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Das Land der aufgehenden Sonne schwächelt. Die Aussichten der Industrieländer dagegen hellen sich auf.

© Picture Alliance / dpa

Weltwirtschaft: Vertrauen in die Industrieländer steigt

Während China schwächelt, halten Manager große Stücke auf die USA und Japan. Die Industrieländer lösen die Bric-Staaten an der Spitze des Wirtschaftsvertrauens ab. Europa aber tritt auf der Stelle.

Als die industrialisierte Welt Ende 2008 in der tiefen Rezession versank, waren sie die letzte Hoffnung: die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und vor allem China. Und tatsächlich, der Wohlstandshunger der „Bric“-Staaten trug maßgeblich dazu bei, dass die reichen Länder der Abwärtsspirale entkommen konnten – und vor allem exportstarke Nationen wie Deutschland einen rasanten Aufschwung erlebten.

Doch die Zeiten ändern sich. Mit China schwächelt nun auch der letzte der einstigen Hoffnungsträger. Erstmals seit fast sieben Jahren lösen die Industrieländer die Bric-Staaten an der Spitze des Wirtschaftsvertrauens ab, zeigt eine neue Umfrage der Beratungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton unter rund 3000 Managern in 40 Volkswirtschaften weltweit, die dem „Handelsblatt“ vorliegt. Vor allem in den USA legte der Geschäftsoptimismus im zweiten Quartal erneut kräftig zu; US-Manager sind derzeit so zuversichtlich wie seit 2005 nicht mehr.

China ist kein Wachstumsmotor mehr

Dagegen nehmen die Konjunkturhoffnungen in China weiter ab. Die Erwartungen in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt sanken im zweiten Quartal auf den tiefsten Stand seit 2006. Derzeit finden sich in chinesischen Unternehmen weit weniger Konjunkturoptimisten als in griechischen Führungsetagen.

Neue Zahlen aus China bestätigten den Trend. Nach den jüngsten Geldmarkt-Turbulenzen bricht China nun auch noch der Export weg. Im Juni sanken die Ausfuhren erstmals seit dem Januar 2012. Während Analysten von 3,5 bis vier Prozent Zuwachs im Vergleich zum Vorjahresmonat ausgegangen waren, schrumpften die Exporte tatsächlich um 3,1 Prozent. Auch die Import waren schwächer als erwartet.

Der Welthandel bleibt schwach

„Wie stark nun die chinesische Handelsbilanz durch Scheingeschäfte auch verzerrt sein mag: Fakt ist, der Welthandel bleibt außerordentlich schwach. Die Rezession in der Eurozone belastet den globalen Warenumschlag also länger und massiver als gedacht“, sagte Alexander Bühler von der VP Bank. „Für die Exporte sieht es im dritten Quartal düster aus“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen Sprecher der chinesischen Zollbehörde. Ministerpräsident Li Keqiang ergänzte, er sei sich der Risiken für die Wirtschaft bewusst. Die Regierung müsse Reformen angehen, ohne dass dabei das Wachstum und die Beschäftigungsquote bestimmte Werte unterschritten oder die Konsumenten-Preise bestimmte Niveaus überstiegen, zitierte ihn die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Details wurden nicht genannt.

Das niedrigste Weltwirtschaftswachstum seit 23 Jahren

Am Montag werden die Wachstumsdaten zum zweiten Quartal erwartet. Ökonomen rechnen mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 7,5 Prozent – das wäre der geringste Zuwachs seit 23 Jahren.

Dagegen wächst die Zuversicht der Manager in den Vereinigten Staaten: Sie rechnen für die nächsten zwölf Monate mit steigenden Umsätzen und Gewinnen. Fast zwei Drittel der befragten Manager äußerten sich optimistisch. Auch in Japan kehrte die Zuversicht zurück. Erstmals seit mehr als einer Dekade sind mehr Manager positiv als negativ gestimmt.

Die Euro-Zone entkommt bestenfalls langsam der Tristesse. Dem spürbaren Anstieg im ersten Quartal folgte nun ein leichter Rückgang des Stimmungsindex. Neue Daten zur Industrieproduktion für Frankreich und Italien im Mai fielen durchwachsen aus. In Frankreich schrumpfte die Produktion zwar um 0,4 Prozent, doch hatten Volkswirte nach dem starken Vormonat einen doppelt so starken Rückgang erwartet. In Italien stieg die Produktion um 0,1 Prozent, die Erwartungen hatten bei 0,3 Prozent gelegen.

Axel Schrinner

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