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Am Frankfurter Flughafen geht der Streik am Dienstag weiter. Der Tarifkonflikt ist festgefahren.

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Update

Weniger Ausfälle erwartet: Frankfurter Flughafen wird noch Tage bestreikt

Noch keine Entwarnung für Reisende: Mindestens bis Freitagabend soll der Arbeitskampf auf dem Frankfurter Flughafen andauern. Die Zahl der ausgefallenen Flüge geht derweil zurück.

Die Streikfronten am Frankfurter Flughafen bleiben weiter starr - und werden Passagiere wie Airlines noch über Tage behindern. Mindestens bis Freitagabend muss mit Verspätungen und Flugausfälle gerechnet werden, weil rund 200 Mitarbeiter auf dem Vorfeld ihre Arbeit niedergelegt haben. Der Betreiber Fraport kommt indes nach eigenen Angaben immer besser mit den Folgen des Ausstandes zurecht. Die Zahl der Flugausfälle ging am vierten Streiktag weiter zurück. Auch in Berlin kam es zu Ausfällen.

Mit Hilfe von eigens geschulten Ersatz-Teams werde Fraport 80 Prozent des geplanten Flugverkehrs in Frankfurt abwickeln, erklärte ein Sprecher des Betreibers. Man sei auch auf einen längeren Arbeitskampf eingerichtet. Zuvor hatte die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) den Ausstand bis Freitagabend um 23.00 Uhr verlängert. „Natürlich wollen wir den Druck erhöhen“, sagte GdF-Sprecher Matthias Maas am Dienstag. Fraport solle an den Verhandlungstisch zurückkehren. Zugleich kritisierte Maas den Einsatz der Ersatzteams wegen der kurzen Einarbeitungszeit als „fahrlässig und gefährlich“. Er hege Zweifel, dass alle Mitarbeiter die notwendigen Lizenzen hätten.

Während am Montag noch 240 von 1.271 geplanten Flügen ausfielen, sollten es am am Dienstag nur noch 187 sein. Mehr als 1.000 Verbindungen, darunter alle Interkontinentalflüge, wurden hingegen planmäßig abgefertigt. Gestrichen wurden vor allem innereuropäische Flüge. Dem Betreiber kam dabei entgegen, dass am Rosenmontag weniger Passagiere unterwegs waren als üblich. Seit Streikbeginn am Donnerstag sind nach Flughafenangaben rund 750 Flüge ausgefallen. Anfangs waren bis zu 30 Prozent der Flüge ausgefallen, die Passagiere wurden unter anderem auf Fernzüge umgebucht. Fraport bezifferte seinen Umsatzverlust aus den beiden Streiktagen in der vergangenen Woche auf bis zu 4 Millionen Euro.

Durch die Verlängerung des Streiks ist es auch in Berlin wieder zu Einschränkungen im Luftverkehr gekommen. „Am Dienstag sind in Tegel insgesamt 17 Flüge gestrichen worden“, sagte der Sprecher der Berliner Flughäfen, Leif Erichsen. Darunter seien neun Ankünfte und acht Abflüge, hauptsächlich von und nach Frankfurt am Main. „Es ist aber auch ein Hin-und-Rückflug nach München betroffen“, sagte Erichsen. Der Betrieb am Flughafen Schönefeld laufe störungsfrei.

Viele Reisende stiegen auf die Fernzüge der Deutschen Bahn um. Besonders auf den Nord-Süd-Strecken nach Stuttgart, München, Berlin und Hamburg seien mehr Fahrgäste unterwegs, sagte ein Bahnsprecher in Berlin. Probleme entstünden dadurch keine. Am Hauptbahnhof und am Flughafen Frankfurt würden die neuen Passagiere durch Mitarbeiter eingewiesen, Züge seien verlängert worden. „Alles, was rollen kann, rollt“, sagte der Sprecher. Reisende, die wissen wollen, ob ihre Flüge ausfallen und sie auf die Schiene umgebucht werden können, sollten sich an ihre Fluggesellschaft wenden.

Auch Flugreisende in Berlin müssen sich auf Warnstreiks einstellen: Wenn bis 24. Februar kein verhandlungsfähiges Angebot des Abfertigungsdienstleisters Globe Ground Berlin (GGB) vorliege, könnten die beiden Flughäfen Tegel und Schönefeld in der nächsten Woche bestreikt werden, erklärte die Gewerkschaft Verdi am Montag.

Die GdF forderte Fraport zur Unterzeichnung des Schlichterspruchs auf. Das Papier liege auf dem Tisch, sagte Sprecher Matthias Maas im ZDF. Der Flughafenbetreiber habe den Schlichter, Hamburgs ehemaligen Bürgermeister Ole von Beust, selbst ausgesucht, aber dessen Spruch dennoch abgelehnt. Fraport wiederum hält die Forderungen der GdF für die 200 Beschäftigten des Vorfelds für überzogen.

Der Streik der vergleichsweise kleinen Gruppe von Flughafenmitarbeitern lässt derweil vereinzelte Forderungen nach einer Einschränkung des Streikrechts laut werden. Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Martin Lindner, verlangte am Dienstag eine gesetzliche Quote für Streiks. „Es sollten mindestens 50 Prozent der Arbeitnehmer eines Betriebs berechtigt sein, an der Urabstimmung über einen Streik teilzunehmen", sagte er dem „Handelsblatt“. "Sonst ist die Arbeitsniederlegung unverhältnismäßig“.

Die Vereinigung Kommunaler Arbeitgeber (VKA) forderte einen „Schutz vor zügellosen Kleinstgewerkschaften“. Klare Spielregeln für das Nebeneinander mehrerer Gewerkschaften innerhalb eines Betriebes seien dringend notwendig, sagte VKA-Präsident Thomas Böhle. Die Vereinigung, der auch der bestreikte Flughafenbetreiber Fraport angehört, verhandelt unter anderem Tarife mit der Ärztegewerkschaft Marburger Bund und hat sich schon früher gegen Tarifvielfalt in den Betrieben eingesetzt.

Streiks an deutschen Flughäfen sind für Reisende indes nichts Neues: Schon im vergangenen Jahr hatte die GdF monatelang mit der Deutschen Flugsicherung (DFS) um die Vergütung und Arbeitsbedingungen der Fluglotsen gerungen.

(dpa/dapd)

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