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Weltwirtschaft: Unwetterwarnung für Davos

In zwei Wochen beginnt das Weltwirtschaftsforum. Die Vorzeichen sind nicht die besten: Die Experten befürchten eine Rezession in den USA und sehen viel Unsicherheit in der Welt.

Berlin – In zwei Wochen treffen sich Manager, Investoren und Wissenschaftler aus aller Welt im Schweizer Kurort Davos, um über die Lage der globalen Wirtschaft zu beraten. Die Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums hat Tradition, eine wolkige Agenda und eine positive Stimmung gehören eigentlich dazu. Doch diesmal ist eindeutig, was oben auf der Tagesordnung steht – und die Stimmung dementsprechend gedämpft: Eine Rezession in den USA könne nicht ausgeschlossen werden, heißt es im Globalen Risk-Report, den das Forum am Mittwoch vorgelegt hat. Die politische und wirtschaftliche Unsicherheit bewege sich auf dem höchsten Niveau seit einem Jahrzehnt.

Nun hat dieser Bericht keine statistische Basis. Doch da mehr als 100 namhafte Experten mitgewirkt haben, darunter eine Reihe von Finanzinstitutionen wie Citigroup, Swiss Re und Zurich Financial, hat das gut 50-seitige Papier durchaus Gewicht. Zudem dient es als Grundlage der Tagung. Vier Risikokomplexe werden in dem Report für 2008 beschrieben: eben die Finanzkrise und die aus ihr möglicherweise resultierende Rezession in den USA, ferner die Lebensmittelversorgung, die Abhängigkeit von Zulieferern und die Energiesicherheit.

Die ausreichende Versorgung der Welt mit Lebensmitteln könne sich zu einem der Hauptrisiken des 21. Jahrhunderts entwickeln und für Preisschwankungen sorgen, heißt es in dem Papier. Schon jetzt erlebten entwickelte Länder wie die USA und Großbritannien – Deutschland wird nicht explizit genannt – lange ungekannte Preissteigerungen. Auch in China seien die Einkommen 2007 kaum gestiegen, die Lebensmittelpreise aber gewaltig. „Kombiniert mit dem stark ansteigenden Dollarpreis für Öl könnte die hohen Lebensmittelpreise in China die weltweite Inflation erhöhen.“ Hinzu komme, dass die globalen Nahrungsmittelvorräte so klein wie seit 25 Jahren nicht seien.

Die globale Wirtschaft hat ein komplexes System von Lieferbeziehungen hervorgebracht, das sich zunehmend als empfindlich herausstellt, heißt es in dem Report. Schon eine kleine Störung könne weltweite Folgen haben, doch nur wenige Firmen seien ausreichend vorbereitet.

Als ein zentrales Thema sieht das Forum die Energiesicherheit. Vorhersagen, dass die weltweite Ölnachfrage sich bis zum Jahr 2030 um mehr als ein Drittel erhöhen werde, legten dauerhaft steigende Energiepreise nahe. Hier und bei der Lebensmittelfrage komme auch der Klimawandel ins Spiel. Eines sei aber all diesen Risikokomplexen gemein, nämlich die unbeantwortete Frage, wem das jeweilige Risiko denn gehöre, konstatiert der Report – also, wer es ausbaden muss und wer die Verantwortung trägt. Von „gewaltigen Herausforderungen“ spricht Forumsgründer Klaus Schwab, aber auch von „Gelegenheiten für Entscheidungsträger in der Wirtschaft und in Regierungen, Führung zu zeigen“.

Auf Kanzlerin Angela Merkel, die zwei Jahre in Folge nach Davos reiste, muss Schwab diesmal verzichten. Eine Teilnehmerliste hat das Forum bisher nicht veröffentlicht. „Die Kraft der gemeinschaftlichen Innovation“ lautet das Motto diesmal. Moritz Döbler

Details zum Weltwirtschaftsforum finden sich unter www.weforum.org

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