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Wirtschaft: Wer Dieter Hundt in seinem Element erleben will...

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...muß ins schwäbische Uhingen fahren, dem Sitz der 1906 gegründeten Allgaier-Werke.Seit 1975 führt Hundt den heute über 1300 Mitarbeiter zählenden Autozulieferbetrieb.Wenn er Besuchern die High-Tech Maschinen erklärt, redet sich der sonst für seine abwägenden Formulierungen bekannte Arbeitgeberpräsident schnell in Begeisterung.Die Rolle des mittelständischen Unternehmers war dem studierten Maschinenbauer, der am heutigen Mittwoch seinen 60.Geburtstag feiert, genau so wenig in die Wiege gelegt wie seine heutige Position im Verbandsgeschäft.Denn nach seinem Studium in Zürich ging der frischgebackene Dr.sc.techn.zunächst eine vielversprechende Karriere als Spitzenmanager an.Vom Assistent des Vorstandes im Kernenergiebereich der AEG führte ihn in den 60er-Jahren sehr schnell der Weg an die Spitze der Kernenergiesparte bei der Kraftwerkunion in Erlangen und Offenbach.

Was bringt einen hoffnungsvollen Jungmanager dazu, die Verantwortung für 1,5 Mrd.DM Umsatz mit dem Teilhaber- und Geschäftsführerposten in einem kleinen, dazu noch in erheblichen Schwierigkeiten steckenden Familienbetrieb mit 48 Mill.DM Umsatz im verträumten Uhingen zu tauschen? Nach anfänglichem Zögern reizte ihn die Aufgabe und die Aussicht, an den Ort seiner Kindheit zurückzukehren.Heimatverbundenheit sei nun einmal ein Teil seiner Mentalität.

Der Tarifpolitiker Hundt ist ohne die Erfahrungen des Unternehmers nicht denkbar.So hat er, seit 1986 im baden-württemberger Tarifgeschäft der Metallbranche, wenig Verständnis für die notorischen Kritiker des Flächentarifvertrags."Die reden doch wie Blinde von der Farbe." Deutschland sei seit 50 Jahren als Wirtschaftsstandort erfolgreich."Das wäre doch nicht möglich gewesen, hätten wir ständig schlechte Tarifverträge geschlossen".Inzwischen seien auch Kurskorrekturen gelungen.Die zahlreichen betrieblichen Bündnisse für Arbeit belegten dies."Die Tarifpolitik steht an der Spitze der Reformbewegung in Deutschland," meint Hundt, nun wieder ganz Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände.Er werde wie die übrigen Spitzenvertreter der Wirtschaft einer Einladung der rot-grünen Regierung zu Bündnisgesprächen folgen."Eines kann ich aber schon heute sagen, sollte Gerhard Schröder mit der Ankündigung in solche Gespräche gehen, daß die Reformen bei der Lohnfortzahlung, beim Kündigungsschutz und bei der Rentenversicherung als erstes zurückgenommen werden, dann wird es kein Bündnis für Arbeit geben."

PETER THELEN (HB)

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