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© dpa

Werbeunternehmen: Wall und Decaux brechen den Frieden

Gerade einmal 16 Monate hielt der Frieden zwischen der Berliner Wall AG und JC Decaux. Nun ist die geplante Zusammenarbeit der beiden Konkurrenten geplatzt.

Die Zusammenlegung der Vertriebsbereiche in einer gemeinsamen Gesellschaft komme vorerst nicht zustande, teilte Wall am Dienstag mit. Als Grund für das Scheitern nannte das Unternehmen „unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige Strategie“ sowie Auflagen des Bundeskartellamts. Decaux wollte sich nicht äußern.

Die beiden Unternehmen, die vor allem Stadtmöbel und Werbeflächen vertreiben, hatten erst im März 2007 einen erbitterten Streit beigelegt und eine Partnerschaft vereinbart. Gemeinsam wollten Wall und Decaux künftig ihre rund 160 000 Plakatflächen in Deutschland vermarkten. Dazu sollte eine neue Gesellschaft mit 50 Mitarbeitern in Berlin gegründet werden. Die werbetreibende Wirtschaft hätte nur noch einen Ansprechpartner gehabt. Wall und Decaux hätten Kosten sparen können. Doch daraus wird nun nichts. Wie der Tagesspiegel aus Verhandlungskreisen erfuhr, sollen die Franzosen mit der Gründung der gemeinsamen Gesellschaft versucht haben, ihren Anteil an der Wall AG von derzeit 40 Prozent zu erhöhen. Das habe Unternehmenschef Daniel Wall abgelehnt – offenbar auf Druck des Unternehmensgründers, Aufsichtsratschefs und Hauptgesellschafters Hans Wall.

Anfang 2007 hatte Hans Wall den Chefposten an seinen 41-jährigen Sohn Daniel übergeben. Eine seiner ersten Amtshandlungen war der Friedensschluss mit Jean-François Decaux, mit dem sich Vater Hans lange erbittert gestritten hatte. Vor allem der Verkauf der Werbetochter VVR Berek der Berliner Verkehrsbetriebe an Decaux hatte Hans Wall in Rage gebracht. Er drohte mit einem Wegzug aus Berlin und mit einem Rückkauf der Wall-Anteile von Decaux.

Ein halbes Jahr später schlossen Wall und Decaux den Friedenspakt: Decaux reichte die VVR Berek an Wall weiter, der wiederum stellte seine internationalen Ambitionen zurück und überließ seine Tochterfirmen in den Niederlanden und Russland dem Konkurrenten Decaux. Von einer großen Familie war die Rede, in der es auch mal drunter und drüber gehe. Hans Wall sprach vom Konkurrenten Decaux als dem „lieben Jean-François“.

Heute muss sich Daniel Wall um Schadensbegrenzung bemühen. „Eine Zusammenlegung der Vertriebsbereiche hätte Synergien ergeben können“, ließ der Vorstandschef am Dienstag mitteilen. „Eine Fusion ist aber für die erfolgreiche Vermarktung unserer Plakatflächen nicht notwendig.“ Man sei in Deutschland „qualitativ und quantitativ bestens aufgestellt“.

Dennoch: durch eine Zusammenarbeit mit dem deutlich größeren Konkurrenten Decaux hätte die Wall AG ihre Position verbessern können. Wall setzte vergangenes Jahr mit 652 Mitarbeitern 152 Millionen Euro um. Decaux kam zuletzt mit 8900 Mitarbeitern auf einen weltweiten Umsatz von 2,1 Milliarden Euro. Derzeit gibt es etwa ein halbes Dutzend Firmen auf dem Markt für Außenwerbung. Wall dominiert den Berliner Markt, liegt aber bundesweit nach Angaben des Fachverbands Außenwerbung hinter den Konkurrenten Ströer aus Köln und der Koblenzer AWK. Zusammen mit Decaux hätte Wall deutlich aufholen können. Stefan Kaiser/Katja Reimann

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