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Wirtschaft: Wenn die Guten fehlen

Wirtschaft fordert Konzept gegen Fachkräftemangel

Berlin - Während der Finanzkrise war der Fachkräftemangel eine Zeitlang kein Thema mehr. Nun läuft die Konjunktur wieder, und die Sorgen kehren zurück. Gerade den technischen Berufen fehlt schlichtweg der Nachwuchs, ergab eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Auf 1000 erwerbstätige Ingenieure kamen im Jahr 2007 lediglich 35 Hochschulabschlüsse der Ingenieurwissenschaften, was sich inzwischen deutlich auf den Arbeitsmarkt auswirkt.

Doch das Problem zieht sich durch alle Bereiche. Pflegekräfte fehlen ebenso wie Manager. Bis 2025 wird sich das Problem einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung nach noch verschärfen. Eine Umfrage des Deutschen Industrie und Handelskammertages (DIHK) unter 1600 Firmen ergab, dass 70 Prozent der Unternehmen in Deutschland Probleme haben, freie Stellen zu besetzen. Groß ist der Mangel vor allem im sogenannten MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) – hier fehlen dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge schon heute 66 000 Kräfte, vor allem Ingenieure.

Um den Mangel in den Griff zu bekommen, verlangen die Arbeitgeber eine vereinfachte Zuwanderung ausländischer Fachkräfte. „Wir halten mehr Zuwanderung grundsätzlich für sinnvoll“, sagte Vera Erdmann, Arbeitsmarkt-Expertin des IW. „Der Bedarf in den technischen Berufen ist mit eigenen Nachwuchskräften nicht zu decken.“ So plädieren Wirtschaftsverbände dafür, die Einkommensschwelle für Zuwanderer aus Nicht-EU-Ländern zu senken. Nur wer an seinem Arbeitsplatz mindestens 64 000 Euro verdient, darf aktuell nach Deutschland einwandern. „Diese Hürde halten wir für zu hoch“, sagte der Direktor des Vereins Deutscher Ingenieure, Willi Fuchs, dem Tagesspiegel.

Auch DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann bezeichnete eine Absenkung als „pragmatischen Schritt“. Der Arbeitgeber-Dachverband BDA fordert die Einführung eines Punktesystems. Dies steuere die Zuwanderung nach „klaren Kriterien wie Ausbildung, Sprachkenntnissen und Berufserfahrung“, sagte Arbeitsmarkt-Experte Jürgen Wuttke.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) lehnte am Dienstag Änderungen am Zuwanderungsrecht aber ab. Das geltende Recht sei ausreichend. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) erklärte, es müsse mehr für die Beschäftigung von älteren und jungen Menschen, die am Arbeitsmarkt vernachlässigt werden, getan werden. Elisa Simantke

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