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Wirtschaft: Werd’ vernünftig, Jacques!

Machiavelli war zwar Italiener, doch das französische „corps diplomatique“ war häufig einer seiner glänzendsten Schüler. Was aber die französische Diplomatie derzeit anrichtet, dürfte mit Sicherheit nicht die Zustimmung Machiavellis gefunden haben.

Machiavelli war zwar Italiener, doch das französische „corps diplomatique“ war häufig einer seiner glänzendsten Schüler. Was aber die französische Diplomatie derzeit anrichtet, dürfte mit Sicherheit nicht die Zustimmung Machiavellis gefunden haben. Außenminister Dominique de Villepin erklärte in der vergangenen Woche, Frankreich und Deutschland „sprechen mit einer Stimme“ in Sachen Irak. Und Präsident Jacques Chirac deutete an, Frankreich werde im UnoSicherheitsrat gegen einen Irak-Krieg stimmen. Mit derartigen Aussagen dürfte Paris nicht den Landesinteressen dienen.

Vielleicht verortet die französische Regierung sie anderswo. Vielleicht glaubt der Elysee-Palast tatsächlich, es liege in Frankreichs Interesse, Saddam zu weiterem Widerstand gegen Uno-Forderungen zu ermutigen. Oder vielleicht hält es Monsieur Chirac für richtig, die Verbündeten zu spalten, zeitliche Verzögerungen herbeizuführen und darüber die Kosten einer Abrüstung des Iraks zu steigern? Falls die politischen Mandarine Frankreichs nicht an derlei Absurditäten glauben, warum vollführten sie dann vergangene Woche solche diplomatischen Radschläge? Man könnte sie als Hoffnung auf Machtzuwachs deuten. Frankreich bezweckt mit seiner Europapolitik, ein Gegengewicht zum amerikanischen Einfluss zu schaffen. Erst kürzlich hat Frankreich Marokko für sein Interesse an einem Freihandelsabkommen mit den USA getadelt. Der französische Handelsminister Francois Loos sagte: „Sie können nicht eine engere Partnerschaft mit der EU anstreben und gleichzeitig ein Freihandelsabkommen mit den USA unterzeichnen. Sie müssen sich für eines von beiden entscheiden.“ Diese Nullsummen-Mentalität – die besser zu verfeindeten Ländern im Kalten Krieg als zu Verbündeten in der heutigen Zeit passt – ist der eigentliche Grund für die Spannungen in den transatlantischen Beziehungen.

Die Uno hat von Saddam freien Zutritt für die Waffeninspektoren gefordert. Saddam hat gegen die Uno-Resolution verstoßen, als er den Forderungen nicht nachkam. Auch wenn die Inspektoren mehr Zeit für ihre Waffenkontrollen erhalten, ändert das nichts an der Tatsache, dass Saddam seine Waffen vor der internationalen Gemeinschaft versteckt. Warum sollte Frankreich ihm dabei helfen wollen, davonzukommen?

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