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Wirtschaft: Wenn der Turnschuh plötzlich gleitet

Jacqueline Wewior flitzt lachend durch die Sportabteilung. An den Füßen trägt die Verkäuferin im Kaufhof am Alexanderplatz Sportschuhe im Skaterdesign.

Jacqueline Wewior flitzt lachend durch die Sportabteilung. An den Füßen trägt die Verkäuferin im Kaufhof am Alexanderplatz Sportschuhe im Skaterdesign. Dank einer im Fersenbereich eingelassenen Rolle kann sie sich so schnell fortbewegen. Außer rollen kann man mit den Schuhen auch gehen oder laufen - ein Vorteil gegenüber Inlineskates. Der amerikanische Hersteller Heelys will jetzt seine Rollenschuhe auch in Deutschland massiv vermarkten.

Am 17. Mai startet Heelys eine große Werbeoffensive mit Viva-Moderator Mola Adebisi. Die Schuhe werden zudem fester Bestandteil der Bühnenshow bei Sarah Connors Deutschland-Tournee im Juni sein. In den Vereinigten Staaten hat Heelys einen regelrechten Boom ausgelöst. Bereits knapp eine Million Paar hat das US-Unternehmen verkauft, seit die Schuhe dort im zweiten Halbjahr 1999 zunächst an der Westküste auf den Markt kamen. Schon im ersten Verkaufsjahr fanden die Rollenschuhe 300 000 Abnehmer.

In Deutschland dagegen sind sie erst seit dem Weihnachtsgeschäft 2001 erhältlich und bisher nach Schätzungen des deutschen Vertriebs 10 000 Mal über die Ladentheke gegangen. Wurden sie anfangs noch in kleinen Skaterläden verkauft, so haben nun große Kauf- und Sporthäuser wie Kaufhof, Karstadt, Breuninger Sport oder Sport-Scheck Heelys nahezu bundesweit flächendeckend im Sortiment. Folgerichtig sollen im Laufe des Jahres noch 50 000 weitere Exemplare abgesetzt werden. Doch Kaufhof-Verkäuferin Wewior ist skeptisch: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Trend wird. Bei uns werden die Schuhe bislang nur ab und an nachgefragt."

Gefragt sind die Rollenschuhe vor allem bei männlichen Jugendlichen, die etwa zwei Drittel der Käufer ausmachen. Der deutsche Vertrieb Californian Products möchte aber nicht nur Skater ansprechen, die die Schuhe "nebenbei zum Spaß benutzen", sondern auch Geschäftsleute sowie überhaupt "trendinteressierte, mehr oder weniger sportliche Menschen zwischen 20 und 40", sagt Marketing-Managerin Ivonne Exner. Weibliche Kunden will sie ab diesem Sommer mit - auch farblich - feminineren Modellen gewinnen.

Die aktuellen Modelle sind überwiegend in grau und schwarz gehalten und wirken etwas globig. Die Rollen sind halb im Schuh versenkt und jederzeit herausnehmbar. Sie haben einen Durchmesser von 36 Millimetern und sind an einer kleinen Achse mit einem Mikrokugellager aufgehängt. "Es ist witzig, man bekommt ganz gut Tempo drauf. Darüber wundern sich die anderen Leute, weil sie die Rollen gar nicht sehen", sagt Wewior. Die Verkäuferin mit ihren wehenden blonden Haaren ähnelt beim Rollen durchs Kaufhaus in ihren Bewegungen einer Schlittschuhläuferin, "auch Kurven kann man fahren", erklärt sie. "Vor allem am vorderen Fuß ist es wichtig, die Spitze hochzuziehen, am hinteren reicht es aus, das ein bisschen zu tun", erläutert sie die Technik. "Eigentlich ist es ganz einfach, aber man verkrampft leicht."

Marketing-Managerin Exner betont, dass die Schuhe eher Spaß machen sollen, als Sportgeräte zu sein. "Sie konkurrieren weder mit Inline-Skates noch mit irgend einem anderen Rollerprodukt." Sie seien kein Artikel, den man für die Geschwindigkeit einsetzt, man könne sich aber dank der Rollen schneller fortbewegen, als mit gewöhnlichen Schuhen: "In den USA haben bereits mehrere Paketdienste ihre Mitarbeiter mit Heelys ausgestattet", sagt Exner. Für lange Wege auf glatten Böden, wie sie innerhalb vieler Unternehmen zu finden sind, seien die Rollenschuhe besonders geeignet. Auch auf glattem Asphalt seien sie einsetzbar, was die Verkäuferin Wewior jedoch nur eingeschränkt gelten lassen will. Selbst Exner räumt ein: "Auf Kopfsteinpflaster kann man die Schuhe vergessen." Der Spaß kostet je nach Ausführung zwischen 130 und 150 Euro. Im Sommer sollen auch günstigere Modelle auf den Markt kommen, die um die 100 Euro kosten.

Tino Andresen

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