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Wirtschaft: Wer petzt, kommt davon

MAN soll EU Kartellabsprachen gemeldet haben

Brüssel - Die Selbstanzeige scheint in Mode zu kommen. Der Lastwagenbauer MAN soll selbst bei der EU-Kommission angerufen haben, die daraufhin Ermittlungen gegen den Münchner Konzern und mehrere seiner Konkurrenten aufnahm. Das berichtete die britische „Financial Times“ unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen. MAN könne als Whistleblower damit rechnen, in dem Fall straffrei zu bleiben. Unter Verdacht stehen auch Daimler, Volvo, Scania, MAN und Iveco.

Dass die EU-Ermittler Büros durchsuchten, weil es „Grund zu der Annahme gab“, dass Absprachen zu Preisen und Lieferzeiten getroffen würden, war schon Ende Januar von der Wettbewerbskommission bestätigt worden. Den Bericht, wonach der MAN-Konzern die vermeintlichen Mittäter in Brüssel verpfiffen habe und deswegen straffrei ausgehe, wollte eine Sprecherin am Freitag jedoch nicht kommentieren. „Wir ermitteln weiter“, sagte sie lediglich.

Die betroffenen Firmen hatten bereits im Januar angekündigt, mit der Kommission zusammenarbeiten zu wollen. Dies wiederholte am Freitag auch eine Daimler-Sprecherin. Natürlich war das kein Schuldeingeständnis. Ein kleiner Hinweis darauf, ob man sich im Recht fühlt oder nicht, lässt sich jedoch durchaus herauslesen. Kooperationswillige Unternehmen dürfen im Fall eines festgestellten Verstoßes gegen die Artikel 101 und 102 des EU-Vertrages nämlich auf eine geringere Strafe hoffen. Das Unternehmen, das als „Kronzeuge“ oder neudeutsch „Whistleblower“ auftritt und sich als Erstes selbst in Brüssel anzeigt, geht sogar ganz straffrei aus. Im aktuellen Fall soll es MAN gewesen sein. Selbst angezeigt hat sich im vergangenen Jahr auch die Lufthansa, die Kartellabsprachen im Luftfrachtbereich meldete. Die deutsche Airline musste gar keine Strafe bezahlen, der Konkurrent und Kartellpartner KLM/Air France dagegen 310 Millionen Euro.

Die Höhe der möglichen Strafen, die sich am Umsatz orientieren, erklärt die Aufgeregtheit in der Wirtschaft. Allein im vergangenen Jahr wurden Geldbußen in Höhe von rund drei Milliarden Euro verhängt, die dem EU-Haushalt zufließen. Christopher Ziedler

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