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Wirtschaft: Weltweites Warten

Microsoft startet das neue Betriebssystem Vista

München - „Bereit für einen neuen Tag“, verheißen die Plakate, die Microsoft am Donnerstag in München großflächig aufgehängt hat. Die Euphorie, mit der die Manager des weltweit größten Softwareherstellers die Markteinführung des neuen Betriebssystems Windows Vista feiern, wollen die Unternehmenskunden jedoch nicht teilen. Schließlich haben sie jahrelang auf den großen Tag warten müssen und sind immer wieder vertröstet worden. Verbraucher müssen sich noch länger gedulden: Sie werden das neue Programm, das zusammen mit dem Bürosoftware-Paket Office 2007 angeboten wird, erst Ende Januar kaufen können.

Fünf Jahre hat es gedauert, bis Microsoft den Nachfolger für das Betriebssystem Windows XP auf den Markt gebracht hat. „Das Warten hat sich gelohnt“, sagte Microsoft-Manager Kevin Johnson in München. Microsoft habe sehr viel Zeit und Kosten in die Entwicklung der Programme investiert und die Software intensiver geprüft als je zuvor. An den Programmen haben Tausende von Mitarbeitern gearbeitet; die Entwicklung soll viele Milliarden Dollar gekostet haben.

Die Mühe ist verständlich: Der Start von Vista und Office ist für Microsoft die wichtigste Produkteinführung seit Jahren. Für den Konzern steht viel auf dem Spiel, zumal beide Programme zusammen für mehr als die Hälfte des Gewinns verantwortlich sind. Damit werden andere Projekte wie die Spielkonsole Xbox oder der tragbare Player Zune finanziert.

Zudem sieht sich der Softwarekonzern, der früher eine Monopolstellung hatte, immer stärker von der Konkurrenz bedrängt. So bietet der Suchmaschinenbetreiber Google inzwischen kostenlos Programme für Textverarbeitung und Tabellen im Internet an. Zudem entdecken immer mehr Firmen das Linux-Betriebssystem, das ebenfalls kostenlos angeboten wird, als Alternative zu Windows.

Vista unterscheidet sich von Windows XP vor allem durch die höhere Sicherheit des Systems, die den Nutzer vor Angriffen aus dem Internet und vor Datenmissbrauch schützen soll. Zudem sind Installation und Verwaltung deutlich vereinfacht. Die komplett neu gestaltete grafische Oberfläche soll die Nutzung erleichtern und für eine bessere Organisation der Dateien sorgen. Unternehmen sollen die zunehmende Datenflut besser bündeln können. Zu den ersten Firmenkunden in Deutschland, die mit Vista arbeiten, gehören der Chiphersteller Infineon und der Chemiekonzern Celanese.

Beobachter sind jedoch skeptisch, dass sich Vista schnell verbreiten wird. „Das Grundproblem ist, dass Windows XP schon ziemlich gut war und den Kunden nicht auf Anhieb klar ist, warum sie Vista kaufen sollen“, sagte Andreas Zilch vom Marktforschungsinstitut Experton Group dem Tagesspiegel. Die Summe der Details mache das neue System aber interessant. Analysten von Credit Suisse schätzen, dass in den nächsten zwei Jahren nur knapp 30 Prozent aller Computernutzer Windows Vista installieren werden.

Einen kräftigen Schub erhofft sich dagegen die Hardwareindustrie von Vista. Bernd Kosch von Fujitsu Siemens Computers glaubt, dass sich der Investitionsstau beim PC-Kauf mit dem Startschuss von Vista auflösen wird. Viele Verbraucher hätten auf das neue System gewartet und deshalb in letzter Zeit keinen neuen Rechner gekauft. Für Konsumenten mit älteren Rechnern lohnt sich die Umrüstung auf Vista meistens nicht: Um das neue Betriebssystem problemlos anwenden zu können, sollte der Rechner mindestens über einen Speicherplatz von einem Gigabyte verfügen.

Nicole Huss

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