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Wirtschaft: Weniger Geld für Shell-Manager

Nach der Abwertung der Reserven streicht der Konzern die Prämien/Starker Gewinnanstieg dank hoher Ölpreise

Berlin - Wegen des Debakels um falsch angesetzte Ölreserven streicht der britisch-niederländische Konzern Royal Dutch Shell seinen Spitzenmanagern ihren sonst üblichen Bonus. Auch Prämien würden für das vergangene Jahr nicht gezahlt, teilte das Öl-Unternehmen am Freitag bei der Vorlage des Jahresberichts mit. Das eigentliche Geschäft lief aber dank der seit Monaten hohen Ölpreise sehr gut. Der Nettogewinn habe für das vergangene Geschäftsjahr bei rund 12,5 Milliarden Dollar gelegen. Das entspricht einem kräftigen Anstieg von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch das erste Quartal 2004 sei sehr gut gelaufen, schrieb der Konzern in seinem Jahresbericht.

Eigentlich sollte der Bericht im März vorgelegt werden, musste dann aber verschoben werden, weil Shell seit Januar mehrmals seine Ölreserven korrigieren musste. Die bisher letzte Abwertung erfolgte am 25. Mai. Danach hat der Konzern 23 Prozent weniger Reserven als in der Bilanz 2002 angegeben. Zurzeit fördert Shell – im Gegensatz zu seinen Kokurrenten – mehr Öl, als durch den Konzern an neuen Reserven erschlossen werden konnte.

Konzernchef Philip Watts und der Leiter der Öl- und Gassparte, Walter van de Vijver, sind im Zusammenhang mit der Affäre zurückgetreten. Judy Boynton, die bisherige Finanzchefin, wurde degradiert. Sie ist nur noch persönliche Beraterin des Vorstands. Alle drei ehemaligen Spitzenmanager erhalten nun trotz der hohen Gewinnsteigerung für das vergangene Jahr keine Prämien und keine Bonus. Aber auch die drei Manager, die zurzeit an der Spitze des Konzern stehen, verzichten darauf. Allein bei dem neuen Chef Jeroen van der Veer macht das 1,2 Millionen Euro aus.

Van der Veer versicherte in dem Jahresbericht, die Kontrollen in dem Konzern würden als Reaktion auf den Skandal stark verbessert. Außerdem würden zusätzlich externe Einschätzungen eingeholt, damit eine Überbewertung der Reserven nicht wieder passieren könne.

Im eigentlichen Geschäft hat Shell außerdem im vergangenen Jahr erhebliche Fortschritte gemacht. Größter Gewinnbringer waren die Suche nach und die Produktion von Öl und Gas. Hier verdiente Shell im vergangenen Jahr 9,1 Milliarden Dollar – 34 Prozent mehr als 2002. In den beiden Jahren zuvor waren die Gewinne rückläufig. Mit dem Handel und dem Transport von Gas und Strom verdiente Shell im vergangenen Jahr fast 2,3 Milliarden Dollar. Davon stammen aber mehr als eine Milliarde Dollar aus dem Verkauf der Anteile an der deutschen Ruhrgas. Die Raffinerien und Tankstellen brachten 2,86 Milliarden Dollar (plus neun Prozent). Ein Verlustgeschäft bleiben erneuerbare Energien – mit einem Minus von 267 Millionen Dollar.

Die Shell-Aktie gab in London bis zum Nachmittag – in einem insgesamt schwachen Markt – um 1,07 Prozent nach. Allerdings war das Papier auch seit April stark gestiegen.

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