund 25 Millionen Euro ausgestattete Initiative, die mit Großskulpturen wie überdimensionalen Fußballschuhen vor dem Kanzleramt bekannt wurde, wird nach den Worten Rogowskis künftig mit weniger Geld auskommen. „Es sollte mindestens die Hälfte des laufenden Budgets sein.“ Ob die Summe wieder paritätisch vom Bund und den Unternehmen aufgebracht wird, ist noch offen.

Die Initiatoren der Kampagne hoffen, dass sich das Label „Land der Ideen – Land of Ideas“ neben dem bekannten Gütesiegel „Made in Germany“ etablieren wird. Der Geschäftsführer der Initiative, Mike de Vries, sagte: „Keiner erinnert sich daran, dass wir vor zwölf Monaten in einem Jammertal gesteckt haben. Wir haben die Chance genutzt, ein positives Bild während der WM zu vermitteln.“

Seit diesem Wochenende lernen auch die New Yorker die Kampagne kennen. Topmodel Claudia Schiffer wirbt auf 80 Plakaten in der U-Bahn für das „Land der Ideen“. Die Motive zeigen Schiffer in die deutsche Flagge gehüllt mit Slogans wie „Invest in Germany, boys“ oder „Get your hands on a German supermodel“. Auch in London und Tokio sind bereits ähnliche Motive mit Claudia Schiffer zu sehen.

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