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Wirtschaft: Wer überlebt den September?

Nach dem Gewerkschaftstag der IG Metall besetzen Jürgen Peters und Berthold Huber Schlüsselpositionen mit Vertrauten

Berlin . Wer wird abgeschossen und wer steigt nach oben? In der IG Metall warten die Spitzenfunktionäre gespannt auf den September. Dann ist der Gewerkschaftstag gelaufen und die neue Herrschaft inthronisiert: Jürgen Peters als erster, Berthold Huber als zweiter Vorsitzender. In der Frankfurter Zentrale werden auf jeden Fall Zuständigkeiten neu verteilt und Schlüsselpositionen anders besetzt. Als sicher gelten zwei Personalien: Der Chef der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Claus Eilrich, wird ersetzt durch den Chef der internen Kommunikation, Georgios Arwanitidis. Eilrich ist Vertrauter des früheren IG Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel, Arwanitidis fungiert seit Jahren als rechte Hand von Peters.

Eine neue Tätigkeit wird sich Armin Schild suchen müssen. Der bisher für den Bereich Tarifpolitik zuständige Schild, ebenfalls ein Peters-Vertrauter, fällt der Arbeitsverteilung an der Spitze der Gewerkschaft zum Opfer. Traditionell ist der zweite Vorsitzende der Gewerkschaft auch verantwortlich für die Tarifpolitik. Und der neue zweite Vorsitzende Huber wird einen Mann seines Vertrauens auf diese wichtige Position holen. Möglicherweise den Stuttgarter Tarifsekretär Mirko Geiger. Dieser ist aber auch Kandidat für den Chefposten in Stuttgart; die baden-württembergische IG Metall braucht einen neuen Bezirksleiter, wenn Huber nach Frankfurt umgezogen ist.

Die IG Metall-Hauptverwaltung ist in 25 Funktionsbereiche oder Stabsstellen organisiert. Jede dieser Abteilungen ist einem geschäftsführendem Vorstandsmitglied zugeordnet. Statt bislang zehn wird der geschäftsführende Vorstand nach dem Gewerkschaftstag nur noch sieben Mitglieder haben. Neben den Spitzenleuten Peters, Huber und Bertin Eichler (Hauptkassierer) sind das voraussichtlich Kirsten Rölke (zuständig für Mitglieder und Frauen), Erwin Vitt (Jugend und Bildungspolitik), Wolf Jürgen Röder (gewerkschaftliche Bildungsarbeit) und Wolfgang Rhode (Handwerk und Betriebspolitik). Nur Rhode gilt als Peters-Mann, so dass künftig im Machtzentrum der IG Metall die Huber-Leute eine Mehrheit von 5:2 haben.

Deshalb werden auf dem Gewerkschaftstag Ende August Gegenkandidaturen aus dem linken Lager erwartet, um zumindest einen weiteren Peters-Anhänger in den Vorstand zu kriegen. Allerdings sind die Chancen begrenzt: Hauptkassierer Eichler ist in der IG Metall unumstritten und wird wiedergewählt; Kirsten Rölke ist die einzige Frau im Gremium, eine Gegenkandidatur hätte nur Aussicht auf Erfolg, wenn es sich gleichfalls um eine Frau handelte. So wie Rölke von ihrem Geschlecht, wird Erwin Vitt von seiner Parteizugehörigkeit geschützt: Vitt ist das einzige CDU-Mitglied in der IG Metall-Spitze und genießt somit Minderheitenschutz. Bleibt Wolf Jürgen Röder, der den überaus wichtigen Bereich der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit verantwortet. Möglicherweise treten zwei Linke aus Bayern gegen Röder an: Die IG Metall-Chefs aus Schweinfurt und Fürth, Klaus Ernst und Thomas Händel.

Peters muss ein großes Interesse daran haben, die Mehrheitsverhältnisse im geschäftsführenden Vorstand zu seinen Gunsten zu verändern. Ansonsten steht er in den wichtigsten Gremien der Gewerkschaft auf fast verlorenem Posten: Von den sieben Bezirksleitern sind auch nur zwei Peters-Anhänger. Und im 36-köpfigen Gesamtvorstand gibt es künftig bestenfalls eine Patt-Situation zwischen Huber- und Peters-Leuten.

In der IG Metall wird derweil tüchtig spekuliert, wie sich Peters angesichts der Mehrheitsverhältnisse verhalten wird. Dabei gilt es nicht als ausgeschlossen, dass der raubauzige Führer des linken Lagers als Integrationsfigur agiert und die tief zerstrittene Metallertruppe zusammenführt. Auch deshalb, weil Peters sein Lebensziel erreicht hat und keinen weitergehenden Ambitionen mehr nachjagen muss: Er ist endlich Erster Vorsitzender.

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