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Wirtschaft: Wenn die Amerikaner sich neu formiert haben, werden sie sich auf Europa konzentrieren, AT&T bleibt die Nummer eins

Das Angebot von Vodafone für die Übernahme von Mannesmann liegt auf dem Tisch. Jetzt müssen die Aktionäre entscheiden.

Das Angebot von Vodafone für die Übernahme von Mannesmann liegt auf dem Tisch. Jetzt müssen die Aktionäre entscheiden. Sollten sie das Angebot annehmen, hätte das neue Unternehmen direkt oder anteilig über Beteiligungen 42 Millionen Kunden. Schon allein ist Vodafone-Airtouch das größte Mobilfunkunternehmen der Welt mit mehr als 31 Millionen Kunden. Und auch, wenn sich die Mannesmann-Aktionäre nicht von ihren Papieren trennen wollen, bleibt der weltweite Telekommunikationsmarkt in Bewegung. Denn auch einigen US-Telefongesellschaften wird Interesse an Mannesmann nachgesagt. Als potenzielle Interessenten werden immer wieder Bell Atlantic und SBC Ameritech genannt. Die Telefongesellschaft MCI Worldcom bemüht sich um einen eigenen Weg, AT & T ist bereits eine Partnerschaft mit British Telecom eingegangen.

Die amerikanischen Gesellschaften AT & T, MCI Worldcom, Bell Atlantic und SBC sind gerade mit Fusionen im eigenen Land beschäftigt. AT & T, die 1885 gegründete American Telephone & Telegraph Co., verlor 1984 ihr Monopol auf dem amerikanischen Markt. "Ma Bell", die Mutter der Telefongesellschaften, wurde gezwungen, ihre lokalen Geschäfte in regionale Gesellschaften auszugliedern. Daraus entstanden eigene Telefongesellschaften, die "Baby Bells". Das Geschäft mit den Ferngesprächen blieb bei AT & T, die bald auf den Fernstrecken von neuen Telefonfirmen Konkurrenz bekam. Um weiterhin alle Telefondienstleistungen anbieten zu können, investierte der Ex-Monopolist in Ortsnetzbetreiber und Kabelgesellschaften. Im April diesen Jahres kündigte AT & T den Kauf des viertgrößten amerikanischen Kabelnetzbetreibers Media One für 62 Milliarden Dollar an, um unter Umgehung der regionalen US-Telefongesellschaften den Amerikanern auch Ortsgespräche anbieten zu können. Der Kauf soll im ersten Quartal 2000 abgeschlossen sein. 1998 setzte AT & T 53,2 Milliarden Dollar um und erzielte einen Gewinn von 6,4 Milliarden Dollar. Mit elf Millionen Kunden ist AT & T auch im Mobilfunkmarkt die Nummer eins in den USA. An internationalen Aktivitäten mangelt es noch.

MCI zählt 22 Millionen Kunden

MCI Worldcom ist die zweitgrößte amerikanische Telefongesellschaft hinter AT &T. Über eine eigene weltweite Infrastruktur will das Unternehmen Telefon-, Daten-, und Internetdienste vor allem für Geschäftskunden anbieten. Durch Zukäufe kommt MCI Worldcom schon heute auf über 22 Millionen Kunden in 50 Ländern. Der Umsatz lag 1998 bei 30,4 Milliarden Dollar. Im Oktober hat das Unternehmen den Aufbau seines konzerneigenen Glasfasernetzes in Deutschland abgeschlossen, das an das weltumspannende MCI-Netz angebunden ist. Noch ist es MCI Worldcom nicht gelungen, sich im Mobilfunk zu etablieren.

Die New Yorker Telefongesellschaft Bell Atlantic will die erste regionale Telefongesellschaft sein, die Langstreckendienste in den USA anbietet. Die angekündigte Fusion mit der GTE-Gruppe für mehr als 53 Milliarden Dollar soll zudem den Zugang zu weiteren wichtigen Lokalmärkten bringen. Das Unternehmen würde dann über ein Drittel aller US-Telefonanschlüsse verfügen. Ende des ersten Quartals 2000 soll die Fusion abgeschlossen sein. Bell Atlantic erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 31,6 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 4,3 Milliarden Dollar. Bell Atlantic ist auf dem amerikanischen Mobilfunkmarkt bisher die Nummer drei hinter AT & T und Vodafone-Airtouch. Zukünftig wollen Bell Atlantic-GTE und Vodafone-Airtouch ihre Mobilfunkaktivitäten in den USA zusammenfassen, um zum größten Anbieter auf diesem Markt aufzusteigen. International ist Bell Atlantic bereits mit Beteiligungen in 23 Ländern engagiert.

SBC verdient glänzend

Zu den profitabelsten Baby-Bell-Unternehmen gehört die texanische Telefongesellschaft SBC Communications. Sie machte 1998 einen Gewinn von vier Milliarden Dollar, bei einem Umsatz von 29 Milliarden Dollar. Auch SBC will ins Langstreckengeschäft einsteigen und ist außerdem dabei, die Regionalgesellschaft Ameritech in Chicago für 62 Milliarden Dollar zu schlucken. Gemeinsam werden die beiden Gesellschaften neun der zehn wichtigsten regionalen Märkte der USA mit Mobilfunkdiensten bedienen können. SBC hält 15 Prozent an der französichen Mobilfunkgesellschaft Cégétel, an der auch Mannesmann beteiligt ist. Ameritech hält Mobilfunk-Beteiligungen in Dänemark, Belgien und Ungarn.

Bell South schließlich erregte kürzlich Aufsehen, weil sie ihr Vorkaufsrecht beim deutschen Mobilfunkanbieter E-Plus ausübte und eine Allianz mit der holländischen KPN einging.

Auch wenn die US-Telefongesellschaften noch mit Fusionen im eigenen Land beschäftigt sind, wird ihr Interesse am europäischen Markt dadurch nicht geschmälert. Und Mannesmann gehört sicher zu den Übernahmekandidaten.

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